Ungewöhnlich waren Ort, Zeitpunkt und Zusammensetzung der diesjährigen Pressekonferenz der Bayreuther Festspiele: am Nachmittag des Vortages zur Eröffnung standen der Kaufmännische Geschäftsführer der Festspiele und der Festspielpressechef den Vertretern der Medien Rede und Antwort. Die Festspielleitung hingegen fehlte – seitens der Festspielleiterin Katharina Wagner durch Proben für die TV-Übertragung ihrer Inszenierung „Tristan und Isolde“ infolge der kurzfristigen Umbesetzung der weiblichen Hauptpartie zu entschuldigen, seitens ihrer Schwester Eva Wagner-Pasquier kaum nachvollziehbar.
Heinz-Dieter Sense, Kaufmännischer Geschäftsführer der Bayreuther Festspiele, referierte über die Umstrukturierung der Eintrittskartenvergabe. Von den 60.000 zur Verfügung stehenden Karten würden 15.000 die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, Sponsoren und Mitwirkende erhalten. Von den 45.000 Karten im Normalverkauf, die seit diesem Jahr zur Hälfte online angeboten würden, seien zwei Drittel in Deutschland, ein Drittel ins Ausland verkauft würden.
Weiterhin bestehe für neue Besucher eine Wartezeit von 13 bis 14 Jahren bei Neuproduktionen, beim „Ring des Nibelungen“ sei die Nachfrage mit 5 Jahren Wartezeit geringer, zumal die Zyklen nur geschlossen abgegeben würden. Durch Einführung der Ticket-Börse sollten bewusst neue Kreise und damit auch eine Veränderung des Publikums erreicht werden.
Kampf gegen den Schwarzmarkt
Der Weiterverkauf von ca. 3000 bis 4000 Karten sei rechtlich nicht zu unterbinden, er müsse jedoch durch das Kartenbüro der Festspiele erfolgen. Langfristig sei das Ticketing übers Internet, in dem auch täglich zurücklaufende Karten neu angeboten würden, eine wirkungsvolle Methode gegen den schwarzen Markt vorzugehen. Obendrein seien gegen Privatverkäufe in diesem Jahr 180 Abmahnungen ausgesprochen und anwaltlich 187 Karten mit Gebühr retourniert worden.
Erstmals beginne der Kartenvorverkauf für die Festspiele des kommenden Jahres bereits in der nächsten Woche, mit einer Bestellmöglichkeit bis September, der Ticket-Sofortverkauf online am 31. Januar 2016.
Bereits seit 15. März dieses Jahres und mit Wirkung bis zum Jahre 2020 sei Christian Thielemann als Musikdirektor der Festspiele im Einsatz. Seine diesbezügliche Aufgabe sei es, das Klangbild der Bayreuther Festspiele mit zu prägen, die Orchesterbesetzung auszuwählen, einen Assistenten-Stamm aufzubauen, die Künstlerische Geschäftsleitung zu beraten und international Solisten zu besorgen, die sonst nicht bereit wären, zu den in Bayreuth immer noch niedrigen Gagen zu singen.
„Alleinstellungsmerkmal“ Eva Wagner-Pasquier
Dass Eva Wagner-Pasquier, die mit Ende dieser Festspiele aus der Künstlerischen Leitung ausscheidet, sich entschieden habe, an der Pressekonferenz nicht teilzunehmen, bezeichnete Festspielpressechef Emmerich scherzhaft als ein weiteres „Alleinstellungsmerkmal“ dieses Festivals.
Stellvertretend für die Regisseurin berichteten die Bühnenbildner Frank Philipp Schlößmann und Matthias Lippert, sowie Kostümbildner Thomas Kaiser über ihre mehrere Jahre währende Arbeit an der technisch besonders aufwändigen Neuinszenierung, sowie über die Schwierigkeiten der späten Umbesetzung der Isolde mit extrem wenigen szenischen und musikalischen Proben. Evelyn Herlitzius, die bei den Festspielen in München die Elektra singt, so am Tag vor der Bayreuther Generalprobe, konnte daher diese Probe nicht aussingen.
Sanierung des Festspielhauses
Zum Thema der anstehenden Sanierung des Festspielhauses referierte Sense, dass mit Südfassade und Königsbau begonnen und die immer noch eingerüstete Fassade in zwei bis drei Spielzeiten saniert werde, anschließend gehe es dann an den Innenbrandschutz. Insgesamt seien für diese Baumaßnahmen der nächsten acht Jahre 30 Millionen Euro veranschlagt.