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Musikhochschule Münster macht’s ab sofort

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Drei Bachelor of Music-Studiengänge ab dem Wintersemester 2004/05 ·
Publikationsdatum
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Nein, uns ereilt kein Hitzschlag in diesem doch noch erwähnenswerten Sommer. Aber die Musikhochschule in Münster macht’s möglich – nicht nur in dieser sprachlichen Alliteration, sondern mit der Einführung der ersten künstlerischen und künstlerisch-pädagogischen BA-Studiengänge an nordrhein-westfälischen Musikhochschulen.

Ein kleiner Blick zurück:Die Empfehlungen der Musikkommission über Impulse und Modelle für das zukünftige Musikstudium in Nordrhein-Westfalen aus dem Jahre 2002 setzte die Landesregierung zügig in Reformen um.

Seit dem 1. April 2004 bildet die Musikhochschule Münster einen eigenständigen Fachbereich innerhalb der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Er dient der Pflege der Künste auf dem Gebiet der Musik durch Lehre und Studium, Kunstausübung und künstlerische Entwicklungsvorhaben sowie der Ausübung des Promotionsrechts (HG §28, NRW 05.12.2003)

Parallel zu diesen Strukturreformen entschied die damalige Abteilung Münster der Hochschule für Musik Detmold die baldige Einführung konsekutiver Bachelor/Master-Studiengänge und beauftragte eine interne Profil- und Strukturkommission, die inhaltlichen Änderungen vorzubereiten.

Mit der Unterstützung des Kollegiums, der Studierenden, den Gremien der Universität und der uneingeschränkten Förderung des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen beginnt im Oktober der erste BA-Jahrgang.

Ministeriell genehmigt wurde eine zweijährige Probephase von drei BA- Studiengängen mit der Auflage, innerhalb dieses Zeitraums auch die nun anlaufende Akkreditierung abzuschließen.

Das Wichtigste im Überblick

Aus der Sicht einer/eines Studierenden ergeben sich für den Studienverlauf folgende Aspekte:

  • Bewerbung für einen BA-Studienplatz Musik mit Instrument/Stimme oder für Elementare Musik
  • mit der Bewerbung Einreichung einer detaillierten Beschreibung der Studienmotivation
  • zweijähriges gemeinsames Basisstudium in thematischen Zusammenhängen aller drei Studiengänge
  • Wahl eines der folgenden Berufsfeldorientierten Studienprofile ab dem dritten Studienjahr:
  • „Musik und Vermittlung“
  • „Musik und Kreativität“
  • „Musik im Kontext“
  • Hospitationspraktikum zwischen dem zweiten und dritten Studienjahr
  • Projektmodul im vierten Studienjahr
  • Erweiterung des bisherigen Hauptfachunterrichts zum Kernmodul mit Ensemblespiel und Spezifizierungen im Hauptstudium innerhalb der drei Studiengänge
  • persönliches Coaching der Studierenden mit regelmäßigen Beratungsgesprächen
  • Aufbau eines persönlichen Portfolio ab dem ersten Studienjahr
  • ausgeglichene Verteilung der Präsenzstundenzahl in allen Semestern.

Ausgangspunkte, Leitideen

Klaus-Ernst Behne schrieb in seinem Artikel „Quo vadis Musikhochschulen“: „Die Musikhochschulen müssen einen Weg finden, den Spagat zwischen Praxisorientierung auf der einen und höchsten künstlerischen Ansprüchen auf der anderen Seite zu bewältigen.“ (nmz 2/03

Aus der Sicht der potenziellen Studierenden ließe sich anfügen: Wer Musik studieren möchte, möchte einen Traum realisieren. Ob dieser Traum auf dem Berufsmarkt eine Wirklichkeit findet, steht zu oft auf einem anderen Blatt. Aus derartigen Grundüberlegungen heraus entstand in Münster die Idee eines geteilten BA-Studiums. Die Studierenden beginnen ein zweijähriges Basisstudium mit dem jeweiligen Instrument/Stimme. Sie studieren anfänglich „nur“ Musik und entscheiden erst zu Beginn des dritten Studienjahres über ihr individuelles Ausbildungsziel.

Ab dem dritten Jahr ist die Wahl eines der drei nachfolgend aufgeführten Studiengänge möglich, verbunden mit einer gründlichen Beratung und Begleitung. (siehe Tabelle I : Musik und Vermittlung ab dem 3. Studienjahr)


Tabelle I: Musik und Vermittlung ab dem 3. Studienjahr

Für diesen Studiengang entscheiden sich Studierende, welche eine musikpädagogische Kompetenz erwerben möchten. Die Spezialisierung zum Musikvermittler erfolgt in mehreren Modulen: Im jeweiligen instrumentalen/vokalen Kernmodul wird zielgruppenspezifische Literatur in das Unterrichtsangebot aufgenommen.

Das Modul „Musikvermittlung“ umfasst allgemein- und fachdidaktische Inhalte sowie Grundlagen des Musiklernens und -lehrens. Das Modul „Studienschwerpunkt“ beinhaltet die Unterrichtspraxis mit unterschiedlichen Zielgruppen sowie die Planung, Analyse und Reflexion von Unterrichtsprozessen.

Im vorgelagerten Hospitationspraktikum erkunden die Studierenden musikpädagogische Einrichtungen. Der pädagogische Abschluss im vierten Jahr wird durch ein Mentoren betreutes Unterrichtspraktikum in einer musikpädagogischen Einrichtung, vorzugsweise einer Musikschule, vorbereitet.

Während dieser Praktikumszeit haben die Studierenden zusätzlich eine wöchentliche Unterrichtsbegleitung durch den jeweiligen Fachdidaktiklehrer der Hochschule.

Neu eingerichtet wird zum Wintersemester der Studiengang „Elementare Musik“. Er vermittelt eine Zweifach-Qualifikation mit der Lehrbefähigung für Elementare Musik und für das jeweilige Instrument/Stimme. Mit der entsprechenden Modulauswahl können die Studierenden individuelle Akzente setzen in Richtung elementare Gruppenimprovisation, Ensembleleitung oder Gestaltung in Musik und Bewegung. (siehe Tabelle II: Musik und Kreativität ab dem 3. Studienjahr)


Tabelle II: Musik und Kreativität ab dem 3. Studienjahr

Mit diesem Studiengang sind Studierende angesprochen, welche eine künstlerische Kompetenz erwerben möchten. Durch die kontinuierliche Verknüpfung des jeweiligen Instrumentes/Stimme mit Ensemblepraxis gewährleistet das Curriculum den flexiblen Einsatz für die unterschiedlichsten Anforderungen der Berufspraxis. Im Studienverlauf sammeln die Studierenden Erfahrungen in verschiedenen Ensemblebesetzungen, wobei der Schwerpunkt im Aufbau kammermusikalischer Ensemblearbeit liegen wird.

Im Modul „Studienschwerpunkt“ wählen die Studierenden Angebote aus den Bereichen „Management und Marketing“, Tonstudioarbeit sowie „Arbeitsfeld Bühne“.

Mit diesem Studiengang bietet die Musikhochschule Münster erstmals die praxisorientierte Verknüpfung von Musiktheorie und Musikwissenschaft in einem Studiengang an. Im Kernmodul werden stilorientierte Improvisation, Arrangement- und Stilkopietechniken sowie praxisorientiertes Klavierspiel vermittelt. Im Modul „Studienschwerpunkt“ absolvieren die Studierenden vergleichbar den „Musikvermittlern“ ein musikpädagogisches Praktikum mit eigenen Unterrichtsversuchen.

Semesterwochenstunden

Die Studierenden klagen in den derzeitigen Diplomstudiengängen häufig über ein erhebliches Ungleichgewicht in der Verteilung der Präsenzstunden im Grund- und Hauptstudium. Mit den künftigen BA-Studiengängen sind die Modulstunden so über die vier Studienjahre angeordnet, dass sich eine annähernd gleichmäßige Präsenzstundenzahl von 15 Semesterwochenstunden ergibt. In der musiktheoretischen und -wissenschaftlichen Ausbildung sind die Module so miteinander verknüpft, dass die zu studierenden Inhalte in thematischer Abstimmung geplant und vermittelt werden.

Hierzu bildet die Hochschule jährliche Dozententeams, welche ihre Inhalte in den Modulen koordinieren. Durch diese gleichzeitige Annäherung erschließen sich die Inhalte für die Studierenden in effizienter Weise.

Projektmodul

Zu Beginn des vierten Studienjahres wählen die Studierenden aller drei Studiengänge ein Projekt für die Dauer von zehn Wochen. In einem Team von in der Regel sechs bis acht Studierenden wird in diesem Zeitraum eine praxisbezogene Themenstellung selbstständig geplant, erarbeitet und realisiert.

Das gesamte Modul vom Exposé bis zur Präsentation wird dokumentiert und evaluiert und nimmt den Stellenwert einer schriftlichen Bachelor-Arbeit ein.

Die Bezeichnung Hauptfach verwendet die Musikhochschule Münster in ihrem Modulplan nicht mehr. Geht man von der Annahme aus, dass etwa ein Modul einen Cluster von Lehrveranstaltungen bezeichnet, bedeutet dies auch die Ausweitung der traditionellen Auffassung vom bisherigen Hauptfachunterricht. Zum semesterwöchentlichen Einzel-Unterricht von 90 Minuten kommt ein gleicher zeitlicher Umfang von Ensemblepraxis in allen acht Semestern hinzu. Die Hochschule fördert somit klassenübergreifend eher den Teamplayer als den Solisten vom ersten Semester an.

Coaching und Portfolio

Beratung erhält in diesem komplexen Studiensystem eine zentrale Bedeutung. Wie stelle ich meinen Studienplan zusammen, welche „Reparaturmaßnahmen“ kann ich in Anspruch nehmen, wenn ein Modul nicht erfolgreich absolviert werden konnte, welche Profilwahl im Hauptstudium kommt für mich in Frage. Fragen und Probleme, die ein einzelner Berater zeitlich nicht bewältigen kann. Die Studierenden in Münster erhalten ihren persönlichen Coach, der sie durch das gesamte Studium begleitet und mit dem sie regelmäßig Kontakt halten.

Ihrerseits dokumentieren die Studierenden ihren individuellen Studienverlauf durch den kontinuierlichen Aufbau eines Portfolios. Es enthält Notizen, Reader, Literaturlisten, Ausarbeitungen, Skizzen und Kompositionen oder Internetrecherchen. Das Portfolio wird so gestaltet, dass es den Studierenden für Bewerbungen und Präsentationen nützlich wird. Gleichzeitig dient es den regelmäßigen Coaching-Gesprächen.

Die Eingliederung der Musikhochschule in die Westfälische Wilhelms-Universität ermöglicht weiterhin gemeinsame modulare Angebote mit dem Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik. Hierzu sind intensive Planungen angelaufen.

Der Einführung der BA-Studiengänge folgt die Planung von konsekutiven Master-Studiengängen in Zusammenarbeit mit den Institutionen der Region einschließlich der Niederlande (Euregio). Gemeinsame Lehre und Forschung, Dozenten- und Studierendenaustausch sowie gemeinsame Veranstaltungen werden wesentliche Elemente der Master-Studiengänge werden.
Doch zunächst gilt es, den ersten Schritt zu wagen. Das Premierenfieber hat uns gepackt. Macht Münster es möglich?

http://www.uni-muenster.de/Musikhochschule

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