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Karl Grunes Drama „Schlagende Wetter“ Foto: Deutsche Kinematek
Karl Grunes Drama „Schlagende Wetter“ Foto: Deutsche Kinematek
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„Extraschicht“ für das WDR Rundfunkorchester - Die Stummfilmmusik zu Karl Grunes Drama „Schlagende Wetter“

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Im vergangenen Februar wurde der stumme Kriminalreißer „Der Bettler vom Kölner Dom“ von 1927 im ausverkauften Klaus von Bismarck Saal des WDR erfolgreich öffentlich aufgeführt. Dieser Live-Aufführung waren im Januar 2010 bereits zwei TV Ausstrahlungen durch ZDF/ARTE mit der vom WDR in Auftrag gegebenen neuen Begleitmusik von Pierre Oser vorausgegangen. Schon am 18. und 19. Juni wird das Projekt „Stummfilmmusik“ nun fortgesetzt, und dies zu einem besonderen Anlass und in einer ganz besonderen Location.

Wiederum haben sich das WDR Rundfunkorchester Köln, die Filmredaktion von ZDF/ARTE, und die Stiftung Deutsche Kinemathek in Berlin zusammengetan und präsentieren im Rahmen der „ExtraSchicht“ von „Ruhr 2010“ das Bergmannsdrama „Schlagende Wetter“ von Karl Grune. Die Henrichshütte in Hattingen bildet diesmal das stilvolle Ambiente für zwei Nachtvorstellungen. Das WDR Rundfunkorchester Köln unter der musikalischen Leitung von Titus Engel spielt dabei die neue Filmmusik, die ZDF/ARTE bei dem Komponisten Georg Gräwe in Auftrag gegeben hat. Die TV-Premiere ist für den 27. September 2010 auf ARTE festgesetzt – am letzten Montag des Monats zeigt der Sender immer restaurierte Stummfilme mit neu produzierter Musik.

Grunes Film war nicht nur ein simples Kammerspiel im Bergmannsmilieu, er war auch ein unfreiwilliges Politikum. Im Januar 1923 hatten belgische und französische Truppen das Ruhrgebiet besetzt – eine Folge des ersten Weltkrieges und seiner für Deutschland kaum aufzubringenden Reparationszahlungen. „Schlagende Wetter“ nimmt  zwar keinen Bezug auf die politischen Ereignisse, denn die Dreharbeiten hatten schon 1922 stattgefunden. Als der Film dann aber kurz nach dem Einmarsch der Soldaten in die Kinos kam, wurde er als Solidaritätserklärung für die Brüder in den Zechen und Gruben des Rheinlandes  empfunden.

Die Story selbst hat alle Zutaten eines klassischen Stummfilmdramas. Die unverheiratet geschwängerte Bergmannstochter Maria (Liane Haid) wird von ihrem Vater (Herman Vallentin) aus dem Haus geworfen, während der Verführer (Walter Brügmann) sich aus dem Staub macht. Der unverheiratete Grubenarbeiter Thomas (Eugen Klöpfer) nimmt sich ihrer an, verliebt sich in sie und heiratet sie schließlich. Da taucht der Verführer wieder auf und stellt Maria nach. - In rasender Eifersucht verfolgt Thomas seinen Widersacher bis ins Bergwerk, und auch Maria, die ein Unglück verhindern will, folgt den beiden in den Schacht. Während der dramatischen Verfolgsjagd brechen schlagende Wetter los, und es kommt zu einem spektakulären Showdown tief unter der Erde.

Karl Grune (1890-1962), der sich mit expressionistischen Stummfilmen wie „Die Strasse“ (1923) einen Namen gemacht hat, beweist seine ganze Meisterschaft in der atmosphärischen Darstellung zwangvoller Enge in den Schächten des Bergwerks. Handkolorierte Effekte und stimmungsvoll einfarbig viragierte Sequenzen unterstreichen diese Wirkung zusätzlich. Dazu wird das WDR Rundfunkorchester Köln unter der Leitung von Titus Engel die neue Filmmusik von Georg Gräwe spielen, die sich ganz in den Dienst des Bildes und der von dort ausgehenden Stimmung stellt.

Nachtvorstellungen zur ExtraSchicht 2010
Die ExtraSchicht ist das besondere Kulturereignis anlässlich der „Ruhr 2010. Kulturhauptstadt Europa“. Im zehnten Jahr ihres Bestehens präsentiert sie sich am 19. Juni größer als jemals zuvor: 200 Events an 50 Spielorten sorgen zwischen Duisburg und Hamm, Marl und Hagen für eine Nacht voller Höhepunkte. Rund 200 Busse, 15 Schiffe, 150 Leihräder sowie zahlreiche historische Busse und Bahnen verbinden die Spielorte miteinander. Die Deutsche Bahn organisiert eigens zur ExtraSchicht ICE-Sternfahrten aus dem ganzen Bundesgebiet zum neuen Essener Hauptbahnhof. Insgesamt werden rund 200.000 Besucher aus ganz Europa erwartet.

Als Sommerfest der Kulturhauptstadt integriert die ExtraSchicht in diesem Jahr mehr als 20 Projekte der RUHR.2010. Orientierung bei der nächtlichen Entdeckungsreise durch die Metropole Ruhr bieten fünf Drehscheiben. In diesem Jahr sind das die Zeche Lohberg in Dinslaken, der Gasometer Oberhausen, der Nordsternpark Gelsenkirchen, die Bochumer Jahrhunderthalle mit dem Westpark sowie das größte Fußballstadion Europas, der Signal Iduna Park in Dortmund. Einen Gesamtüberblick über die Nacht der Industriekultur erhält der Besucher zudem am Welterbe Zollverein in Essen, das als Portal zur ExtraSchicht fungiert. Bis zum 18. Juni werden im Vorverkauf Einzeltickets zum Preis von zwölf Euro, ermäßigt zehn Euro sowie das 4-Personen-Ticket für 40 Euro angeboten. An der Tageskasse der ExtraSchicht sind ausschließlich Einzeltickets für 16 Euro erhältlich. Die Eintrittskarten gelten für alle 50 Spielorte in der Nacht der Industriekultur und als Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr in den Verkehrsverbünden Rhein-Ruhr (VRR), Rhein-Sieg (VRS) und den Verkehrsgemeinschaften Ruhr-Lippe (VRL) und Niederrhein (VGN). Weitere Informationen und Tickets gibt es unter der Nummer 01805/181650 (14 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz, max. 42 Cent/Min. aus dem Mobilfunk) sowie im Internet. Dort finden sich neben dem kompletten Programm auch Reisepakete für das ganze Wochenende.

Die Daten zum Film:
ExtraSchicht 2010, WDR Rundfunkorchester Köln, ZDF/ARTE und Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin präsentieren:
Schlagende Wetter
Deutschland 1922/1923, Länge: ca. 68 Minuten
Restaurierte und viragierte Fassung

Regie: Karl Grune
Drehbuch: Max Jungk, Julius Urgiß nach einer
 Vorlage von Stefan Großmann (ungenannt)
Kamera: Karl Hasselmann
Bauten: Karl Görge
Kostüme: Ernö Metzner
Produktion: Stern-Film GmbH Berlin
Originallänge: 2.201 m (= 97 Minuten  bei 20 Bildern/sec)

Marie - Liane Haid 
Thomas - Eugen Klöpfer 
George - Walter Brügmann 
Freund von George - Carl de Vogt
Vater von Thomas - Leonhard Haskel 
Mutter von Thomas - Adele Reuter-Eichberg 
Vater von Marie - Hermann Vallentin 

Restaurierte Fassung (2005): 1.351 m (= 59 Minuten  bei 20 Bildern/sec)
Restaurierte Fassung (2009/2010): 1.550 m (= 68 Minuten bei  20 Bildern/sec)
Restaurierung: Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen Berlin – in Kooperation mit dem ZDF in Zusammenarbeit mit ARTE
Umkopierung: L’Immagine Ritrovata, Bologna

Musik (2009/2010): Georg Gräwe
Einspielung: WDR Rundfunkorchester Köln
Dirigent: Titus Engel

Redaktion WDR, Winfried Fechner
Redaktion ZDF/ARTE,     Nina Goslar - Simon Ofenloch


Eine Koproduktion von:
Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen Berlin, 
WDR Rundfunkorchester Köln
ZDF in Zusammenarbeit mit ARTE

Termine: 18. & 19. Juni 2010 Nachtvorstellung in der Henrichshütte, Hattingen, Beginn: 23.00 Uhr
Sendetermin ARTE: 27. September 2010, 23.55 Uhr



 

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