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Limbach: Rechtschreibstreit führt im Ausland zu Verunsicherung +++ Schavan kritisiert Rüttgers - Ministerin glaubt an Rechtschreibreform +++ Rechtschreibung: "taz" für einen Tag komplett in Kleinschreibung
Limbach: Rechtschreibstreit führt im Ausland zu VerunsicherungHamburg (ddp). Der jüngste Streit um die deutsche Rechtschreibung hat nach Ansicht der Präsidentin des Goethe-Instituts, Jutta Limbach, im Ausland erhebliche Verunsicherung entfacht. Limbach sagte dem Onlinedienst tagesschau.de, «jetzt wird gefragt: Was soll nun gelten? Kommt die Rolle rückwärts? Was ist dann der Ausgangspunkt, der Duden von 1991?» Die Debatte wirke sich auch ungünstig auf Kampagnen im Ausland aus, mit denen das Goethe-Institut die deutsche Sprache vermitteln wolle, kritisierte Limbach.
Die Entscheidung des «Spiegel»-Verlags und der Axel Springer AG, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, bezeichnete Limbach als «Widerstand nach Ladenschluss». Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» sei wesentlich konsequenter von Anfang an bei der alten Schreibweise geblieben.
Die Präsidentin betonte, Korrekturen der Rechtschreibreform seien notwendig. Sie müssten aber «sachlich vorgenommen» werden.
Schavan kritisiert Rüttgers - Ministerin glaubt an Rechtschreibreform
Köln (ddp-nrw). Baden-Württembergs Kultusministerin Annette Schavan (CDU) glaubt an die Durchsetzung der Rechtschreibreform und attackiert in diesem Zusammenhang den nordrhein-westfälischen CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers. Dieser hatte angekündigt, die Reform im Falle eines Sieges der CDU bei der NRW-Landtagswahl 2005 zurückzunehmen.
Dazu sagte Schavan dem «Kölner Stadt-Anzeiger» (Mittwochausgabe), unter den Ministerpräsidenten sehe sie keine Mehrheit für eine vollständige Rücknahme der einstimmig beschlossenen Reform. Um sie kippen, bräuchte Rüttgers aber ein einstimmiges Votum. «Und ich kann mir nicht vorstellen, dass in NRW in Zukunft anders geschrieben wird als zum Beispiel in Baden-Württemberg», fügte Schavan hinzu.
Einigen Verlagen, die einseitig zur alten Rechtschreibung zurückkehren wollen, warf die Ministerin vor, sich über getroffene Vereinbarungen hinwegzusetzen. «Die Bundesverbände der Zeitungs- und Zeitschriftenverleger sitzen im Beirat der Reformkommission. Im vorigen Jahr haben sie den Kultusministern gesagt, man begrüße die geplanten Änderungen im Regelwerk und bitte um zügige Beschlüsse, damit die Bevölkerung nicht verunsichert wird. Wenn ich mich danach richten soll, brauche ich die Gewissheit, dass so ein Wort gilt.» Beim Widerstand gegen die Reform handele es sich um «spektakuläre Aktionen im Sommerloch, die genau zu jener Verunsicherung führen, die angeblich vermieden werden sollte», kritisierte Schavan.
Rechtschreibung: "taz" für einen Tag komplett in Kleinschreibung
Im Streit über die Rechtschreibreform hat die Berliner "tageszeitung" ("taz") einen "konstruktiven Beitrag" angekündigt: Die Zeitung werde morgen komplett in Kleinschreibung erscheinen, teilte die Redaktion heute mit. Großgeschrieben werden nur der Satzanfang und Eigennamen.
"Diese sanfte Vereinfachung ist weltweit bewährt und kann auch uns Deutschen die Konzentration auf das Wesentliche erleichtern: die Inhalte", erklärte der stellvertretende Chefredakteur Peter Unfried.
Die "taz" ermuntere speziell die Verlage, welche die Rückkehr zur alten Rechtschreibung angekündigt oder bereits vollzogen haben, diesem Beispiel zu folgen.
Ähnliches gibt es bereits seit einem Jahr in Österreich. Das zweimonatlich erscheinende Magazin "alles über geld" des "Wirtschaftsblattes" hat laut dessen Redakteur Harald Kolerus auf die Kleinschreibung umgestellt.
Quelle: orf.at