Mit einem dreitägigen Kongress in Köln hat der deutsche Zweig der European Recorder Teachers‘ Association (ERTA) sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Zukunftsweisenden Neuerungen im Blockflötenbau standen Sorgen über das Image der Blockflöte und die Qualität des Unterrichts gegenüber. Vor allem aber bot der Kongress reichlich Gelegenheit zum Austausch.
Keine graue Theorie, sondern lebhafte Kommunikation: Den Blockflötenpädagoginnen und -pädagogen, die aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland nach Köln angereist waren, wurde in herzlicher Atmosphäre ein vielfältiges und interessantes Programm mit Vorträgen und Workshops geboten, die vor allem praktischen Fragen nachgingen. Welche Schlaginstrumente eignen sich zur Begleitung von Renaissancemusik? Wie bringt man Kindern ausdrucksvolles Musizieren bei? Welche Methoden eignen sich für erwachsene Blockflötenschüler? Die ERTA präsentierte die Blockflötenszene als aufgeschlossene und kreative Gemeinschaft, die nach neuen Impulsen sucht.
Auch die Blockflötenbauer konnten mit spannenden Neuheiten aufwarten. Besonders herauszustellen ist die „Eagle-Flöte“. Die Altflöte zeichnet sich durch einen erstaunlich lauten Klang in allen Registern und einen großen Tonumfang aus. Erreicht hat das die Flötenbauerin Adriana Breukink in Zusammenarbeit mit der Firma Küng durch eine weite Bohrung, eine verstellbare Oktavklappe und eine Schnittkante aus Metall. Die Flöte ermöglicht, was sich viele Blockflötisten seit langem wünschen, jedoch mit der traditionellen Barockblockflöte nicht ohne Kompromisse umsetzbar ist: gemeinsam mit modernen Instrumenten oder Orchesterbegleitung zu spielen.
Während vor allem auf dem Streichinstrumentenmarkt immer mehr Anfängerinstrumente angeboten werden, ziehen die Blockflötenbauer nach: So ist nun eine neue Tenorblockflöte für Kinder erhältlich, die dank Knick, Daumenstütze und zusätzlichen Klappen auch mit kleinen Händen gespielt werden kann. Blockflötenbauer Stephan Blezinger machte außerdem auf die Möglichkeit aufmerksam, die immer besser werdenden industriell gefertigten Instrumente von Hand weiter zu verarbeiten und so kostengünstige und gleichzeitig hochwertige Flöten herzustellen.
Die Innovationskraft der Szene wurde auch in den Konzerten der Gastensembles deutlich. So zeigte Flautando Köln mit phantasievoll gestaltetem Programm voller Raritäten der Renaissance und ohne Scheu vor modernen Spieltechniken und individueller Gestaltung der Stücke, dass historische Aufführungspraxis alles andere als verstockt ist.
Gleichzeitig wurden von vielen Kongressteilnehmern aber immer wieder Sorgen um den Ruf der Blockflöte artikuliert. Obwohl sich das Niveau der Blockflötisten in den letzten Jahrzehnten enorm gesteigert hat und die Blockflöte unumstritten als gleichwertiges Instrument neben anderen Kunstinstrumenten gilt, mache sich in letzter Zeit vermehrt wieder das alte Image der Blockflöte als „minderwertiges Einsteigerinstrument“ breit. Gründe dafür seien möglicherweise die sinkenden Zahlen an den Musikschulen und vor allem schlecht ausgebildete Lehrkräfte. Eine Melodie ist schnell gelernt – die Technik aber bleibt häufig auf der Strecke. Dabei gibt es durchaus anspruchsvolle und gleichzeitig kindgerechte Lehrbücher, die die Blockflöte von Anfang an als vollwertiges Instrument behandeln. Auftritte auf hohem Niveau von Schülerensembles aus Deutschland, Großbritannien und Österreich machten deutlich, dass Kinder und Jugendliche keinesfalls mit Technik und Ausdruck überfordert sind.
Es ist ein positives Signal der ERTA, wenn sich die Organisation nun verstärkt auf die Fahnen schreibt, das Image der Blockflöte zu verbessern. Unter dem neu gewählten Präsidenten, Kent Pegler von Thun, der Michael Krones im Vorstand der ERTA ablöst, soll es zukünftig zusätzlich zum Kongress verstärkt Regionaltreffen der Mitglieder geben, um neue Ideen und Methoden zu diskutieren. Das Magazin „ERTA-Bote“ informiert regelmäßig über Entwicklungen der Pädagogik, Weiterbildungsangebote und neue Notenausgaben. Die ERTA kooperiert auch mit Komponisten und Verlagen: So hat in diesem Jahr zum ersten Mal der Kompositionswettbewerb „New Age“ stattgefunden, der zeitgenössische Werke für Anfänger und fortgeschrittene Schüler fördert. Auch auf europäischer Ebene soll eine stärkere Vernetzung stattfinden; neben Großbritannien, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Estland, Italien und Spanien ist vor kurzem Frankreich als neues Mitglied hinzugekommen.
Zum 20jährigen Jubiläum der ERTA ist vor allem das ehrenamtliche Engagement der Organisatoren zu würdigen, die mit ihrem Einsatz dazu beitragen, dass weiterhin attraktiver, individuell gestalteter Blockflötenunterricht auf hohem Niveau stattfindet.