Update: Bei 11 Gegenstimmen hat der Rundfunkrat des SWR der Fusion der Orchester zugestimmt. "Ein schwarzer Tag für die Kulturlandschaft", schreibt aus der Sitzuing Juan Martin Koch.
Im Vorfeld der Sitzung des SWR Rundfunkrates am morgigen 28. September in Mainz scheint die drohende Orchesterfusion kaum mehr abwendbar. Zwar muss Intendant Peter Boudgoust laut Beschluss vom 29. Juni über Alternativen berichten, doch ist wenig wahrscheinlich, dass er diese als „belastbar“ präsentieren wird – was Voraussetzung für einen weiteren Aufschub der im Prinzip vom Gremium schon abgesegneten Fusion wäre. Immerhin konnte aber der Freundeskreis des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg gerade noch rechtzeitig das Ergebnis seiner dreimonatigen Bemühungen um Unterstützung aus der Region an Intendant und Rundfunkrat weitergeben. Auch aus Stuttgart kommt ein Konjunktiv.
Wie berichtet, ist ein Zusammenschluss von Unterstützern aus der trinationalen Metropolregion Oberrhein neben dem zeitweisen Verzicht auf Gehaltsanpassungen zentraler Baustein des Freiburger Kuratorenmodells, das Intendant Boudgoust in seiner mehrheitlich angenommenen Beschlussvorlage zur letzten Rundfunkratsitzung allerdings aus finanziellen, künstlerischen und rechtlichen Erwägungen schon weitgehend verworfen hatte.
Nun liegt eine Grundsatzerklärung der Städte Lahr und Offenburg vor, mit dem SWR in Gespräche über eine Projektbeteiligung zu treten, überdies gibt es Absichtserklärungen von der Stadt Straßburg und vom Conseil Général Haut-Rhin, dem Bezirksparlament in Colmar, die eine Voraussetzung dafür sind, dass das Orchester für binationale Projekte EU-Mittel bekommen kann.
Aus dem Freiburger Gemeinderat gibt es eine solche Zusage nicht, die Stadt Karlsruhe will abwarten, bis der Oberrheinrat – über die nun vorliegende Absichtserklärung hinaus – die Beteiligung zum offiziellen Projekt erklärt.
In Stuttgart tritt unterdessen die Raumfrage in den Vordergrund. Wie die Stuttgarter Nachrichten melden, wird im Gemeinderat eine von sog. „sachkundigen Bürgern“ eingebrachter Antrag diskutiert, wonach ein noch zu bauendes „Stuttgarter Orchesterhaus“ für die vier Klangkörper der Stadt durch Einsparungen bei Technik, Verwaltung und Organisation der Aushilfen ein Stück weit jene Kosten kompensieren könnte, die durch eine möglicherweise fusionsverhindernde städtische Beteiligung am RSO anfallen würden.
Sofern sich der Rundfunkrat von dieser Vielzahl an Konjunktiven nicht beirren lässt und die Perspektiven, die sich – trotz der kurzen Zeitspanne – ergeben haben, nicht ignoriert, könnte er morgen durch einen weiteren Aufschub den Beteiligten die Möglichkeit geben, diese nun in Ruhe weiter voranzutreiben und zu konkretisieren. Es wäre ein Gebot der kulturellen Verantwortung.