Hauptrubrik
Banner Full-Size

Dresdner Generalmusikdirektor Fabio Luisi tritt zurück [update]

Autor
Publikationsdatum
Body

Der Generalmusikdirektor der Sächsischen Staatsoper Dresden, Fabio Luisi, wirft wegen Querelen um die künstlerische Ausrichtung der Sächsischen Staatskapelle Dresden das Handtuch. Der Dirigent habe seinen bis 2012 geschlossen Vertrag als Generalmusikdirektor vorzeitig beendet, teilte Luisis Agentur am Mittwoch in Buchholz bei Hamburg mit.

Die Kündigung markiere das Ende der Auseinandersetzung um unterschiedliche Auffassungen zu den künstlerischen Kompetenzen und zur künstlerischen Ausrichtung der Sächsischen Staatskapelle, die in der Dresdner Semperoper spielt.

Luisi sehe seine vertraglich festgelegten Initiativ-, Zustimmungs- und Konsultationsrechte klar verletzt. Anlass seien nicht abgestimmte Gespräche des Staatsopern- und Orchester-Managements mit dem ZDF zur Planung des Silvesterkonzerts 2010 gewesen (nmz – obwohl GMD Fabio Luisi Sylvester 2010 noch im Amt gewesen wäre, hat das Orchester-Management und das ZDF dem designierten Chefdirigenten Christian Thielemann die Leitung des medienwirksamen Konzertes übertragen). Dabei stehe die eingeschlagene Richtung auch dem bisher gemeinsam vertretenen künstlerisch-ästhetischen Anspruch von Orchester und Generalmusikdirektor entgegen, sagte der Dirigent. Mit Blick auf das eigene Selbstverständnis als Generalmusikdirektor habe er zu dieser «schweren und bedauerlichen Entscheidung» keine Alternative gesehen. Luisi vertrete die Auffassung, dass es auch in schwierigen Zeiten gelte, künstlerische Kompetenzen und Autonomien zu respektieren. Der Einfluss von Medienmacht dürfe nicht dazu führen, dass sich die Maßstäbe bei der Auswahl künstlerischer Inhalte verändern oder dass man die Entscheidung hierüber gar völlig aus der Hand gibt.

Luisi warf dem Freistaat vor, in dieser Situation zu zurückhaltend aufgetreten zu sein anstatt sich zu den Kompetenzen des Generalmusikdirektors zu bekennen. Luisi wird nach Angaben seiner Agentur 2012 ans Opernhaus Zürich wechseln und sich bis dahin seinem Engagement als Chefdirigent der Wiener Symphoniker sowie zahlreichen Verpflichtungen im In- und Ausland widmen. Am Mittwoch wird in Dresden Luisis Nachfolger, der bisherige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker Christian Thielemann, vorgestellt.

 

[update-nmz, 4.2.] -  Die Sächsische Staatskapelle hat die Nachricht vom vorzeitigen Rücktritts ihres GMD während einer Skandinavien-Tournee erhalten. Gestern spielte das Orchester in Kopenhagen, am 4. Februar in Hamburg und am 6. Februar in Stockholm. Luisi, der die Tournee ursprünglich leiten sollte, hatte das Engagement aus Krankheitsgründen abgesagt und wird von Neeme Järvi vertreten. In der laufenden Saison hat Luisi bereits mehrmals krankheitsbedingt Konzerte mit der Staatskapelle abgesagt. Christian Thielemann und Christoph Eschenbach haben statt seiner die Konzerte geleitet.

Wie die Agentur brinkermedia mitteilt, hat Fabio Luisi fristlos gekündigt. Von der Kündigung seien danach alle weiteren Dirigate der laufenden Spielzeit betroffen. Immerhin sind im Spielplan der Semperoper und der Sächsischen Staatskapelle herausragende Aufführungen unter seiner Leitung angekündigt: der Jubiläums-Ring anlässlich der 25-Jahrfeier der Wiedereröffnung der Semperoper im Februar/März, die von Luisi initiierte Dresdner Erstaufführung von Franz Schmidts „Notre Dame“ im April oder die Richard-Strauss-Tournee mit der Staatskapelle im gleichen Monat. Hinzu kommen Verpflichtungen zu Sinfonie- und Sonderkonzerten, darunter eine Uraufführung von Isabell Mundry. Das  Opern- und Orchester-Management steht jetzt vor der unlösbar scheinenden Aufgabe, kurzfristig Dirigenten für alle mit Luisi geplanten Projekte zu finden.

 

Ort
Autor