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Junge Talente und hingebungsvolle Töne

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Drei Tage zeitgenössische Musik beim 2. Neuen Klangfest Remscheid
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Die Vielfalt der Neuen Musik hörbar machen – dies ist erklärtes Ziel des Klangfests Remscheid. 2012 wurde das Festival in der Nachfolge der Bergischen Biennale ins Leben gerufen. „Die Neue Musik ist uns so wichtig, dass wir dafür in Remscheid ein eigenes Festival machen“, erklärt Ruth Forsbach, Veranstalterin der Konzertreihe.

Zum Auftakt stellten zwei junge Talente ihre neuen Werke vor. Paul Weinhold begann mit zwölf Jahren zu komponieren. An der Düsseldorfer Musikschule entstanden Kammermusik, Chorstücke und Opernszenen. Beim Eröffnungskonzert im Remscheider Vaßbender-Saal wurde der 19-Jährige für sein bisheriges Schaffen mit dem „2. Vaillant-Preis für junge Komponisten“ ausgezeichnet. Danach erklang die erste Uraufführung des Abends. „Kirschgarten IV“ schrieb Weinhold ursprünglich für ein Tanzprojekt nach Tschechows Drama. Das Streichquartett kommt bei aller rhythmischen Komplexität elegant und beschwingt daher. Die zweite Uraufführung sprengte die Grenzen der Kammermusik. Mit „Apokalypsis“ hat Valentin Ruckebier ein Oratorium für zwei Solostimmen, Chor und großes Ensemble geschaffen. Musik und Libretto hat der 15-jährige, der seit der Grundschule komponiert, selbst verfasst. Als Quellen dienten Sagen, die Bibel und die moderne Wissenschaft.

Beschwört der Jugendchor „Voices“, angeführt von Maren Weber und Thomas Stiefeling, beeindruckend das mögliche Weltende, läuten die Zwischenspiele „Ragnarök“ und „Gamma Burst“ die Apokalypse bereits ein. Streicher und Bläser spornen sich zu infernalischer Kakophonie an. Zwei Perkussionisten entlocken Pauken, Gongs und Trommeln ungeahnte Geräusche. So klingt der Soundtrack zu einem Untergangsszenario, das noch gedreht werden muss, das meist junge Publikum im Saal aber schon jetzt begeistert.

Bei seinem Gastspiel in der Remscheider Stadtkirche erkundete das Quartetto Ascanio „Neues für Streichquartett“. Das jüngste Werk auf dem Programm hat eine fragmentarische Struktur. „Chimenau“ (2010) stammt von Birke Bertelsmeier, die wie ihre Kollegen Ruckebier und Weinhold das Handwerk bei David P. Graham in Düsseldorf lernte und dann bei Wolfgang Rihm studierte. In ihrer Klangskizze scheint jedes Instrument eigene Wege zu gehen. Doch dann fügen sich die Teile wie bei einem Puzzle allmählich zusammen. Das junge Quartett überzeugte auch hier durch seinen eigenständigen Klang und eine geradezu stupende Technik.

Mit dem Wuppertaler Kammerchor „amici del canto“, der im Abschlusskonzert alte und neue geistliche Musik vereinte, ging das Festival zu Ende. Das 3. Neue Klangfest beginnt am 31. Oktober 2014.

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