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Wie gut ist Ihre Musikschule?

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Zum Qualitätsmanagement an Musikschulen (Kennzahlensysteme)
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Welche Qualitätskriterien gelten eigentlich für eine Musikschule? Wann kann man sagen, sie arbeite „gut“? In ihrem einführenden Artikel zum Thema „Qualitätsmanagement an Musikschulen (QsM)“ in der letzten Ausgabe der nmz hat Christiane Krüger bereits darauf hingewiesen: Zuallererst braucht eine Musikschule qualifizierte, gut ausgebildete und engagierte Lehrkräfte. Darüber hinaus beschäftigen sich Musikschulverband und Musikschulen bereits seit einer Reihe von Jahren mit Fragen der Qualitätserhaltung und -steigerung in verschiedenen managementorientierten und betriebswirtschaftlichen Bereichen. Dafür wurden vor mehr als zehn Jahren unterschiedliche Instrumente und Methoden eingeführt und seither stetig weiterentwickelt.

Wie gut ist Ihre Musikschule?  Dieser Frage sind die beteiligten Musikschulen nachgegangen. Sie haben sich dem Vergleich mit anderen Musikschulen gestellt. Anhand von 18 Kernkennzahlen wurde nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch die Qualität der Musikschulen verglichen. Hierzu wurden Schüler/innen, Eltern und Lehrer/innen befragt, ihre Zufriedenheit mit der Musikschule mit Hilfe von Schulnoten auszudrücken. Auch die Vielzahl der Angebote sowie der Anteil der Schüler/innen, die am Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilnimmt, wurden gemessen.

Klar war und ist: Musikschulen verändern sich kontinuierlich. Sie müssen – wie alle lebendigen Organisationen – auf das reagieren, was um sie herum passiert. Besser noch: Durch adäquate Formen der Qualitätssicherung können sie Entwicklungen selbst mitbestimmen, Meinungsführer im Bildungsprozess werden und eigene Trends setzen. Der – im Musikschulzusammenhang vielleicht zunächst befremdliche – Begriff des „Change Management“ muss in dabei selbstverständlich werden. Für die Musikschulen bedeutet die Beschäftigung mit Methoden und Begriffen, die eher aus der Betriebswirtschaft denn aus der Musikpädagogik kommen, dass sie sich nicht nur aus einem Gefühl heraus, sondern nach messbaren Werten und Zahlen selbst bewerten. Neben QsM hat der VdM im Jahr 2000 auch einen so genannten interkommunalen Leistungsvergleich eingeführt. Der Titel, EDuR, steht für die vier Säulen („Kreuze“), auf denen dieses System zur Qualitätssicherung beruht. Zu diesem Zweck schließen sich bei EDuR verschiedene – in Größe beziehungsweise Struktur vergleichbare – Musikschulen aus mehreren Kommunen, Landkreisen oder auch Bundesländern zusammen, entwickeln einen Katalog von Kriterien und versuchen dazu, umfassende Daten zu erheben. Der anschließende Vergleich soll eher Maßstab für die einzelne Schule sein (Wo stehe ich?) als „Gewinnermentalität“ oder gar Neid zu erzeugen. Erst bei klarer Erkenntnis über die eigene Situation und über die Notwendigkeit, Dinge zu verbessern, können angemessene Veränderungen passieren. Natürlich gab und gibt es Ängste vor diesem Leistungsvergleich. Diese beziehen sich auf die Außenwirkung ebenso wie auf das Entdecken eigener Defizite. Klar ist aber auch: Die Erkenntnis, dass sich etwas verändern muss, bedeutet nicht, dass man vorher alles falsch gemacht hat.

Die vier Säulen

Gab es zu Beginn noch einen Katalog mit etwa 250 Kennzahlen, die eruiert wurden, stellte sich bald heraus: Weniger ist besser. So entstand das Sys-tem EDuR. Dabei können einzelne Vergleichsringe ihre Kennzahlen und Kriterien – je nach Struktur und Bedarf – durchaus im Einzelnen flexibel gestalten. Grundsätzlich werden aber vier Bereiche untersucht: Auftragserfüllung, Kundenzufriedenheit, Mitarbeiterzufriedenheit und Wirtschaftlichkeit. Was verbirgt sich dahinter? Dies soll hier an einzelnen Beispielen erklärt werden.

Auftragserfüllung

Die Musikschulen sind zum Beispiel mit dem Anspruch angetreten, kein 1:1-Verhältnis zwischen Jahreswochenstunden und Schülerzahlen anzustreben. Vielmehr soll das Verhältnis belegen: Die Schüler einer Musikschule können ganz verschiedene Angebote nutzen. Auftragserfüllung bedeutet also unter anderem die erfolgreiche Etablierung von Ensemble-, Orchester- und Kammermusikunterricht. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist eine lange Verweildauer des Schülers. EDuR hat unter anderem dazu beigetragen, dass diese Verweildauer auch in der Politik als positiver Faktor gesehen und nicht in erster Linie den langen Wartelisten gegenübergestellt wird, die Musikschulen häufig haben. Auch die Teilnahme an „Jugend musiziert“ gehört in den Bereich Auftragserfüllung. Wir haben allerdings ganz bewusst auf die Darstellung von Erfolg im Sinne von Preisen verzichtet. Vielmehr soll sich widerspiegeln, dass die Vorbereitung auf den Wettbewerb, die damit verbundenen Lern- und Arbeitsprozesse wichtiger sind als die Erzielung einer bestimmten Punktzahl.

Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit

Hier haben wir unter anderem nach der Gesamtzufriedenheit der Eltern mit dem Angebot der jeweiligen Musikschule gefragt. Dabei geht es erneut auch um die Vielfalt beispielsweise von Ensemble-Arbeit, Konzerten, Veranstaltungen sowie Workshops und Kursen. Man muss in diesem Zusammenhang sagen, dass viele Kollegen bei der Einführung von EDuR beim Stichwort „Kunden bzw. Kundenzufriedenzeit“ zunächst zurückhaltend reagiert haben, denn: Der Begriff Kunde im Zusammenhang von Musikschule war bislang fremd. Die Mitarbeiterzufriedenheit wird neben anderen Faktoren, etwa auch an einer angemessenen Anzahl von Fortbildungstagen in- oder extern und deren Teilnahme durch Kolleginnen und Kollegen gemessen. In beiden Zusammenhängen, also in der Kunden- sowie Mitarbeiterzufriedenheit wurde die Ermittlung durch zwei Fragebogenaktionen realisiert.

Wirtschaftlichkeit

Hier erheben wir häufig Verhältniszahlen, zum Beispiel das Verhältnis der Fachbelegung zur Jahreswochenstundenzahl oder den Anteil des pädagogischen Personals an den Gesamtpersonalkosten. Es gibt eine Reihe weiterer Zahlen, die die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Schule herausarbeiten. Gerade hier haben wir zunächst häufig Sorgen der teilnehmenden Musikschulen erlebt: Wenn sich zum Beispiel herausstellt, dass die Schule des Nachbarorts preiswerter ist als die eigene, könnte sich das auf die Schülerzahl oder auch auf die Position der Kommune auswirken. Ich habe allerdings noch nie erlebt, dass solche Auswirkungen auch eingetreten wären. Gibt es große Unterschiede zwischen einzelnen Musikschulen, so lassen sich diese fast immer aus der speziellen Situation heraus erklären.

Auswirkungen von QsM und Kennzahlensystemen

Zunächst einmal tragen die Qualitätssicherungs-Projekte des VdM dazu bei, dass die teilnehmenden Musikschulen im Sinne des „Change Management“ Klarheit über ihren eigenen Stand gewinnen, Defizite erkennen und ausräumen, Angebote oder Arbeitsweisen differenzieren und verbessern. QsM bewirkt ganz entscheidende Qualitätsveränderungen in der Personalentwicklung einer Schule.

Gerade Kennzahlen wenden sich auch nach außen. Die Veränderungsprozesse werden vom Zuschussgeber und von der Politik wahrgenommen. Wenn sie überzeugend sind, ist man viel eher bereit, Finanzmittel in gleicher Höhe wie bisher zur Verfügung zu stellen oder die Zuschüsse sogar zu erhöhen.
Unter anderem belegen damit Musikschulen, dass sie verantwortungsvoll mit den anvertrauten Geldern umgehen und sie in wirkungsvolle bildungspolitische Maßnahmen eindrucksvoll umsetzen.

Natürlich kann man nicht alle Musikschulprozesse mit betriebswirtschaftlichen oder unternehmerischen Kennzahlen messen. Die Überzeugung des VdM lautet: Wir haben auf der einen Seite einen Bildungsauftrag, der einer gesamtgesellschaftlichen Orientierung folgt. Dieser Bildungsauftrag wird durch den Trägerverband der Musikschulen, den VdM, formuliert. Es muss dabei ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der bildungspolitischen und der betriebswirtschaftlichen Betrachtung von Bildung geben. Es hilft häufig, sich auf eine andere „Denke“ einzulassen und dabei festzustellen: Ich kann von Unternehmen etwas lernen. Im Übrigen tauchen die Begriffe und Kennzahlen, die durch unsere Qualitätssysteme entwickelt wurden, heute in vielen anderen Musikschulzusammenhängen wieder auf, zum Beispiel in der Vergleichsring-Arbeit der KGSt (Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement) oder auch im Berichtsbogen der VdM-Musikschulen, der Grundlage für vielfältige statistische Auswertungen und Längsschnittvergleiche ist.

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