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13. Tag: Wolfgang Rihm in memoriam

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"Kein Wunder, dass bei Klaus Lang karg nur der Applaus klang." Dieser astreine Schüttelreim (von dem Komponisten Johannes Kreidler gestern erfunden) war das einzige kreative Moment, das man Klaus Langs Klavierstück "Der schlafende Landmann, der Baum des Lebens und die Schalen der Finsternis" (1998 vermutlich in einer sehr sehr öden, steppenartigen Landschaft verzapft) gestern im zweiten Konzert in der Orangerie abgewinnen konnte. Ganz sicher lag es nicht an der Interpretation von Bernhard Wambach. Nein, es liegt einfach an Klaus Lang. Ich frage mich, warum Lang als Dozent hier ist - und, Entschuldigung, warum er überhaupt komponiert. Dabei habe ich gar nichts gegen kompositorischen Reduktionismus, noch nicht einmal etwas gegen Meditationsmusik (dann aber wirklich auch nur zur Meditation...), aber Klaus Langs Musik verbirgt weder ein Geheimnis, das man nach mehrmaligen Hören entdecken könnte, noch sind seine Klänge für sich genommen besonders ausgehört oder auf inspirierte und reflektierte Art und Weise karg (und auch "karg" muss noch nicht "schlecht" heißen). Seine Musik ist schlicht und einfach. Schlicht und einfach ärgerlich. Zahlreiche Buhrufe. Wolfgang Rihm weilt übrigens noch unter den Lebenden. Gestern erklangen im besagten Konzert gleich zwei Klavierstücke, das erste Stück ("Zwiesprache") hat er 1999 verstorbenen Freunden gewidmet. (D. h.: Im Jahr 1999, nicht 1999 verstorbenen Freunden. Das wäre ja - selbst für Wolle Rihm - ein bißchen viel...). Was viele nicht wissen: Wolfgang Rihm starb im März 2008 tatsächlich. Allerdings nur bei Wikipedia für wenige Minuten. Wo wir gerade bei Wikipedia-Toten sind: ich empfehle den Besuch der History des Manfred-Trojahn-Artikels, der ihn - der ja noch leben soll... - vor einiger Zeit schon als tot erklärte. Dort hieß es: "Manfred Trojahn wurde 1949 als Sohn deutscher Kaufleute in Frankfurt geboren. Dort studierte er an der Uni Musik und spielte schon damals erstklassig Klavier, sovie Violine und Kazoo. Seine ersten Kompositionen entstanden 1965, in erster Linie Klaviersonaten, sowie Kazoo-Duette. Bereits im Alter von 16 Jahren gab er Nachhilfeunterricht in Musik und lehrte seine Fähigkeiten im Klavierspiel. 1970 schießlich brachte ihm seine erste Oper "Wie Gans und Hase" großen Erfolg und er etablierte sich im Operngenre. Sie wurde im Berliner Nationaltheater uraufgeführt und fand schließlich so viele Bewunderer, daß sie auch in Weltstädten wie Wien, Prag, Paris und Rom aufgeführt wurde. 1974 zog Trojahn nach Düsseldorf, wo er die Oboenspielerin Tanita Strossmeyer kennenlernte und heiratete. Über die weiteren 10 Jahre schrieb Trojahn weitere Opern, u. a. "Ringsum nur Nüsse", welche er mit dem berühmten London-Symphonie-Orchester aufführte. Dies war der Höhepunkt seiner Karriere. Später begann Trojahn, Kinderlieder sowie Filmmusik zu komponieren. U. a. waren seine Kompositionen in Stanley Kubricks "Shining" und in der Kultfilmreihe "Eis am Stiel" zu hören. Im Jahr 1999 erkrankte Trojahn an Tuberkulose, welche ihn in inneralb von 3 Jahren verenden liess. Er starb 2002 in Düsseldorf und wurde in seiner Geburtsstadt beerdigt." Wolfgang Rihm zeigte sich bei meiner gestrigen Präsentation übrigens als sehr lebendig. Das hat Spaß gemacht. Schade, daß er nicht schon früher da war. Gleich treffen sich die Teilnehmer der Ferienkurse, um eine Darmstadt-Kritik zu formulieren. Davon wußte ich gar nichts, aber es ist schön, daß auch andere den Drang haben, sich kritisch zu äußern und konstruktive Verbesserungsvorschläge zu machen.

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