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Radebeul/Riesa: Orchesterfusion droht zu scheitern [update 4.6.: DOV reagiert]

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Dresden - Die geplante Fusion des Orchesters der Landesbühnen Radebeul mit der Neuen Elbland Philharmonie in Riesa droht zu platzen. Grund sei das Scheitern der Tarifverhandlungen für einen Haustarifvertrag bei der Philharmonie, teilte das Kunstministerium am Freitag in Dresden mit. Der Tarifvertrag habe vorgesehen, dass die Beschäftigten des Orchesters der Landesbühnen von der Philharmonie übernommen würden.

Weil der Vertrag nicht zustande gekommen sei, bestehe für die Beschäftigten der Landesbühnen nun eine Unsicherheit über die berufliche Zukunft. Die Landesbühnen sind den Angaben zufolge Deutschlands zweitgrößtes Reisetheater, das Stammhaus ist in Radebeul. Zum 1. August sollen die Landesbühnen von einem Staatsbetrieb in kommunale Trägerschaft überführt werden. Beteiligen sollen sich die Kommunen Riesa und Radebeul. Zudem sollen die Bühnen nach einem Beschluss des Landtags Ende 2010 rund 800.000 Euro einsparen.
 

(nmz-bl) – Fakt ist, dass der Freistaat Sachsen das Orchester der Landesbühnen Sachsen (LBS) als Teil des Gesamtpakets zur Privatisierung der Landesbühnen in eine GmbH auflösen wird. Den Musikern sollte eine Stelle im fusionierten Orchester angeboten werden. Die Bedingungen dazu sind aber nur schwer zu akzeptieren, nicht allein wegen der unterschiedlichen Vergütungsgruppen: B-Orchester in Radebeul und D-Orchester in Riesa (laut MIZ).

Das Sächsische Kunstministerium ist der Ansicht, dass dies der Knackpunkt beim Scheitern der Verhandlungen war: „Offenbar wurden allerdings wesentliche Festlegungen des Eckpunktepapiers wie etwa die Einstufung des künftigen Orchesters der Neuen Elbland Philharmonie als C-Orchester von einer Seite wieder in Frage gestellt, was wesentlich zum nunmehr bekannt gewordenen Scheitern der Verhandlungen beitrug.“

Die Fusion mit der Neuen Elbland Philharmonie in Riesa und die daraus resultierende  Herabstufen des Orchesters der Landesbühnen hat für die Radebeuer Musiker erhebliche Nachteile:

1. bei gleicher Dienstbelastung soll das Gehalt um 25 % dauerhaft gekürzt werden, ein Freizeit- oder anderer Ausgleich ist nicht vorgesehen
2. einer der Dienstorte ist das ca. 40 km entfernte Riesa, Fahrtkostenübernahme ist nicht vorgesehen
3. die Musiker verlieren jeglichen Schutz bei einer möglichen Insolvenz

s. auch PM des Sächsischen Kunstministeriums

 

[update 4.6.: DOV reagiert]

Orchesterfusion Radebeul-Riesa: Tarifparteien verhandeln weiter

04.06.2012 14:00

Kein Scheitern erklärt

Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) nimmt die Mitteilung des Freistaats Sachsen über das angebliche Scheitern der Fusionsverhandlungen zwischen dem Orchester der Landesbühnen Sachsen und der Neuen Elblandphilharmonie Riesa und dem Abschluss eines entsprechenden Haustarifvertrages mit Verwunderung zur Kenntnis.

„Als Tarifvertragspartner haben weder die DOV noch der Deutsche Bühnenverein bislang die Verhandlungen abgebrochen oder für gescheitert erklärt, auch wenn dies zwischenzeitlich für die DOV zur Debatte stand. Wir sind daher überrascht, dass nun der Freistaat durch Staatsministerin von Schorlemer öffentlich das Scheitern der Verhandlungen verkündet, obwohl sich dessen Vertreter bereits seit November letzten Jahres aus den Verhandlungen zurückgezogen hat. Richtig ist, dass beide Tarifvertragsparteien nach wie vor intensiv darum bemüht sind, einen vertretbaren Abschluss zu erreichen“, so Andreas Masopust, stellv. Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung.

„Wie immer in solchen Prozessen helfen allerdings Fristsetzungen oder Drohgebärden nicht weiter, da hierdurch keine einzige der noch nicht abschließend geklärten Detailfragen gelöst wird, so Masopust abschließend.

 

 

Auch die SPD äußerte sich zum Thema: dapd - Die SPD-Kulturpolitikerin Eva-Maria Stange sprach von einem unfairen Erpressungsversuch gegenüber den Musikern. Den Hinweis auf mögliche Kündigungen bezeichnete sie als eine direkte Einmischung in die Verhandlungen der Tarifpartner. "Das Ministerium sollte die Verhandlungspartner nicht weiter unanständig bedrängen", sagte sie.