Stuttgart - Die baden-württembergische Landesregierung muss nach Auffassung eines externen Beratergremiums ihre Kulturpolitik besser koordinieren. Es gebe in Baden-Württemberg «manchmal zu viel Neben- und Durcheinander», sagte der Vorsitzende des Landeskunstbeirats, Ernst Elitz, am Donnerstag bei der Übergabe eines Abschlussberichts der Expertengruppe an Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) in Stuttgart. Elitz forderte unter anderem, die Zuständigkeit für die Förderung von Kunst und Kultur auf wenige Ministerien zu begrenzen.
Oettinger bezeichnete die Empfehlungen als eine «profunde Anleitung». Zugleich sagte er zu, dass trotz der schwierigen Haushaltslage an Kunst und Kultur nicht gespart werden soll.
Der Landeskunstbeirat wurde 2006 für die Dauer von drei Jahren eingesetzt, um kunst- und kulturpolitische Empfehlungen für die Landesregierung zu erarbeiten. Neben dem früheren Deutschlandradio-Intendanten Elitz gehörten dem Gremium 16 weitere Persönlichkeiten aus dem Kulturleben an, darunter der Autor Diedrich Diederichsen, der Komponist Wolfgang Rihm, der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein, und der Filmemacher Nico Hofmann. Der Beirat tagte insgesamt zwölfmal.
Elitz lobte die «vielfältige regionale Kunst- und Kulturszene» in Baden-Württemberg. Dem Land sei es gelungen, immer wieder neue Akzente zu setzen. Es gebe aber auch «Fehlsteuerungen». Als ein Beispiel nannte Elitz die Beteiligung zu vieler Ministerien an der Kulturförderung. Bislang sind sieben Ministerien involviert. Der Kunstbeirat schlägt vor, die Arbeit im Kunst- und Wissenschaftsministerium, im Staatsministerium und im Finanzministerium zu konzentrieren.
Auch auf kommunaler Ebene sehen die Berater Verbesserungsbedarf. Dort werde «sehr viel nebeneinander gemacht», ohne die Aktivitäten der Nachbargemeinden zu beachten. Eine ständige Kulturkonferenz könnte da Abhilfe schaffen, so die Empfehlung. Auch die Zusammenarbeit zwischen den insgesamt rund 300 Kulturstiftungen im Land sollte nach Ansicht des Beirates verbessert werden, etwa durch die Einrichtung eines Arbeitskreises. Zudem wird die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für Fundraising und Sponsoring empfohlen.
Das Gremium regte außerdem an, Staatspreise für Literatur, Musik und Kunst auszuloben, die eine überregionale Wirkung erzeugen. In Baden-Württemberg gebe es zwar eine Vielzahl von Preisen, aber nur wenige von nationaler Bedeutung. Bei Festivals sollte sich die Landesregierung auf herausragende Ereignisse konzentrieren und hierfür ein Gesamtkonzept erarbeiten. In kulturell unterversorgten Regionen könnten Festivals keine nachhaltige Kulturpolitik ersetzen, mahnte Elitz.
Weitere Forderungen: Für den Ankauf von Kunstwerken sollte ein Kapitalfonds errichtet werden. Auch rufen die Experten dazu auf, private Sammlungen genauer unter die Lupe zu nehmen und herausragende Kunstwerke in das Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes eintragen zu lassen, um so einen Verkauf ins Ausland zu verhindern. Elitz räumte jedoch ein, dass dies nur schrittweise nach intensiver Beratung geschehen könne.
Oettinger betonte, die Förderung von Kunst und Kultur sei «keine Kür, sondern eine Pflichtaufgabe». Ziel müsse es sein, das «in seiner Breite und Qualität hervorragende Angebot» in Baden-Württemberg zu erhalten und weiterzuentwickeln. Mit Blick auf den Haushalt sagte der scheidende Ministerpräsident zu, dass die Landesregierung am Kunstetat von derzeit jährlich rund 345 Millionen Euro nicht den Rotstift ansetzen werde.