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Die letzten Lichtsignale

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Was hatte Karlheinz Stockhausen nicht alles noch für Pläne: Nachdem das „Centre Sirius“ in Aix-en-Provence schon Ende der 1970er-Jahre gescheitert war, sollte sein „Licht“-Zyklus über die sieben Tage der Woche in sieben – auf sieben Hügeln um seinen Heimatort Kürten östlich von Köln – neu zu errichtenden Häusern aufgeführt werden. Und nach den 7 Tagen und 12 „Tierkreisen“ komponierte er seit 2004 in „Klang“ die 24 Stunden des Tages. Geplant hatte er weitere Zyklen zu den 60 Minuten, zu den 3.600 Sekunden der Stunde und – wer weiß – vielleicht zu den Millisekunden, Jahrhunderten, Jahrtausenden und Erdzeitaltern … Sein überraschender Tod am 5. Dezember vorigen Jahres hat dies vereitelt.

Rund um Stockhausens 80. Geburtstag am 22. August sind jetzt die letzten posthumen Uraufführungen aus seinem unvollendet gebliebenen Opus finalis „Klang“ zu erleben. Die 5. Stunde „Harmonien“ für Trompete erklingt erstmals am 2. August bei den BBC Proms in der Londoner Royal Albert Hall, gefolgt von der 20. Stunde „Edentia“ für Sopransaxophon und elektronische Musik am 6. August in der Anbruch-Konzertreihe des NDR Hamburg. Im Rahmen einer Kölner Stockhausen-Woche werden im WDR am 22. August die 7. Stunde „Balance“ für Bassklarinette, Englisch Horn und Flöte mit dem Ensemble Recherche uraufgeführt sowie am 31. August die 9. Stunde „Hoffnung“ für ein Streichtrio und einen Schlagzeuger des Ensembles musikFabrik, das mit den Worten „Gott sei Dank!“ schließt. Die Kölner Gesellschaft für Neue Musik präsentiert am 23. August im Kölnischen Kunstverein elf neue „Klangmomente in memoriam Karlheinz Stockhausen“ von Johannes Fritsch, Robert HP Platz, Mark Polscher, Harald Muenz, Mike Svoboda, Christoph Maria Wagner, Albrecht Zummach, Michael von Biel, Dominick Sack, Mary Bauermeister und Peter Eötvös. Am 5. Oktober beendet dann in Lissabon die Uraufführung der 6. Stunde „Schönheit“ für Bassklarinette, Trompete und Flöte den Stockhausen-Premierenreigen, aber nur vorerst, denn weitere Stunden harren ihrer Aufführung, wie die letzte vollendete 21. Stunde „Paradies“.

Über Jahrzehnte eng mit Stockhausen verbunden waren die Internationalen Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik. Stockhausen besuchte die Kurse erstmals 1951, um dort von 1953 bis 1974 jedes Jahr und dann noch einmal 1996 selbst als Dozent zu unterrichten. Die diesjährigen 44. Darmstädter Ferienkurse vom 5. bis 19. Juli werden eröffnet mit Uraufführungen von Lucas Vis, James Clarke und Robin Hoffmann. Im Abschlusskonzert wird die jüngste Version von Wolfgangs Rihms „Jagden und Formen“ zu hören sein. Zudem werden Stücke von Klaus Lang, Hans Thomalla, Marta Gentilucci, Edoardo Maguillansky, Pei-Yu Shi, Annesley Black, Felipe Lara, Christopher Trebue Moore, Birke Bertelsmeier, Patricia Manuela Fernandes Sucena de Almeida, Milica Djordjevic, Arturo Fuentes, Kristian Ireland, Simon Steen-Andersen, Marianthi Papalexandri-Alexandri, Marco Momi und Jimmy Lopez uraufgeführt. Wer davon sind die neuen Lichtgestalten?

Weitere Uraufführungen:
5.7.: Steffen Schleiermacher, Nadie nos ha visto, Schaubühne Lindenfels Leipzig
5.7.: Luke Bedford, On Time für Chor und Orchester, Gethsemane-Kirche Berlin
18.7.: Martin Smolka, Still Life with Tubas or Silence Hiding für Tuba und Orchester, musica viva Herkulessaal München
23.7.–3.8.: Festival Inventionen Berlin mit Klanginstallationen von Agostino di Scipio, Hans Peter Kuhn, Ed Osborn, „stadtmusik“, Bernhard Leitner und neuen Stücken von „O+A“, Michael Moser, Hanna Hartmann, Clara Maïda, Wolfgang Suppan, Patrick Kosk, Daniel Teruggi, Gilles Gobeil, Pei-Yu Shi, Johannes Sistermanns und Hans Tutschku
10.8.: Philipp Maintz, ferner, und immer ferner, Orgelsolo, Katharinenkirche Frankfurt

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