Warum kommen junge Komponisten überhaupt nach Darmstadt? Um intensiv über Musik zu sprechen, über die eigene Musik und über die Musik anderer. Aber natürlich auch, um diese Musik einer vermeintlich fachkundigen Öffentlichkeit vorzustellen - und zwar als klingendes Ereignis, sprich: innerhalb eines Konzerts am Ende der Ferienkurse. Dafür sind eigens die Studiokonzerte vorgesehen, in der die von den teilnehmenden Instrumentalisten während der Kurse einstudierten Werke in einer Auswahl aufgeführt werden (sollen).
Vor einigen Tagen hieß es noch, mein Quintett ("Ich [...] nicht") würde in einem der Konzerte erklingen. Aber so ein Zufall: obwohl ich ausführlich von allen Dozenten, bei denen ich bisher Unterricht hatte, für das Stück gelobt wurde (es gab eigentlich nur technische Nachfragen) steht nun plötzlich fest: Lückers Quintett wird doch nicht aufgeführt. Die Information ist zwar noch nicht amtlich, aber mit "es gibt zu wenige Geigen hier" (inoffizielle Begründung) lasse ich mich natürlich nicht abspeisen. Das ist viel zu offensichtlich und weil man von Organisatorenseite wohl endlich mitbekommen hat, dass für die nmz täglich (kritisch... aber das kann ich selbst wohl nicht so gut beurteilen...) aus Darmstadt berichtet wird, geradezu fatal (jedoch nicht für mich...), denn jetzt habe ich schlechte Laune. Und mein Mitbewohner (liebe Grüße!) weiß, was das bedeutet.
Man kann sich das Stück übrigens auf meiner Homepage in voller Länge anhören - und die pdf-Partitur mitlesen, wozu ich Sie hiermit einladen möchte. Wenn Ihnen das Stück "gefällt" (wie auch immer...): schreiben Sie doch dem Darmstadt-Chef Solf Schaefer eine Email: imd [at] darmstadt.de (imd[at]darmstadt[dot]de).
Viele sagen mir, sie hätten das Stück sehr gerne gehört.
Aber gut. Stillschweigend akzeptieren werde ich die Absetzung meines Werkes nicht.
Doch dazu morgen.
Vorhin hat das Symposium "Neue Musik und ihre Interpretation" begonnen. Nach dem zweiten Vortrag (von Isabel Mundry, die eine kritische Bemerkung meinerseits in der anschließenden Fragerunde nicht richtig verstand) entdecke ich am schwarzen Brett das Antlitz eines wunderschönen jungen Mannes mit feinen Gesichtszügen und einem sympathischen Lächeln, der - laut Bildüberschrift - völlig ironiefrei zum "Teilnehmer des Tages" gekürt wurde. Durch den bei so holdem Anmut hohen Grad meiner kontemplativen Entrückung merke ich erst spät, dass ich es bin, der mich so lieblich-schelmisch von der Seite anlächelt.
Bitte mehr (Kopien) davon!