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Was zeichnet Kings of Leon seit vielen Jahren aus? Einiges.
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Solange es Thunder gibt …

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Neuerscheinungen der Popindustrie, vorgestellt von Sven Ferchow
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Ja, solange die britische Hardrock- Band Thunder weiter Alben veröffentlicht, ist die Welt unwiderruflich noch in ihren Fugen. +++ Was zeichnet Kings of Leon seit vielen Jahren aus? +++ Die Hamburger Selig und Album Nummer acht. +++ Blu DeTiger ist die neue Spielart des Indie Rock, mit der man sich wohl auseinandersetzen muss +++ Da haben diese geizigen Schotten von Arab Strap doch tatsächlich 15 Jahre Pause gemacht +++ Tom Grennan lässt auf „Evering Road“ alles raus

Ja, solange die britische Hardrock- Band Thunder weiter Alben veröffentlicht, ist die Welt unwiderruflich noch in ihren Fugen. „All the right noises“ greift auch irgendwie genau diese Thematik auf. Da gibt es mürrische Stellen, helle Momente und immerfort Rock, Soul, Blues und Danny Bowes’ fabelhafte wie einzigartige Stimme. Dahinter beizen, ätzen und quieken Gitarren, Bässe und Schlagzeuge. Das war jetzt wirklich platt beschrieben. Doch Thunder sind eben genau das, was Hardrock-Bands ausmacht. Einerseits möchte man nichts anderes von Thunder hören, andererseits sind es exakt diese Briten, von denen man dann doch immer noch einen Tacken mehr hören möchte. Und diesen mit „All the right noises“ ungefragt bekommt. Plus: dieses außergewöhnliche Thunder-Gen, das jeden Song aus 1.000 anderen hervorstechen lässt. (BMG Rights Management, Warner)

Was zeichnet Kings of Leon seit vielen Jahren aus? Einiges. Da wären diese himmlischen wie traurigen Akkorde, die das Seelenleben sofort mit Melancholie versorgen, die Nervenbahnen anstacheln und die Tränendrüse auffrischen. Das sind diese bildschönen Gitarrensounds. Akzentuiert, aber furchterregend. Die genügsame Rhythmus-Arbeit, die still, flüsternd und fragil dahintrabt und dieses Kopfkino freischaltet, das nach Ferne, Expansion und Ewigkeit geradezu schreit. „When You See Yourself“ ist nicht nur ein Meis­terwerk. Es fühlt sich an, als würden Kings of Leon ein Kapitel abschließen und sich vielleicht gar nicht mehr umdrehen. Selten hat musikalische Sehnsucht so wehgetan. Selten war Rockmusik so latent aufdringlich und schiebend. Ein Zuckerstückchen, das Album. (RCA International)

Die Hamburger Selig und Album Nummer acht. Produziert von Franz Plasa. „Myriaden“ ist ein unentschiedenes Album. Unschlüssig blickt freilich der typische Selig-Sound durch. Oft aber sind die Songs nur ein Dahineiern zwischen Gitarren-Loops, zurückgekämmten Taktgebern oder elektronischem Firlefanz (Space Taxi, SMS K.O., Angesicht zu Angesicht, Paradies im Traumrausch). Ohne Zweifel hält Jan Plewkas bissig-ironischer Gesang das Nicht-Gedöns zerstreut und leider allzu kalkuliert wie sachlich zusammen. Ein Funke will trotzdem nicht überspringen. Dafür scheint „Myriaden“ zu sehr eine Art Demotape zu sein. Dass dessen ungeachtet viele Melodien, Refrains und Textstellen hängenbleiben und das Erinnerungs-Gen im Hirn aufschrecken (So lange gewartet, Postkarte), darf man dann trotz aller Orientierungslosigkeit des Albums wieder als „typisch Selig“ bezeichnen. (Vertigo Berlin)

Blu DeTiger ist die neue Spielart des Indie Rock, mit der man sich wohl auseinandersetzen muss. Aus New York City stammt Blu DeTiger. „How Did We Get Here?“ macht einen guten Eindruck. Lakonische Geräusche, elektronische Fetzen, selten Gitarren (wenn, dann stark verfremdet), eine angedeutet anrüchige Sängerin, die mit rauer und oft gehauchter Stimme punktet. „How Did We Get Here?“ funkt und groovt zwischendurch, passt aber auch gut zur urbanen Vorstellung, am Freitagabend in NYC auf den Putz zu hauen. Wer Gitarren erwartet sei gewarnt. Wer eine gute Mischung aus R’n’B, Soul, Funk und wenig Pop will, dem sei dieses als Indie-Rock (?) beworbene Album durchaus empfohlen. (ALT: Vision Records)

Da haben diese geizigen Schotten von Arab Strap doch tatsächlich 15 Jahre Pause gemacht. Seit ihrem Album „The Last Romance“ sind unumstößlich etliche Jahre vergangen. Also. Rein ins Schottenland. „As days get dark“ gefällt mit seinen Geschichten, dem Erzählgesang, den garstigen Melodien, den spartanischen Instrumenten und dieser Mischung aus „Ich tanz jetzt mal ab“ (Compersion, Pt.1) und „Ich halte jetzt einfach mal die Klappe und höre zu“ (Fable of the Urban Fox). Tja, Arab Strap können es einfach, ein Erlebnis. (Pias/Rock Action Records)

Tom Grennan lässt auf „Evering Road“ alles raus. Die Empörung, die Trauer, die Beglückung, das Hadern, das Zaudern und die Lust. Schön ist das, weil die Songs sich der jeweiligen Stimmung anpassen und trotz dezenter Mainstreamigkeit stets die Kurve kriegen und kurz vor der Plattheit abbiegen. Tom Grennan singt wie eine Mauerkelle, die minütlich Mörtel gegen die Wand schleudert. Ziemlich erfrischend und verdammt ironisch. (Insanity Records)

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