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14. Tag: The idea is in the room

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Zwar ist hier erst in zwei Tagen Schluß, trotzdem möchte ich nun schon zur feierlichen Privatpreisverleihung kommen. (Tusch.) Die Regeln sind in ihren Strukturen natürlich völlig undursichtig. So muß es hier in Darmstadt eben sein. Ich passe mich da nur an. Übrigens galten alle aufgeführten Werke als "teilnehmende Werke" (egal, ob der Komponist beispielsweise schon verstorben, geistig umnachtet und/oder hier in Darmstadt anwesend ist). - Kategorie "Beste Werke" - 1. Iannis Xenakis: "Jonchaies" 2. Annette Schmucki: "träumen/bergen. 17 reusen" 3. Karlheinz Stockhausen: "Prozession" Stockhausen muß sich allerdings vom Sirius aus beim ensemble recherche bedanken. Denn wesentliche Aufgaben der Komposition wurden vom Ensemble übernommen (wer die Partitur kennt weiß, was ich meine...). - Kategorie "Schlechteste Werke" - 1. Gerhard Stäbler: "...ins Offene..." 2. Gerhard Stäbler: "upon dry land" 3. Nikolaus Brass: "abgewandt" Sonderwertung "Klaus Lang" - Kategorie "Beste (eigentlich müsste es heißen: gute) Werke von Klaus Lang" - 1. Nicht vergeben 2. Nicht vergeben 3. Nicht vergeben - Kategorie "Schlechteste Werke von Klaus Lang" - 1. Klaus Lang: "Der schlafende Landmann [...]" 2. Klaus Lang: "drei flüchtige berührungen" 3. Klaus Lang: "einfalt. stille" Zu Klaus Langs Freundeskreis werde ich wohl nie gehören. (Und jetzt raten Sie mal, ob ich das überhaupt will...) Man beachte: in der Kategorie "Schlechteste Werke" sind ausschließlich Stücke von alten Komponisten preisgekrönt worden. Der Vorwurf (der mir gestern von einer Komponistin gemacht wurde), ich solle bei der Kritik an jungen Komponisten vorsichtiger sein, ist aber auch in anderer Hinsicht nicht berechtigt. Vor ein paar Tagen diskutierten Brian Ferneyhough und Wolfgang Rihm in einem Podiumsgespräch die Frage, wie Komposition zu unterrichten sei. Als es um Kritik und Kritiker ging, forderte Ferneyhough, die eigenen Kompositionsschüler vor der Musikkritikerlöwengrube zu schützen - indem man sie nicht zu früh an die Öffentlichkeit gehen läßt. Die Formulierung, die Ferneyhough verwendete, klang recht blumig, so dass Rihm sich ihm kurzerhand anschloß und dieses (wie ich meine: sehr heikle) Thema einfach überging. Ehrlich war das nicht, denn aktuell geschieht in der Neuen-Musik-Szene das Gegenteil. Das Beispiel einer Rihm-Schülerin, deren Werk (das ein "Ich" noch nicht einmal stammeln konnte) dieses Jahr in Darmstadt erklang, zeigt deutlich, dass es den meisten Kompositionslehrern nicht um Schutz, sondern um den Erfolg ihrer Schüler geht, der auf den Lehrer freilich zurückstrahlen soll. Und so kann man sehr häufig Werke von jungen Komponisten hören, die nichts Eigenes enthalten, sondern sich verkrampft an irgendetwas klammern, was Erfolg verheißt. Gleichzeitig stellen diese jungen Komponisten sich der Öffentlichkeit, vielleicht sogar der Darmstädter-Ferienkurs-"Öffentlichkeit" - und da ist es dann zu spät, dann muss man dafür gerade stehen, was man komponiert hat; und mit der Kritik leben (oder sie nicht lesen) und einsehen, dass man tatsächlich noch auf der Suche ist und lieber noch ein wenig im Stillen an sich arbeitet, anstatt von Lachenmann, Rihm, Ferneyhough, Spahlinger oder N. A. Huber zu klauen.

[Wolfgang Rihm begutachtet das von elternlosen Kindern fußgeknüpfte Ensemblestück einer Prinzentochter aus dem üppigen Westen Sri Lankas.]

Die Studiokonzertphase hat begonnen, aber ich kann nicht alle Konzerte besuchen. Erstens saß ich gerade im Unterricht bei Wolfgang Rihm (der heute ein schlechter Lehrer war; gerade mit den asiatischen Teilnehmern konnte er nicht viel anfangen, so dass er verzweifelt Dinge sagte wie: "What do you want? It's a piece. We can hear the clarinet. What do you want? The idea is in the room!"). Zweitens beschäftigen mich eher andere Fragen. Beispielsweise: "Wann finde ich die Zeit, die vielen Pfandflaschen in meinem Hotelzimmer zurückzubringen?"

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