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MaerzMusik eröffnet mit „Liquid Room“ und gibt Freiheit über Raum und Zeit

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An zehn Festivaltagen, vom 20. bis 29. März, beleuchten die Berliner Festspiele mit dem vom künstlerischen Leiter Berno Odo Polzer neu ausgerichteten Festival MaerzMusik das Thema Zeit. Dem griechisch-französischen Komponisten Georges Aperghis ist anlässlich seines 70. Geburtstages ein Schwerpunkt gewidmet. Das Eröffnungsprojekt „Liquid Room“ findet als vierstündiges Konzert am 20. März ab 20.00 Uhr auf der großen Bühne im Festspielhaus statt.

Über 20 Werke verschiedener Komponisten, von Michael Gordon, Bruce McClure, Alvin Lucier, Peter Ablinger, Eva Reiter, Clara Ianotta, Kaj Duncan David u.a., sind auf vier verschiedenen Bühnen zu erleben. Der Besucher tritt aus dem klassischen Zeitraster eines Konzertabends heraus und tritt ein in ein selbstbestimmtes Hören. Dieses offene Konzertformat wurde vom Ictus Ensemble entwickelt und wird zum ersten Mal in Berlin zu sehen sein, erstmals auch in Zusammenarbeit des belgischen Ensembles mit dem Berliner ensemble mosaik.

Das Politische von Zeit

Bereits am Morgen des 20. März – mit Beginn der partiellen Sonnenfinsternis um 9:38:42 Uhr – öffnen die Berliner Festspiele die Türen ihres Hauses und laden zu „Thinking Together“ ein, zum gemeinsamen Nachdenken über das Phänomen Zeit. Es eröffnet die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann mit einer Keynote zu „The Politics of Time“. Die Diskursplattform „Thinking Together“ mit Vorträgen, Diskussionen und Workshops u.a. mit Antonio Negri, Maurizio Lazzarato, Ranabir Samaddar und Diedrich Diederichsen sowie Künstlern des Festivals, findet bis zum 28. März täglich von 12.00-18.00 Uhr in den Foyers des Festpielhauses statt und ist ein wesentlicher Bestandteil der Neuausrichtung, die der künstlerische Leiter Berno Odo Polzer dem Festival MaerzMusik mit der neuen Themenstellung „Festival für Zeitfragen“ gibt. Die theoretischen Fragestellungen und Diskurse verbinden sich auf vielschichtige Weise mit konkreten Erfahrungen künstlerischer Eigenzeit in den Projekten des Festivals. Daniel Kötter und Hannes Seidl nehmen den politischen Aspekt des Zeitmangements, die Zeittaktungen unserer Gesellschaft, die „Ökonomie des Handelns“ allgemein in ihren Musiktheaterproduktionen KREDIT und RECHT unter die Lupe.

Künstler im Profil

Der griechische Komponist Georges Aperghis, der am 23. Dezember 2015 seinen 70. Geburtstag feiert, wird mit insgesamt fünf Veranstaltungen porträtiert. Höhepunkt ist der Abend am 25. März im Kammermusiksaal der Philharmonie: Das Klangforum Wien spielt unter der Leitung von Emilio Pomàrico die großformatige Komposition „Situations“. Im Anschluss ist der Komponist persönlich im Gespräch zu erleben. Die Komponistin, Gambistin und Blockflötistin Eva Reiter wird in drei Konzerten unterschiedliche Aspekte ihrer Musikerpersönlichkeit zeigen: mit ihrem Trio Unidas – hier wird der Bogen auch zur Alten Musik geschlagen, in dem Doppel-Portrait „Prototypes“ mit dem Klangkünstler Cédric Dambrain und schließlich beim Eröffnunsgevent „Liquid Room“ im Haus der Berliner Festspiele als Teil des Ensembles Ictus und als Solistin. 

Einzelsetzungen

Wie „Liquid Room“ zur Eröffnung, verlassen auch eine Reihe von konzertanten Einzelsetzungen den klassischen Konzertrhythmus. Am Tag nach der Eröffnung strukturiert dieses Format den Abend: Ensemble Unidas und die Geigerin Kari Rønnekleiv bringen in jeweils einer Stunde Alte und zeitgenössische Musik zusammen. Es folgt das Streichquartett von Georg Friedrich Haas „in iiJ Noct“ in völliger Dunkelheit und zum Abschluss „Timber“ von Michael Gordon. Das Stück „J'ai plus de souvenir que“ der Komponistin und Harfinistin Zeena Parkins wird am 22. März uraufgeführt. Das Jack Quartett spielt das Streichquartett „Hidden“ von Chaya Czernowin im Heimathafen Neukölln. Davíð Brynjar Franzson bringt mit dem Ensemble Adapter die Konzertfassung seines Stückes „Longitude“ zur Urauführung.

30 Stunden im Kraftwerk Berlin

Zum Festivalabschluss präsentiert „The Long Now“ im Kraftwerk Berlin ab Samstag, den 28. März um 18.00 Uhr, in über 30 Stunden Konzerte, Klanginstallationen, Filmprojektionen, Live-Acts im Langzeitformat und schließlich eine große Abschlussparty. Zu erleben sind u.a. Phill Niblocks monumentale Perfomance „Music and The Movement of People Working“, die 24-Stunden Klanginstallation „9 Beet Stretch“ von Leif Inge, das fünfstündige Streichquartett Nr. 2 von Morton Feldman mit dem Minguet Quartett, der 16-Stunden Film „Die Narbe“ von Burkhardt von Harder mit Live-Performance von FM Einheit, die Live Sound Performance „Chilling the Do“ des Künstlerduos Mix Mup & Kassem Mosse aus Leipzig, die Live-elektronische Arbeit „Tiento de las Nieves“ von Thomas Köner und die Live-Audio-Visual Performance „Barotrauma“ von Eric Holm. 

Die Berliner Festspiele widmen sich mit ihren Festivals in der Saison 2015 mehrfach dem Thema Zeit, insbesondere auch in der diesjährigen Ausgabe von Foreign Affairs. 

 



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