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Fruchtbare Ost-West-Zusammenarbeit

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Leserbrief zu „Beharrlicher Multiplikator“, nmz 12/20–1/21, Seite 22
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In der Ausgabe 12/20–1/21 der nmz steht auf S. 22 ein sehr würdiger Nachruf auf Friedrich Krell von Robert Göstl. Dort heißt es: „… Wer hat heute noch eine Vorstellung davon, welcher Kraft es bedurfte, diese Institution über die Zeit der Wende zu retten und als Landesgymnasium für Musik dauerhaft zu etablieren? Die Chorszene der BRD hat die hohe Chorkultur der ehemaligen DDR nach der Wiedervereinigung nie mit dem angemessenen Respekt gewürdigt, hat viel zu wenig versucht, von ihr zu lernen…“ Der Arbeitskreis Musik in der Jugend (AMJ) kann das nicht so stehen lassen und erlaubt sich eine Ergänzung.

Voller Bewunderung für die in der ehemaligen DDR praktizierte Zusammenarbeit zwischen Komponist*innen und Chören übernahm der AMJ bereits in den frühen 90er Jahren das Modell in dem Projekt Komponist*innen schreiben für Kinder- und Jugendchöre, bei dem „Ost“komponist*innen mit „West“chören und „Westkomponist­*innen mit „Ost“chören zusammenarbeiteten. Viele Werke entstanden, von denen einige inzwischen zum Standardrepertoire guter Chöre gehören und sogar auf die Vorschlagsliste des Deutschen Chorwettbewerbs gelangten.

Die Hallenser Madrigalisten wurden (kostenfrei) zu den „Festlichen Tagen Europäischer Chormusik“ des AMJ in Braunschweig 1990 eingeladen, wenig später das traditionsreiche Kinderchorfestival in Halle durch den AMJ vor der „Abwicklung“ gerettet.

1996 fand zum ersten Mal die zweijährliche Internationale Jugendkammerchorbegegnung auf Usedom statt.

Der AMJ hat den Versuch der Gründung des eigenständigen Chorverbands „Singen im Chor“ aktiv unterstützt. Diese Initiative konnte sich gegenüber den bald gegründeten Landesverbänden der großen westdeutschen Chorverbände mit ihrer organisatorischen und finanziellen Stärke allerdings nicht halten.

Und nicht zuletzt war es der frischgewählte niedersächsische Landtagskollege der AMJ-Vorsitzenden Lore Auer­bach, Sigmar Gabriel aus Wernigerodes Nachbarlandkreis Goslar, der im Frühjahr 1990 auf sie als auch damalige Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Chorverbände (ADC) zuging mit dem Hinweis auf die prekäre Situation der Spezialklassen für Musik in der (noch) DDR und damit des Rundfunkjugendchors in Wernigerode. Mit Hilfe vieler Unterstützer aus der westdeutschen Chorszene und des Deutschen Musikrats gelang es, die vier Spezialschulen für Musik der ehemaligen DDR zu erhalten.

Prof. Dr. Franz Riemer,
Bundesvorsitzender Arbeitskreis Musik in der Jugend e.V.

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