Hauptbild
Ring-Frosch: das Signet der diesjährigen Kinderoper bei den Bayreuther Festspielen
Ring-Frosch: das Signet der diesjährigen Kinderoper bei den Bayreuther Festspielen
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Teils gesprochen, teils gesungen: „Der Ring des Nibelungen“ für Kinder bei den Bayreuther Festspielen

Publikationsdatum
Body

Nach Absage von Wim Wenders wurde von der Festspielleitung Frank Castorf offiziell als potentieller Regisseur für die „Ring“-Inszenierung im Wagner-Jahr 2013 benannt, – aber die Verträge sind noch nicht geschlossen. Festspielleiterin Katharina Wagner wird am Teatro di Colón in Buenos Aires, zusammen mit Cord Garben, eine auf sieben Stunden gekürzte Version des „Ring“-Zyklus für einen Abend herausbringen. Noch deutlich unter dieser Aufführungszeit bleibt die Bayreuther Neuinszenierung des „Ring“ für Kinder, mit zwei Stunden Dauer und einer Pause.

Wagners Ausspruch, „Kinder macht Neues!“ beherzigen auch die 100. Festspiele seit ihrer Gründung und zeigen im „Ring“-freien Jahr erstmals den Zyklus als dritte Produktion der ausschließlich durch Sponsoren finanzierten Reihe „Wagner für Kinder“.

Saskia Bladt hat Wagners Partitur geschickt reduziert, zwei Hörner und zwei Posaunen stellvertreten das dicke Blech, im Vorspiel wird unmerklich auch ein Akkordeon mit eingesetzt. Die Handlung beginnt mit einem gesprochenen Dialog zwischen Wotan und Loge, der als Beobachter auch im weiteren Spielverlauf zugegen ist. Wotan kriecht aus einer Schlafkoje in der obersten Etage des dreistöckigen, halbrunden Bühnenaufbaus mit halbrunder Orchestra Auf der ersten Empore ist das 30-köpfige Orchester positioniert. Szenisch nachgeliefert wird die Eröffnungsszene, die hier nicht am Grunde des Rheins, sondern – da gerade Winter ist – auf dem Eis spielt, das die Rheintöchter auf Inline Skatern befahren.

Das Rheingold ist hier eine im Orchester stehende Tuba, den selbstleuchtenden Ring zieht Alberich aus dem Mundstück und nutzt den Trichter des Instruments als Tarnhelm. Sieben Kinder in schwarzer Grundkleidung spielen die Nibelungen und – rund um Alberich – den Schlangenwurm. Die Riesen sind nur in Form einer Videoprojektion ihrer übergroßen Köpfe zu sehen. Auf die Partien von Fricka, Freia, Donner und Froh verzichtet die Aufführung ebenso, wie später auf Gunther und Gutrune und auf die weiteren Walküren (außer Brünnhilde). Die teilweise witzigen Kostüme (etwa Loges Zylinder als Miniherd) wurden in einem Wettbewerb an Berliner Grundschulen von Kindern entworfen. Da die Vorgeschichte Wotans ausgeklammert wird, leugnet die Aufführung auch dessen Einäugigkeit. Sein Schwert stößt Wotan sichtbar in das obere Ende eines Baumes, womit der collageartige Schnitt der Musik, vom Einzug der Götter in die Sturmmusik der „Walküre“, szenische begründet wird. Ein Baum trägt große Blüten für „Liebe und Lenz“ des kaum inzestuösen Wälsungenpaars und dient dann der schlafenden Brünnhilde als Walkürenfelsen (Bühnenbild: Magda Willi).

Lacher sind durchaus beabsichtigt, etwa bei Wotans Bemerkung über das Orchester, „Jetzt machen die schon wieder so eine Lärm“, als die Musik des Walkürenritts zu Brünnhildes „Hojotoho“ intoniert wird. Deren Todverkündung erfolgt als Melodram. Nach der Pause ist der Darsteller des Siegmund auch der Siegfried (erstklassig gesungen von Norbert Ernst), der hier zum Kochen der Schwerttrümmer – zusammen mit Rüben und Pfeffer – als Brennmaterial Notenstimmen des Orchesters und eine Violine verheizt. Nach Drachenkampf und (verkürztem) Vogelgespräch küsst er Brünnhilde wach – und er verspricht ihr die spätere Heirat. Ein Dialog von Hagen und Alberich leitet die extrem vereinfachte Intrige der „Götterdämmerung“ ein: Hagen erzählt Brünnhilde, die ihren Baum herbstlich entlaubt, was alles rund um ihren Siegfried passieren könnte, erfährt vom verwundbaren Rücken und meuchelt den Helden, gleich nach dessen Begegnung mit den Rheintöchtern. Bei der Schlussmusik fällt Schnee, der Winter kommt zurück, und Hagen und Alberich erstarren.

Die zwangsläufig oft abrupt verkürzten Szenen wirken bisweilen wie das unfreiwillige Springen des Tonabnehmers bei der Wiedergaben von Vinylplatten. Aber das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt unter der musikalischen Leitung von Hartmut Keil bringt die durch Dialoge verbundenen Highlights zum Leuchten. In Maximilian von Mayenburgs Inszenierung spielen die 12 Solisten mit Eifer. Sie singen unterschiedlich überzeugend. Bei den Damen fallen Christiane Kohl als Woglinde und Waldvogel, sowie Maraike Schröder als Sieglinde positiv auf, bei den tiefen Stimmen Markus Eiche als Wotan und Rainer Zaun als Alberich.

Die Premiere war für 12 Uhr mittags angesetzt, begann aber aus technischen Gründen mit einer Verspätung von über 30 Minuten und reichte damit bis zur Auffahrt der Gäste der nachfolgenden Eröffnungspremiere im Festspielhaus. Das am Premierennachmittag vornehmlich aus Kindern, deren Lehrern und Fachpresse bestehende Publikum auf der Probebühne IV applaudierte am Ende einstimmig positiv – im Gegensatz zum sich anschließenden „Tannhäuser“.

„Der Ring des Nibelungen – für Kinder“ wird auch im Vormittagsprogramm der Siemens-Festspielnacht am 14. August 2011 auf dem Bayreuther Festplatz zu sehen sein, und eine DVD-Aufzeichnung der Produktion kommt noch während der Festspiele in den Handel.

Weitere Aufführungen: 27., 28., 29., 31. Juli, 1. 2., 3. 5. August 2011.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!