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Feuerprobe bestanden: Munich Contemporary Art Orchestra im Münchner Gasteig. Foto: Ralf Dombrowski
Feuerprobe bestanden: Munich Contemporary Art Orchestra im Münchner Gasteig. Foto: Ralf Dombrowski
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Mal was Neues – das Munich Contemporary Art Orchestra beim „Alles Gut Festival“ im Münchner Gasteig

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Es war ein großes Fest. Das Münchner Kulturzentrum Gasteig feierte mit insgesamt 111 Veranstaltungen an einem Sonntag das „Alles Gut Festival“ - eine Hommage an die Künstler, das Publikum, ein Forum für sieben wohltätige Organisation, die sich vorstellen durften, und auch eine Leistungsschau der eigenen Institutionen. So präsentierte beispielsweise das neu gegründete Munich Contemporary Art Orchestra in der Philharmonie als Festival-Finale ein rasantes Programm von Jazz-Folklore bis zeitgenössischer Improvisation.

„Wenn man es genau nimmt, dann habe ich immer viel Glück gehabt“, meint Claus Reichstaller, Trompeter und inzwischen Leiter der Jazzabteilung der Hochschule für Musik und Theater in München. „Ich bin in die guten Jobs oft reingerutscht und musste mir keine Sorgen um mein Auskommen machen. Als Professor an der Hochschule habe ich darüber hinaus nun die Möglichkeit, neue Sachen auf die Beine zu stellen. Die Idee des Munich Contemporary Art Orchestra zum Beispiel trage ich schon seit ein paar Jahren mit mir herum. Jetzt war mit dem ‚Alles Gut Festival‘ endlich der passende Anlass gegen, um es auch in die Tat umzusetzen.“

Hintergrund ist die Beobachtung, dass es in München und Umgebung eine Menge herausragender Musiker gibt, die ihre eigenen Projekte verwirklichen, die Kräfte jedoch nicht in einem gemeinsamen Ensemble bündeln. Claus Reichstallers Bestreben war es daher, diese Vielzahl der Individualisten zusammenzubringen, und das nicht nur, um ein ausgezeichnetes Orchester zu kreieren, sondern auch, um das Spektrum der musikalischen Möglichkeiten zu dokumentieren, das in so einer Kooperation steckt: „Natürlich ist es eine Festivalband, denn diese Leute alle an einem Termin zu versammeln, ist schon ein organisatorischer Aufwand. Auf der anderen Seite aber ist es auch ein offenes Konzept. Denn die Besetzung kann durchaus variieren, was schon deshalb Sinn macht, weil jeder Musiker wieder seinen eigenen Stil mitbringt“.

Es gehört daher zum Konzept, dass das Etikett „Jazz“ im Namen des Ensembles nicht vorkommt. Denn die Tradition der Improvisation ist zwar die Grundlage, aber nicht das alleinige Ziel des Projekts. Das wurde beim Premierenkonzert des Munich Contemporary Art Orchestra in der Philharmonie deutlich. Ein mit leisen Texturen agierendes Duo des Klarinettisten Michael Riessler mit dem Saxofonisten und Schlagwerker Thomas Zoller gehorcht anderen ästhetischen Maximen wie etwa eine Modern Bop Komposition von Saxofonist Axel Kühn. Die Farbenspiele von Pianist Christian Elsässer haben eine komplett andere Ausrichtung als das Powerplay von Matthias Schriefl.

Und trotzdem gelingt das Experiment. Denn jeder Beteiligte fügt wie erhofft seine Eigenheit ins Gesamtbild ein. Zollers Kompositionen schlagen die Brücke zur zeitgenössischen Klassik, Schriefls post-folkloristische Eruptionen verordnen dem zwölfköpfigen Ensemble die nötige Publikumsnähe, um am Ende tosenden Applaus zu ernten. Verhaltene Momente wie das Duo von Saxofonist Florian Trübsbach und Christian Elsässer bringen fragilen Kammerjazz ins Programm und der einzige Standard des Abends „Solar“ auch einen dezenten Link in die Vergangenheit. So hat das Munich Contemporary Art Orchestra seine Feuerprobe bestanden. Auf dieser Basis können Reichstaller & Co weitere Ideen entwickeln.

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