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Musik als Teil des Lebens, von Anfang an

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Mitgliederversammlung des AMJ in Marktoberdorf
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Nicht nur um zu tagen und sich die Köpfe zu zerbrechen, welche Schwerpunkte in der zukünftigen musikalischen Arbeit eine besondere Rolle spielen sollten, trafen sich Vorstand und Mitglieder des Arbeitkreises Musik in der Jugend in Marktoberdorf. Nein, gleichzeitig fand im schönen Allgäu auch zum 7. Mal „Musica Sacra International” statt, ein Festival, bei dem sich im gemeinsamen Musizieren, die Weltreligionen zusammen finden.

So hatten die AMJ-Mitglieder die Gelegenheit in Konzerten indische Ragas ebenso zu hören, wie europäische Chöre, die die abendländisch christliche Musik vorstellten. Die äußerst reizvolle Kombination in zeitlich und räumlich unmittelbarer Distanz so unterschiedliche kulturelle religiöse Traditionen musikalisch zusammenzuführen, war auch für die AMJ-Teilnehmer ein Faszinosum. Dass mit diesem gemeinsamen Musizieren von Künstlern die fünf großen Weltreligionen musikalisch zum Zuge kamen, verdeutlicht die Vielfalt, denn auch das Christentum wurde musikalisch in einer großen Bandbreite dargestellt. Dolf Rabus und sein Festivalteam hatten damit zurecht die Hoffnung, mit dem Zusammenbringen der unterschiedlichen musikalischen Traditionen die Welt ein bisschen friedvoller zu machen, in einer Zeit, in der gerade wieder Kriege und Terror unseren Alltag mitbestimmen.

Dass dabei auch musikalisch höchste Qualität geboten wurde, war zusätzlich beeindruckend, wie beispielsweise im Konzert mit dem Goeyvarts Consort aus Belgien deutlich wurde. Die jungen Sängerinnen und Sänger begeisterten die Zuhörer mit Interpretationen von Alfred Schnittke und der Uraufführung des in Marktoberdorf komponierten Chorwerks „De virtutibus effugantibus vitia“ von Gianfranco Grisi. Aber auch die Mitgliederversammlung des AMJ war für die Teilnehmer anregend. Dank eines wichtigen Impulsreferates von Alexandra Ziegler über ihre Forschungen an bayerischen Kindergärten (siehe nmz-Ausgabe 05/2004) wurde ausgiebig diskutiert, wie wichtig und notwendig eine grundlegende musikalische Arbeit schon im Kindergarten ist.

Vermittler Elternhaus

Das Elternhaus als Vermittlungsinstanz erster grundlegender musikalischer Erfahrungen unserer Kinder fällt zunehmend aus, sodass diese Vermittlung an anderen Orten geschehen muss, wollen wir nicht mehr und mehr musikalische Analphabeten in unserer Gesellschaft haben, deren musikalische Prägung von Küblböck und Co. übernommen wird und die sich mit dem passiven Konsum von Musik aus der Konserve zufrieden geben.

Alle Teilnehmer waren sich schnell einig, dass für den AMJ als Chor- und Kursverband hier Aufgaben erwachsen; zum einen sollen Kurse speziell für Kinder angeboten werden, die Spaß haben, erste musikalische Erfahrungen zu sammeln und zum anderen müssen Weiterbildungsangebote erfolgen, die Kindergärtnerinnen und Grundschullehrer/-innen musikalisch in die Lage versetzen, den ihnen anvertrauten Kindern diese ersten musikalische Erfahrungen zu vermitteln. Schließlich besteht eine Aufgabe des Verbandes darin, aufzuzeigen, wo grundsätzliche Defizite im musikalischen Bildungsbereich konstatiert werden. Denn immer noch werden Erzieherinnen ausgebildet, ohne dass sie genügend musikalische Erfahrungen in der Ausbildung sammeln können und immer noch fristet das Fach Musik an Grundschulen ein Schattendasein: 80 Prozent des Unterrichts fallen aus oder werden fachfremd unterrichtet. In der Verantwortung für die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen besteht also auch hier eine Aufgabe für die zukünftige AMJ-Arbeit die Defizite zu benennen und eine Verbesserung der Situation anzumahnen.

Da der AMJ auch Gründungsmitglied von Europa cantat, der europäischen Föderation junger Chöre, ist, war es besonders schön, dass auch der neue Präsident Jeroen Schrijner ein kurzes Statement an die Mitglieder richtete. Er stellte klar, dass es in der musikalischen Arbeit von Europa cantat viele Parallelen zum AMJ gibt.

EUROPA CANTAT kommt

Auch der europäische Verband ist bestrebt Kindern und Jugendlichen musikalische Erfahrungen zu vermitteln, die von grundlegenden ersten Erlebnissen bis zu hochqualifizierter Chorarbeit reichen. Schrijner hofft, dass bei der gemeinsamen Arbeit für ein nächstes EUROPA CANTAT-Festival in Mainz 2006 diese Ziele verwirklicht werden können. In der gemeinsamen Freude, dass nach 45 Jahren erstmals wieder ein EUROPA CANTAT-Festival in Deutschland zu Gast ist, war man sich auch hier einig.

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