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Piel erwartet «finanziell harte Zeiten» für die ARD

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Köln - Die neue ARD-Vorsitzende Monika Piel sieht die bevorstehenden Sparmaßnahmen als große Herausforderung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. «Wir haben finanziell harte Zeiten vor uns?, sagte Piel der Nachrichtenagentur dapd in Köln. Im Jahr 2013 werde es zudem durch die Umstellung des derzeitigen Rundfunkgebühren-Modells keine Beitragserhöhung für die Sender geben, und auch 2014 ändere sich daran voraussichtlich nichts.

Doch trotz knapper Kassen wolle die ARD ihren Zuschauern auch in Zukunft Programmevents wie zum Beispiel den Film »Buddenbrooks« bieten, sagte Piel: »Ich bin überzeugt, dass wir herausragende Programmereignisse brauchen und auch weiter haben werden.« Gute Fernsehfilme könnten auch als eine gesellschaftspolitische Plattform wirken, wenn sie die Zuschauer zum Nachdenken und zum Dialog anregten.

Das nach monatelangen Debatten beschlossene neue Programmschema des ARD-Fernsehens hält Piel für einen guten Kompromiss: »Wir haben zwei Dinge erreicht, um die wir uns immer bemüht haben: Die 'Tagesthemen' und das 'Nachtmagazin' erhalten endlich feste Anfangszeiten, was mir aus journalistischer Sicht sehr wichtig ist.«Andererseits wäre es ihr lieber gewesen, wenn 'Hart aber fair' den Sendeplatz am Mittwoch behalten hätte«, räumte Piel ein: »Natürlich ist der neue Sendetermin am Montag eine Herausforderung für Frank Plasberg, aber ich bin überzeugt, dass Plasberg sie meistern wird.« Letztlich würden die Zuschauer entscheiden.

Als ARD-Vorsitzende will sich die WDR-Intendantin für einen Dialog mit den Tageszeitungsverlagen einsetzen: »Mir liegt sehr viel daran, dass wir einen Interessenausgleich mit den Verlagen schaffen; ich bin da sehr offen für Gespräche.« Dabei setzt Piel vor allem auf eine gemeinsame Verbreitung von Videos im Internet.

Monika Piel übernimmt am 1. Januar den Vorsitz der ARD. Die WDR-Intendantin und erfahrene Journalistin ist in der fast 60-jährigen Geschichte des öffentlich-rechtlichen Senderverbunds die erste Frau in dieser Funktion.


dapd-Interview im Wortlaut

dapd: Frau Piel, wo sehen Sie die größten Herausforderungen ihrer Amtszeit?

Piel: Ein ganz großes Thema ist die Umstellung auf das neue, haushaltsbezogene Beitragsmodell, das die bisherige Rundfunkgebühr ablösen wird. Im Jahr 2013 wird es durch diese Umstellung keine Gebührenerhöhung geben und auch 2014 soll zunächst abgewartet werden, wie viel Geld tatsächlich eingenommen wird. Wir haben also finanziell harte Zeiten vor uns.

dapd: Etliche kleinere ARD-Anstalten haben schon jetzt finanzielle Probleme.

Piel: Wir verhandeln noch, wie die großen Anstalten den kleinen noch über diese zwei Jahre hinweg helfen können. Parallel dazu arbeiten wir an Strukturveränderungen in der ARD, damit wir möglichst intelligent sparen, also eben möglichst nicht in den Programmetats.

dapd: Kann die ARD unter diesen Vorzeichen überhaupt noch Programmevents wie die soeben gezeigten «Buddenbrooks» produzieren?

Piel: Ich bin überzeugt, dass wir herausragende Programmereignisse brauchen und auch weiter haben werden. Bei Produktionen wie «Contergan» oder «Frau Böhm sagt nein» bin ich schon stolz, dass das «unsere» Filme sind. Gute Fernsehfilme können auch als eine gesellschaftspolitische Plattform wirken. Dann diskutieren die Zuschauer über diese Filme, und das kann einen gesellschaftlichen Dialog in Gang bringen.

dapd: Das Verhältnis der ARD zu den Tageszeitungs-Verlagen scheint sich wieder etwas entspannt zu haben.

Piel: Mir liegt sehr viel daran, dass wir einen Interessenausgleich mit den Verlagen schaffen. Ich bin da sehr offen für Gespräche. Meines Erachtens können wir kooperieren, indem wir gemeinsam Videos auf Internet-Plattformen anbieten. Der WDR ist da ja mit der WAZ schon voran gegangen.

dapd: Nach monatelangen Debatten ist das neue Programmschema des ARD-Fernsehens endlich beschlossen. Wie zufrieden ist die neue ARD-Chefin mit dem Modell?

Piel: Wir haben zwei Dinge erreicht, um die wir uns immer bemüht haben, für die wir aber auch einen Preis gezahlt haben. Die «Tagesthemen» und das «Nachtmagazin» erhalten endlich feste Anfangszeiten, was mir aus journalistischer Sicht sehr wichtig ist. Andererseits wäre es mir lieber gewesen, wenn «Hart aber fair» den Sendeplatz am Mittwoch behalten hätte. Dann hätte es aber keine Lösung für die «Tagesthemen» gegeben. Wenn man in einem so komplexen System an einer Stellschraube dreht, dann hat das unweigerlich Auswirkungen auf die gesamte Konstruktion.

dapd: Wie ist ihre Prognose?
Piel: Mit dem Kompromiss, den wir jetzt gefunden haben, können wir gut an den Start gehen. Die bislang vier Talkshows wurden von den Zuschauern sehr gut angenommen. Natürlich ist der neue Sendetermin am Montag eine Herausforderung für Frank Plasberg, aber ich bin überzeugt, dass Plasberg sie meistern wird. Der prominente Sendeplatz am Sonntag ist ja auch für Günther Jauch nicht so einfach. Aber er wollte die Herausforderung einer politischen Talkshow ja haben - es kann also ganz spannend werden. Letztlich entscheiden die Zuschauer.

dapd: Wie weit sind die Planungen für das neue Vorabendprogramm der ARD?

Piel: Neben dem Quiz soll es Regionalkrimis mit einer komödiantischen Note geben, ähnlich wie unsere Eifelkrimi-Serie «Mord mit Aussicht». Allerdings sind diese Serien sehr viel teurer als das Programm, das bislang auf diesen Sendeplätzen läuft. Dafür haben diese Krimis das Potenzial, in den dritten Programmen wiederholt zu werden. Man schafft also Programmvermögen, das allerdings zunächst noch finanziert werden muss. Inzwischen liegen schon einige vielversprechende Ideen vor. Sie werden aber wohl nicht vor Ende 2011 auf Sendung gehen.