Still um die Bühnenplattform Schwimmende, Rudernde, Angelnde. Wie geschaffen für das Flair einer Seebühne. Wetter ist ihr Risiko, das auch Tropenhitze sein kann, die – kürzlich im heißen Juli – die Ballett-Girls in einer vormittäglichen Generalprobe reihenweise umfallen ließ. So kam es, dass der Premieren-Abend eigentlich die durchgespielte Generalprobe war.
Mit dem Musical-Hit ‚Cabaret‘ bringt das kleine Mittelsächsische Theater Freiberg-Döbeln ein weiteres Erfolgsmusical an seinem Sommerspielort zur Aufführung. Mit einem solchen Magneten zieht die Seebühne am Kriebstein-Stausee im malerischen Tal der Zschopau Publikum auch aus den großen Städten Sachsen an. Im Dreieck Dresden, Leipzig, Chemnitz liegt Kriebstein zentral etwa eine Stunde entfernt.
Als es im Jahr 2000 erste Überlegungen gab für eine Bühne an der Talsperre Kriebstein, war an einen solchen Erfolg noch nicht zu denken. Tilo Staudte, Ausstattungsleiter des fusionierten Theaters der Mittelstädte Freiberg und Döbeln, hatte Ideen von seiner Zeit an den Bregenzer Seefestspielen mitgebracht. Hochfliegende Pläne des Theaters und realistische des Talsperren-Zweckverbandes wurden einander angepasst. Dann spülte das Hochwasser vom 13. August 2002 alles weg. Der See war bis an die Berstgrenze der Staumauer vollgelaufen. Doch im Sommer 2005 fand improvisiert mit Shakespeares ‚Viel Lärm um Nichts‘ erstes Theaterspielen am Ufer der ‚Seeterrassen‘ statt.
Im Winter 2006, bei abgelassenem See, wurde mit dem Bau begonnen. Als Stahlkonstruktion errichtet auf elf Pfählen, elf Meter hoch über Grund, erheben sich 260 Quadratmeter Bühnenfläche auf einer Plattform einen Meter über See bei Normalwasserstand. Die Tribüne mit bequemen Holzbänken für 850 Zuschauer am natürlichen Uferhang hochgebaut, ist oben begrenzt mit einer Theatergastronomie, von der auch man zuschauen kann. Gefördert mit Mittel des Kulturraumes Erzgebirge-Mittelsachsen, wurden für den Bau 600 Tausend Euro aufgewendet.
Beste Sicht von allen Plätzen bietet sich auf die nahe Spielebene mit ihrer malerischen See- und Landschaftskulisse. Die Spielgarderobe ist jeweils hinter die Kulissen gestellt. So landet das Ensemble in ‚Cabaret‘ mit scheinwerferbestrahlter Barkasse auf der Bühneninsel an. Schon 2008 und wieder in 2009 hatte Andrew Lloyd Webbers ‚Evita‘ achttausend Zuschauer zur Seebühne Kriebstein gezogen und begeistert. Kein Evita-Abend war ins Regenwasser gefallen. Das Mittelsächsische Theater hat in den fünf Jahren der Aufführungen am See etwa 15 Produktionen auf die diese Bühne gebracht. Dabei auch eigens für diese geschrieben ‚Odysseus ein Musikschauspiel‘ (Manuel Schöbel, Isolde und Jens Lommatzsch) und ‚Gulliver‘ (Schöbel, Musik: Reinhard Lakomy).
Überwiegend sind es musikalische Aufführungen, die das Publikum zu den Open-Air-Veranstaltungen ziehen. Großkonzerte, Rock und sonstige krachige Events sind satzungsgemäß ausgeschlossen, denn der Kriebsteinsee – entstanden mit dem Bau der Staumauer und seiner Aufstauung (1927-1929) – ist seit den dreißiger Jahren Naherholungsgebiet und sanftem Tourismus gewidmet. Ausnahme ist ein Motorboot-Wertungsrennen, das seit 2006 der Talsperren-Zweckverband selbst organisiert. Der Verband als Körperschaft des öffentlichen Rechts, wird vom Landkreis Mittelsachsen, der Stadt Mittweida und der Gemeinde Kriebstein getragen. Er war Bauherr der Seebühne, ist deren Betreiber und vergibt Rechte an Veranstalter, die außer dem Hauptnutzer Mittelsächsisches Theater noch einige weitere sind, wie die Chemnitzer ShowBiss und der Mittelsächsische Kultursommer. Mit über Zehntausend Besuchern im Jahr hat sich die Seebühne Kriebstein, als einzige ihrer Art in Sachsen, erfolgreich zu einem festen Bestandteil der Sommertheater-Landschaft entwickelt.
„Cabaret“ Musical von John Kander und Frank Ebb, 20.8. und 21.8. 19 Uhr und 22.8. 17 Uhr.
„Die Csárdásfürstin“ Operette von Emmerich Kálmán, 27.8.19 Uhr und 29.8. 17 Uhr.
www.mittelsaechsischestheater.de
www.seebühne-kriebstein.de