München - Die Bayerische Staatsoper wird ab kommendem Sommer über ein transportables Mini-Opernhaus verfügen. Der «Pavillon 21» soll 300 Sitzplätze haben und Raum für «ungewohnte Formate des Musiktheaters» bieten, wie Staatsopernintendant Nikolaus Bachler am Montag in München sagte.
Die Baukosten für die Konstruktion des international renommierten Wiener Architekturbüros Coop Himmelb(l)au bezifferte Bachler auf 2,1 Millionen Euro. Sie werden aus Mitteln der Staatsoper, des Freistaates Bayern und privater Sponsoren aufgebracht.
Eröffnet wird der Pavillon, dessen erster Standort der Marstallplatz hinter der Staatsoper sein soll, zu den Münchner Opernfestspiele 2010 mit einer neuen Produktion des Avantgarde-Regisseurs Christoph Schlingensief. Danach soll das Mini-Opernhaus national und international auf Reisen gehen und der Oper auch als Marketing-Instrument dienen. Internationale Künstler aus den Bereichen Performance, Bildende Kunst, Literatur sowie Komponisten, VJs, Regisseure und Musiker sollen laut Bachler den neuen Raum «mit ungewohnten, überraschenden Formaten» bespielen.
Der mobile Opern-Pavillon besteht aus einem länglichen Korpus mit schräg stehenden Wänden und mündet an der Schauseite in asymmetrisch angeordneten spitzen Zacken. Verkleidet ist der Bau mit teilweise perforierten Aluminiumblechen. Der Besucher betritt das Gebäude durch die «kristalline Außenhaut» und erreicht über eine offene Podestfläche und eine Lobby das eigentliche Auditorium.
Die «Spike-Konstruktion» basiere auf per Computer räumlich modellierten Tonsequenzen eines Songs von Jimmy Hendrix, erläuterte Architekt Wolf Prix, dessen Büro in München bereits die futuristische BMW-Motorwelt geplant hatte. Dadurch gingen «Gestalt und Funktion eine Synthese ein».
Bachler sieht in dem modular gebauten Pavillon, der komplett in Seecontainer verpackt werden kann, «einen Ort der Recherche, des Experiments, des Labors und des Risikos», an dem «unterschiedliche Formen der Kommunikation» erprobt werden könnten. Im Gegensatz zu den in Europa vorherrschenden Theaterräumen des 19. Jahrhunderts setze der flexible Pavillon den künstlerischen Formen keine Grenzen.
Dabei erinnerte Bachler an den lange Zeit in München wirkenden Komponisten und Theaterreformer Richard Wagner, dem für seine Tetralogie «Der Ring des Nibelungen» ein Aufführungsort «frei von den Einwirkungen des Repertoireganges unserer stehenden Theater» vorgeschwebt habe.
Eine besondere Herausforderung für die Architekten war laut Prix die Abschirmung der leichten Konstruktion gegen Lärm von Außen und die Gewährleistung einer guten Innenraum-Akustik. Weil die Leichtbaukonstruktion der Schalldämmung technische Grenzen setzt, verfügt das Gebäude über eine Lärm absorbierende und reflektierende Außenhaut und Geometrie. Mögliche Hintergrundgeräusche im Inneren des Gebäudes sollen durch elektronische Verstärkung «übertönt» werden.