Am 10. November fand in der Alten Feuerwache in Köln zum ersten Mal das Fes- tival für zeitgenössische Musik „Zett Emm_20_13“ statt, das sich zum Ziel gesetzt hat, Kindern und Jugendlichen ab acht Jahren Spaß an der Beschäftigung mit der Musik ihrer Zeit zu vermitteln, indem sie unter anderem erleben, wie eben diese Musik von ihren eigenen Altersgenossen komponiert, interpretiert und rezipiert wird. Initiiert und geleitet wurde das vielfältige Festival mit Konzerten, Workshops, Gesprächsrunden und Performances von Komponist und Kompositionspädagoge Thomas Taxus Beck, Leiter des Fachbereichs Komposition/Musiktheorie/Improvisation an der Rheinischen Musikschule Köln. Kooperationspartner waren das Studio musikFabrik, die KölnMusik GmbH/Kölner Philharmonie und der WDR. Ermöglicht wurde das Projekt durch die Annemarie und Helmut Börner-Stiftung.
Die Frage, ob es neben den etablierten Festivals zur zeitgenössischen Musik nun unbedingt auch noch ein Jugendfestival geben muss, kann Festivalleiter Thomas Taxus Beck nur bejahen: „Es kann doch nicht sein, dass die Entfremdung Jugendlicher von Musik, welche zu ihrer Lebenszeit und in ihrer Umgebung entsteht, weithin beklagt wird, ohne Versuche zu unternehmen, jenseits von engagierten Projekten eine breitere Jugendszene zu entwickeln, die ganz selbstverständlich mit den Ausdrucksmöglichkeiten zeitgenössischer Musik umgeht.“ Von Desinteresse der Jugendlichen an gemeinhin als zu schräg oder zu elitär beurteilter Musik kann jedenfalls keine Rede sein. Über fünfzig aktive Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich zu diesem Pilotprojekt und spielten, improvisierten und tanzten vor voll besetztem Haus.
Mit Spielfreude und Ernsthaftigkeit zugleich wurden sowohl etablierte Werke – etwa von Pierre Boulez – als auch eigene Kompositionen der Nachwuchskomponistinnen und -komponisten in insgesamt fünf halbstündigen Konzerten dargeboten. Schülerinnen und Schüler der Rheinischen Musikschule Köln präsentierten dabei auf hohem Niveau Faszinierendes und Unterhaltsames rund um die zeitgenössische Musik. Kompositionsschüler der Musikschule erhielten ebenso ein Podium wie die Teilnehmenden der „Response“-Kompositionsworkshops der KölnMusik GmbH/Kölner Philharmonie. Zwei der Konzerte wurden von den jungen Musikerinnen und Musikern des Studio musikFabrik gestaltet. Hier stellte unter anderem der junge Komponist Niklas Seidl seine Stücke in einem Gesprächskonzert vor. Auch das Spektrum der Besetzungen war riesig, von Löffeln über Klangschalen bis hin zur E-Gitarre war in Solo-, Sprechchor- und Ensemblestücken so ziemlich alles vertreten.
Daneben gab es offene (Improvisations-)Workshops für verschiedene Altersgruppen. Der Workshop „Einige Zeilen“ etwa beschäftigte sich mit der Vertonung des gleichnamigen Kurzfilms des Berliner Filmemachers Theo Thiesmeier, der seinen Film für das Festival in einer stummen Version zur Verfügung gestellt hatte. In dem mit Zeitungspapier ausgelegten Kinosaal näherten sich die Teilnehmenden unter der Leitung von Ulla Grümmer experimentell, improvisatorisch und komponierend an die Struktur und den Inhalt des Films an.
Sehenswert auch die Tanzperformances von Schülerinnen und Schülern der Tanzakademie der Rheinischen Musikschule Köln (Leitung: Rick Kam) zu den Sonaten für präpariertes Klavier von John Cage.
Abgerundet wurde das vielfältige Programm durch eine Gesprächsrunde mit Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Institutionen zu den Schwerpunkten der eigenen Arbeit und Fragen der Vermittlung von zeitgenössischer Musik. Dr. Tilman Fischer, Direktor der Rheinischen Musikschule Köln (RMS), übernahm die Moderation und sprach mit Dr. Johannes Voit (KölnMusik GmbH/Kölner Philharmonie), Peter Veale (Leitung Studio musikFabrik), Rick Kam (Tanz-akademie, RMS), Ulla Grümmer (Ensemble- und Workshopleitung, RMS), Frauke Meyer (Akademie Studio musikFabrik), Eva-Maria Zimmermann (Projektassistenz, RMS) und Initiator Thomas Taxus Beck. Insbesondere wurde die Chance benannt, durch positive Erfahrungen, wie sie im Rahmen eines solchen Festivals möglich sind, auf die Hörgewohnheiten der Jugendlichen einzuwirken, Toleranz und Akzeptanz gegenüber Neuem, Unbekanntem zu erweitern und Interesse an Ungewöhnlichem zu wecken. Das „Genre“ wurde dabei bewusst weit gefasst – experimentelle Musik, Improvisationen, Neue Musik, Klangkunst, elektronische Kompositionen – in der Hoffnung, dass die Vielfalt der Möglichkeiten genügend individuelle Anknüpfungsmomente schafft.
„Zett Emm“ sucht dabei die Kooperation der Ausbildungsstätten junger Musikerinnen und Musiker. In diesem ersten Durchgang kooperierte die Rheinische Musikschule Köln unter anderem mit dem Jugendensemble der musikFabrik Köln. In beiden Institutionen werden junge Menschen ausgebildet, ihre Vorstellungen in Klang umzusetzen, experimentelle Spieltechniken zu erproben und sich in neuen Klanglichkeiten auszudrücken. Und was kann es Spannenderes geben, als die eigenen musikalischen Ergebnisse einem zeitgenössischen Publikum vorzustellen und mit Gleichaltrigen zu teilen?