Heute eskalierte wieder ein Streit, der zur Folge hat(te), dass die Website der GEMA nicht erreichbar ist (war). Die Hackergruppe unter dem Pseudonym „Anonymous“ hat sich offenbar Zugang zum Server der GEMA verschaffen können und leitete Anfragen an eine externe Website weiter. Auf der war zu lesen: „Leider ist diese Seite (nicht nur) in Deutschland nicht erreichbar, da sie auf ein Unternehmen verweisen könnte, für das Anonymous nicht die nötigen Freiheitsrechte eingeräumt hat. // Das tut uns leid. Nicht!“ Und die Hacker kommen sich dabei zusammen mit ihren Sympathisanten offenbar cool vor.
Doch mit Coolness hat das nichts zu tun. Im Hintergrund steht der Hickhack um die Lizenzen, die zwischen GEMA und YouTube verhandelt werden. Seit Monaten ergebnislos. YouTube schiebt dabei der GEMA die Schuld in die Schuhe und macht dies durch falsch informierende Einblendungen kund. Spaß ist das schon lange nicht mehr. Jetzt ist das Fass offenbar übergelaufen und Maßlosigkeit im Umgang nimmt sich Bahn. Während man bei Sitzblockaden gegen Atomkraftwerke oder Atommülltransporte Methoden des gewaltfreien Widerstands übte, bei einer Sache, bei der es um Leben oder Tod geht, ist es hier allein die mögliche oder unmögliche Präsenz von Musikvideoangeboten auf einer kommerziellen Seite. Die Hacker von Anonymous stellen sich auf die Seite der Mächtigen im Web und brüskieren Ansprüche seitens der in der GEMA angeschlossenen mehr oder minder Kreativen. Ein Mob tritt da um sich. Und man fragt sich warum? Warum schießen da Netzfreaks mit Kanonen auf Spatzen? Und das im Namen der Informationsfreiheit. Wie absurd!
Die Sache dürfte extrem unangenehm peinlich sein für alle, die den Rahmen produktiv rationaler Lösungen suchen. Das heißt Gespräch, das heißt Kommunikation. Natürlich ist die Verwaltung der GEMA nicht immer selbst durch maßvolles Verhalten aufgetreten, diverse Streitobjekte gibt es intern oder auch extern. Die nmz berichtet davon ja laufend. Ob es sich um Ausschüttungsmodalitäten handelt, ob es sich ums Arbeitsrecht handelt, ob es sich um angebliche Optimierungsprozesse intern handelt. Mit der GEMA muss man sich zanken. Das ist okay. Aber hier überschreiten Aktivisten die Grenze der nötigen Streitszenarien. Sie schaden damit nicht nur der GEMA sondern vor allem diejenigen, die sich in gesitteter Form um die Entwicklung dieser Autorengesellschaft bemühen. Dieser Schaden wiegt vielleicht noch schwerer, als dass man die GEMA im Netz nicht erreichen kann.
Es ist vor allem die Art und Weise, wie Anonymous das inszeniert, was einen so sehr verstimmt. Autoritär, hämisch, instinktiv bei denen Beifall erheischend, die sich für die Elite der Netzpolizei halten. Eben eine Art Kadermob. Sie wissen es besser und verleihen ihrem Ansinnen durch Netzgewalt Nachdruck. Das ist einfach nur mies und Zeichen autoritären Charakters. Sehr übel!
Die Grenzen des Widerstands sind sinnlos übertreten worden. Von „Notstand oder Notwehr“ ist gegenüber der GEMA nichts gegeben. Nichts!