Mit einer Protestnote hat sich der SWR2-Redaktionsleiter für Neue Musik/Jazz und Künstlerische Leiter der Donaueschinger Musiktage, Armin Köhler, gegen die Pläne des Wissenschaftsministeriums zur Umstrukturierung der Musikhochschulen in Baden-Württemberg gewandt. Köhler spricht sich darin „gegen die verantwortungslose Reduzierung des Angebots an den Hochschulorten Mannheim/Heidelberg und Trossingen“ aus.
Armin Köhler verweist unter anderem auf die erfolgreiche Zusammenarbeit der Musiktage mit der Trossinger Hochschule im Rahmen der Musikakademie Donaueschingen, „maD“. Sie zeige, dass sie „keineswegs nur auf das Gebiet „Alte Musik“ einzugrenzen“ sei.
Scharf ins Gericht geht Köhler mit den Rektoren der Musikhochschulen Freiburg, Karlsruhe und Stuttgart, die sich in einer gemeinsamen Erklärung klar auf die Seite des Ministerium geschlagen hatten: „Die fehlende Solidarität der anderen Musikhochschulen im Land ist eine erschreckend neue Qualität in der Auseinandersetzung, wenn es darum geht, das Angebot im Bereich der sogenannten Hochkultur in der Gesellschaft zu bewahren“, schreibt Köhler und ergänzt: „Die Stuttgarter, Freiburger und Karlsruher Rektoren wissen offensichtlich nicht, was sie tun.“
Damit distanziert sich der SWR-Redakteur indirekt auch von seiner Senderkollegin Wibke Gerking, die in einem Kommentar zum Abschluss der Themenwoche in der Sendung „SWR2 Cluster“, die Pläne des Ministeriums als „mutig“ und „klug“ bezeichnet hatte.
Armin Köhlers Protestnote im Wortlaut:
Ich protestiere entschieden gegen die geplanten Beschneidungen der Musikhochschullandschaft Baden-Württemberg und fordere eine ausgewogene Anpassung der Ressourcen an die finanzielle und politische Situation im Lande und in der jeweiligen Region. Langfristig überlebensfähig werden nur solche Hochschulen sein, die das ganze Spektrum von Studieninhalten anzubieten vermögen – freilich mit jeweils unterschiedlichen Akzenten. Deshalb spreche ich mich gegen die verantwortungslose Reduzierung des Angebots an den Hochschulorten Mannheim/Heidelberg und Trossingen aus.
Durch meine intensive Zusammenarbeit als Musikveranstalter in Baden-Württemberg mit der Musikhochschule in Trossingen auf dem Gebiet der Neuen Musik und als Repräsentant der Musikakademie Donaueschingen, „maD“ der Donaueschinger Musiktage, weiß ich aus eigener Erfahrung, dass die Kompetenz der Trossinger Hochschule keineswegs nur auf das Gebiet „Alte Musik“ einzugrenzen ist. Im Gegenteil, auch auf dem Gebiet der Neuen Musik haben sich die Studenten und Lehrkräfte der Hochschule immer als höchst erfahrene und engagierte Partner erwiesen. Ohne die Mitarbeit der Trossinger Hochschule wäre ansonsten „maD“, dieses Angebot der Donaueschinger Musiktage für Nachwuchskünstler aus allen musikalischen Bereichen Europas, gefährdet. Das wäre besonders bedauerlich, da ab 2014 jeweils im Mai in Zusammenarbeit mit der Bundeskulturstiftung die Donaueschinger Musiktage in Form eines Festival-Kongresses für Musikvermittlung einen kleinen Festival-Bruder erhalten werden.
Zudem weiß jeder erfolgreiche Künstler, dass das Engagement auf einem vermeintlich gegensätzlichen Terrain elementare Voraussetzung ist für eine kompetente allseits gebildete Musikerpersönlichkeit. Diese elementare Voraussetzung würde in Trossingen und Mannheim/Heidelberg nicht mehr gegeben sein. Noch nie haben es sogenannte „Fachidioten“ an die Weltspitze gebracht. Das Freiburger Barockorchester mit seinen Ausflügen in die Neue Musik ist ein beredtes Beispiel für diese These.
In Trossingen wurden in den letzten Jahren durch die Landesregierung neue Gebäude für die Musikhochschule errichtet. Die im Entwurf der Landesregierung vorgesehene, durchaus kostenintensive Musikhochschulakademie in Trossingen macht keinen wirklichen inhaltlichen Sinn, sondern ist lediglich ein Versuch, die in Zement gegossene Realität zu legitimieren.
Schauen wir aber auch nach innen, betrachten wir Musikschaffende uns selbst: Die fehlende Solidarität der anderen Musikhochschulen im Land ist eine erschreckend neue Qualität in der Auseinandersetzung, wenn es darum geht, das Angebot im Bereich der sogenannten Hochkultur in der Gesellschaft zu bewahren. Die Stuttgarter, Freiburger und Karlsruher Rektoren wissen offensichtlich nicht, was sie tun. Bei kulturellen Erosionen ist es nicht anders als in der Natur: Heute trifft es die einen, morgen die anderen. Hilfe ist dann nicht mehr in Sicht.
Armin Köhler, Leiter der Donaueschinger Musiktage