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Der Silly-Bassist Jäcki Reznicek

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Der Bassist als Professor - Lehrbücher des Silly-Musikers Jäcki Reznicek gelten als Standardwerke - Film über Band bei Berlinale


Berlin (ddp-bln). Wenn die Musiker der Berliner Band Silly ihren Bassisten ärgern wollen, sagen sie «Herr Professor». Dieser Titel mag in Kollegenkreisen verpönt sein. Richtig ist er allemal, denn Jäcki Reznicek lehrt an der Musikhochschule Dresden, hat Privatschüler und schreibt Fachbücher, die inzwischen sogar auf Japanisch und Chinesisch erschienen. Am Freitag startete er mit Silly und anderen Ostrockern zu einer Deutschlandtour. Am Sonntag sollte bei den «Filmnächten am Elbufer» in Dresden Station gemacht werden, am Donnerstag in Göttingen.

Während die 1995 verstorbene Silly-Sängerin Tamara Danz immer noch vielen ein Begriff ist und die Band-Mitglieder Ritchi Barton und Uwe Hassbecker einem größeren Publikum bekannt sind, steht der 53-jährige Reznicek eher im Hintergrund. «Ich sehe und vergleiche die Rolle eines Bassisten gern mit der eines Liberos im Fußball», sagt er.

Die Bescheidenheit ist unbegründet. Das Bonner Haus der Geschichte organisierte mit einem der Instrumente von Reznicek eine vierjährige Tournee. Dabei handelte es sich um jenen Fretless-Bass, mit dem Reznicek 1985 die Basslinie des Silly-Songs «Bataillon d\'Amour» aufnahm. Aktuell feiert die Fachpresse den im vogtländischen Markneukirchen gefertigten Reznicek-Signature-Bass aus dem Hause Warwick.

Reznicek spielt inzwischen 21 Jahre bei Silly («Tamara warb mich damals bei Pankow ab»). Darüber hinaus hat er regelmäßig Auftritte mit der wiederbelebten Band Pankow und erteilt im «Hexenhäuschen» am Standrand von Berlin bis zu zehn Bassspielern privat Unterricht. Zudem lehrt er seit 1991 an der Musikhochschule Carl-Maria-von-Weber in Dresden. Derzeit hat seine Klasse zwölf Studenten.

Talent hin, Talent her - auf eine solide Ausbildung pocht der Professor der Abteilung Jazz, Rock, Pop. «Für mich ist eine akademische Berufsausbildung erst einmal eine Grundlagenausbildung, der Spezialisierung folgt», sagt Reznicek. Gerade die Dresdner Hochschule verfolge mit ihrem breitgefächerten Angebot ein hervorragendes Konzept.

Er selbst studierte als gebürtiger Dresdner an diesem Haus, spielte als Jazzer bei DDR-Größen wie Günter Hörig, Klaus Lenz, Veronika Fischer und Barbara Thalheim. Es folgten Engagements unter anderen bei Horst Krüger, den Gitarreros, der Band des Ärzte-Sängers Farin Urlaub und zuletzt bei Joachim Witt.

Diese Erfahrungen an der Seite namhafter Kollegen schlugen sich bereits 1988 in der damals ersten geschriebenen Bass-Schule nieder. Heute gelten Rezniceks mittlerweile sechs Bass-Schulen als Standardwerke der internationalen Musikszene. Sie liegen auf Englisch vor und manche junge Musiker, die weder Silly noch Pankow kennen, kommen zu den Konzerten, um Reznicek spielen zu sehen.

Nächstes Jahr wird das Publikum zwei Premieren mit dem Bassisten erleben. Im Frühjahr erscheinen neue Silly-Lieder. Bereits zur Berlinale soll die Band im Mittelpunkt eines Spielfilms stehen. Darin lebt, liebt und leidet Katharina Thalbach als «kleine Frau», getreu dem gleichnamigen Silly-Klassiker. Regisseur ist Bernd Böhlich. Rezniceks Sohn Sebastian spielte bereits in Böhlichs Tatort «Jetzt und Alles» mit. Neben der Schauspielerei ist der 28-Jährige als Schlagzeuger tätig - bei Silly.

Torsten Hilscher

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