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Wir sind Helden
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Pola Roy und Judith Holofernes von Wir sind Helden im Interview
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Ob nun Spiderman, Daredevil, Hulk oder X-Men. Heroen mit Superkräften liegen momentan schwer in Mode. Nicht nur auf der Kinoleinwand. In Deutschland schickt sich eine Band an, die Musiklandschaft von der Eintönigkeit zu befreien, und schmückt sich mit sensationell bescheidener Aufmüpfigkeit schon jetzt vorsichtshalber mit Lorbeeren. Diese fahren sie im Moment ein, die vier jungen Recken, die in Berlin leben, wenn sie nicht gerade auf Tour sind. Frech wie Oskar nennen sie ihre Musikkapelle „Wir Sind Helden“ und ohne zu wissen, wer dieser ominöse Oskar überhaupt sein soll, ziehen sie inzwischen eine Fanschar hinter sich her wie seiner Zeit der gute alte Rattenfänger.

Von Wir Sind Helden selbst wird ihre Musik folgendermaßen beschrieben: 28 Prozent Synthie, 34 Prozent Punk und 38 Prozent Pop. Musik, die mit der Neuen Deutschen Welle der 80er-Jahre liebäugelt. Und da gerade diese Dekade ja momentan die deutsche Popkultur wieder fest in ihrer pinken manikürten Pranke hält, kommen die blumigen, schön-traurig, kitschig-fröhlich-frechen Melodien der Helden natürlich glänzend an.

Das ist aber nur die eine Seite der Münze. Die andere ist, war und wird immer das Image einer Band sein. Wie wär’s mit diesem: „Kleines alternatives Mädchen mit Gitarre, umringt von starken Männern? Gabs auch schon mal in den 80ern, klar. Dieses ist und war aber sehr rentabel. So rentabel, dass sich damit 20 Jahre später prima Platten, Schuhe und Waschmittel verkaufen lässt. Aber es soll in diesen Zeilen ja nicht um die Wiederkehr von Nena gehen, sondern um Wir Sind Helden.

Judith Holofernes ist ihres Zeichens Sängerin, Gitarristin und Liedautorin der Gruppe und seit geraumer Zeit ein wahres „Sweetheart“ der Medien. Einen anstrengenden Toursommer und viele Konzerte in mittel- bis sehr großen Veranstaltungsorten hat sie mit Wir sind Helden absolviert und berichtet euphorisch: „Es ist optimal für eine Band, wenn so viele Leute zu den Konzerten kommen, wie es bei uns der Fall war. Und wenn diese dann auch noch mitsingen und von der Bühne springen wie die Lemminge, braucht man fast nichts anderes im Leben.“

Hinter Frau Holofernes stehen übrigens noch drei männliche Mithelden. Die sind aber in unmissverständlicher Weise die „starken Jungs“ hinter einer noch stärkeren Frontfrau. In wohlbekannten Deutschen TV Sendungen, wie „Die Harald Schmidt Show“ oder Götz Alsmanns „Zimmer Frei“ wird meist die Sängerin zu Wort gebeten und ein Platz auf der Couch beziehungsweise an der Tafel angeboten.

Dieser Umstand scheint aber Jean-Michel Tourette (Keyboards, Gitarre), Mark Tavassol (Bass) und Pola Roy (Schlagzeug) nicht weiter zu stören. Letzterer behauptet sogar heldenhaft: „Ich fühle mich durch Judith gut vertreten. Ich stehe voll hinter ihren Aussagen. Wir nehmen uns aber als Band wahr. Es ist natürlich schon so, dass Judith als Sängerin, Frontfrau, Haupttexterin und -komponistin im Mittelpunkt steht. Es gibt aber auch Fixierungen, bei denen man merkt, dass sie nur daraus folgen, dass Judith eine Frau ist“, lenkt er ein. „Das ist auch ihr dann sehr unangenehm. Uns ist zum Beispiel schon mal passiert, dass man uns vor einer Fernsehshow sagte, dass man nur einen Stuhl hätte. Diesen sollte dann freilich Judith einnehmen.“ Mit solchen ärgerlichen Zwischenfällen muss man leben. Selbst wenn man der wohl größte deutsche Newcomer des Jahres ist.

Das Debütalbum, „Die Reklamation“ verkaufte sich übrigens sehr gut. So gut, dass es sich über Wochen in den TopTen halten konnte. Pola Roy übt sich in Bescheidenheit: „Das Album kam heraus und hatte einen solchen Erfolg, mit dem keiner von uns gerechnet hätte. Wir wären mit viel weniger extremst zufrieden gewesen.“

Man ertappt sich bei Wir Sind Helden immer und immer wieder bei der Frage „Was macht diese Band so sympathisch?“. Eine Antwort ist sicher, dass man bei ihnen das Gefühl hat, als wären sie zum Erfolg gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Und, man hat es geahnt, genauso war es auch. Im Sommer des Jahres 2000 besuchte Judith Holofernes die schöne Stadt Hamburg. Dort lernte sie dann Pola Roy und Jean-Michel Tourette kennen. Man kam auf die Idee, eine Band zu gründen.

Wenig später wurde Mark Tavassol als letztes Mitglied verpflichtet. Und wie das Frauen so können, überredete Judith Holofernes ihre drei Kollegen, umzusiedeln und ihr nach Berlin zu folgen. Man nimmt in Eigenregie eine CD mit fünf Titeln auf. Darauf befindet sich die Single „Guten Tag“, zu der die Helden mit ein paar Freunden ein schönes kleines Video drehten. Und nun kommt das Unglaubliche: Ohne einen Plattenvertrag wird das Lied auf etlichen Radiosendern gespielt und sogar MTV nimmt den Clip ins Programm auf.

Von da an ging dann alles sehr schnell. Die Helden haben nun eine Plattenfirma und all das, was man so braucht, um als Band Fuß fassen zu können. „Guten Tag“ wurde vom Volk akzeptiert und die dafür verantwortliche Band ins Herz geschlossen. Es folgte ein riesiger Hit, namens „Müssen nur wollen“, den die Spatzen inzwischen schon von den Dächern brüllen, weil er wirklich wunderbar ist. Dann kam das nette Lied „Aurélie“ und nun steht die vierte Singleauskopplung auf dem neudeutschen „Schedule“. „Denkmal“ heißt das Opus und die Helden müssen sich auch hier keine Sorgen machen, ob es auf Radio- und Fernsehsendern gespielt wird, da diese ihnen sowieso aus der Hand fressen.

http://www.wirsindhelden.com

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