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50 Jahre Schauspielhaus Leipzig

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Leipzig lebt sein Theater - 50 Jahre Schauspielhaus – Spektakuläre Wallenstein-Inszenierung zum Theatergeburtstag am 3. März


Leipzig (ddp). Mit Schillers «Wallenstein» fing am 1. März 1957 im komplett umgebauten Leipziger Schauspielhaus alles an. Genau ein halbes Jahrhundert später will das Theater mit diesem Stück wieder für Furore sorgen: Zum 50. Jubiläum des Schauspielhauses hat Intendant Wolfgang Engel Schillers Trilogie für den 3. März spektakulär in Szene gesetzt. An diesem ganz besonderen Tag gibt es ein Theaterfest quer durch die gesamte Stadt: Es beginnt am Nachmittag mit den «Piccolomini» in der Baumwollspinnerei, gefolgt von «Wallensteins Tod» auf der Schauspielhausbühne bis hin zu «Wallensteins Lager», das zum nächtlichen Abschluss des Jubiläums-Marathons am Völkerschlachtdenkmal aufgeschlagen wird.

Die Theaterkritikerin und Buchautorin Erika Stephan sieht in dieser Inszenierung einen «verzweifelten Versuch, mit dem Theater in die Stadt hinaus zu gehen und auf sich aufmerksam zu machen». Schließlich habe die Stadtverwaltung dem Schauspielhaus immer wieder seine zu geringe Auslastung und die damit verbundenen hohen Kosten vorgeworfen. Mit diesem «vehementen Versuch, in die Öffentlichkeit zu gehen», wolle der Intendant diesem Trend wohl entgegen wirken.

Engel, der nach der Spielzeit 2007/2008 seinen Vertrag nicht verlängern wird, sah sich in den bisher zwölf Jahren seiner Intendanz immer wieder mit den Sparzwängen der Stadt konfrontiert. Sein Nachfolger, der noch nicht feststeht, hat Stephan zufolge die schwere Aufgabe, mit einem gekürzten Budget gutes Theater zu machen. «Die Leistungsfähigkeit des Theaters und die Kreativität des Ensembles in Leipzig hat einen gleichberechtigten Stand mit anderen großen Stadttheatern», sagt Stephan, die zum 50-jährigen Jubiläum das Buch «Schauspiel Leipzig 1957-2007» geschrieben hat.

Leipzig, davon ist auch Peter Welzel überzeugt, gehört zu den zehn besten Bühnen Deutschlands. Der Vorsitzende des Freundeskreises Schauspiel Leipzig erfährt rund um das Jubiläum viel Zustimmung. Schließlich hat sein Verein entscheidend dazu beigetragen, das Haus nach schwierigen Zeiten wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Theater-Fan Welzel fungierte 2004 als Vermittler bei Gesprächen zwischen der Stadt und den früheren Eigentümern des Schauspielhauses, die Rückgabeansprüche angemeldet hatten.

Nach der Renovierung der Innenräume des Schauspielhauses in den Jahren 2002 und 2003 stoppte die Stadt wegen der unklaren Eigentumsverhältnisse die Finanzierung der Sanierungsarbeiten. Welzel begann deshalb, mit seinem Verein Spenden zu sammeln und bekam 230 000 Euro als Anschubfinanzierung für die Sanierung der Außenansicht des Gebäudes zusammen. Inzwischen hat sich die Stadt in einem Vergleich mit den Alteigentümern geeinigt und bleibt Eigentümerin des Theaters, das zum 50-jährigen Jubiläum rundum saniert ist.

«Das Schauspiel Leipzig hat ein sehr junges Publikum. Es fehlt die Generation der 50- bis 60-Jährigen», sagt Welzel, der mit seinen knapp 70 Jahren dreimal wöchentlich Theater genießt. Grund dafür sei nicht das Repertoire, sondern eher die fehlende Bereitschaft der Menschen, sich an einem Theaterabend auf schwierige Kost einzulassen. Doch das werde sich wieder ändern, ist er überzeugt. Auch den Besucherrückgang hält er nicht für dauerhaft.

Ebenso wie Welzel hat auch Theaterexpertin Stephan eine «auffällige Diskrepanz zwischen älterem und jüngerem Publikum» festgestellt. Jüngere Zuschauer seien modernen Inszenierungen gegenüber einfach aufgeschlossener als ältere.

Susann Huster