Der Dirigent Christian Thielemann hat am Mittwoch (16. Dezember) in der Semperoper seinen Vertrag als künftiger Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden unterzeichnet. Im Beisein der parteilosen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Sabine von Schorlemer, erfolgte dies hinter verschlossenen Türen, um die noch bis Sommer 2012 laufende Amtszeit von Generalmusikdirektor Fabio Luisi nicht zu beschaden. Der Italiener wechselt dann ans Opernhaus Zürich, wo er gemeinsam mit dem neuen Intendanten Andreas Homoki antreten wird.
Christian Thielemann, der seit 2004 GMD der Münchner Philharmoniker ist, seinen dortigen Vertrag wegen Kompetenzstreitigkeiten mit der bayrischen Landeshauptstadt über 2011 jedoch nicht verlängern wollte, tritt in Dresden absichtsvoll als Chefdirigent und nicht als Generalmusikdirektor an, um weniger verwaltungstechnisch, dafür mehr künstlerisch tätig sein zu können.
Er soll in seiner sächsischen Zukunft pro Saison mindestens 45 Konzert- und Operndirigate wahrnehmen, davon zwölf Sinfoniekonzerte mit vier Programmen vor Ort, zudem drei Sonder- und obendrein 18 Tourneekonzerte gestalten. Ebenfalls als Minimum festgelegt wurden zwölf Opernaufführungen pro Spielzeit.
Bereits in der Vergangenheit haben Christian Thielemann und Sächsische Staatskapelle mehrfach erfolgreich zusammengearbeitet, zuletzt im September 2009, als er kurzfristig für den erkrankten Luisi eingesprungen war und eine überwältigende 8. Sinfonie von Anton Bruckner interpretierte. Als Gast ist der 1950 in Berlin geborene Dirigent bereits in den Gedenkkonzerten zum 13. und 14. Februar 2010 – 65 Jahre nach Dresdens Zerstörung – wieder an der Elbe und wird in der vor dann genau 25 Jahren wieder eingeweihten Semperoper Beethovens „Missa Solemnis“ dirigieren. Zu diesem Termin sei auch eine erste Pressekonferenz mit Thielemann in Dresden anberaumt, teilte die Staatskapelle am Mittwoch mit.
Schon jetzt interessiert sich die Öffentlichkeit für die Hintergründe der ZDF-Entscheidung, das alljährliche Silvesterkonzert von 2010 an nicht mehr mit den Berliner Philharmonikern, sondern mit der Sächsischen Staatskapelle auszustrahlen; dann freilich schon nicht mehr mit dem noch amtierenden GMD Fabio Luisi, sondern mit dem künftigen Chefdirigenten Christian Thielemann. Dessen Vertragslaufzeit mit der auf eine Tradition von mehr als 560 Jahren gegründeten Kapelle ist auf zunächst sieben Jahre bis 2019 befristet.