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Elena Szuczies. Foto:  Juan Martin Koch
Elena Szuczies. Foto:  Juan Martin Koch
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Ein wichtiger Schritt

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Der Mädchenchor der Regensburger Domspatzen ist gestartet
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Es dauert ein wenig, bis Chorleiterin Elena Szuczies den ersten Einsatz geben kann. Erst muss das vielstimmige Husten, Hüsteln und Räuspern vollständig abgeklungen sein. Die Erkältungswelle hatte auch den Mädchenchor der Regensburger Domspatzen erwischt.

Nun aber, kurz vor dem ersten Auftritt am 4. Advent im Dom, sind alle wieder an Bord und voll dabei. Die Konzentration bei der Probe ist entsprechend hoch, schließlich läuft auch noch das Aufnahmegerät mit, um den Eltern zu Weihnachten eine CD mit ers­ten Klangeindrücken überreichen zu können.

Im Juni 2021 hatte die Meldung für Aufsehen gesorgt, dass der Regensburger Knabenchor mit über 1000-jähriger Tradition sein Musikgymnasium mit Internat für Mädchen öffnen würde. Als Leiterin war dann im April vergangenen Jahres Elena Szuczies (Jg. 1993) präsentiert worden. Im Gespräch zeigt sie sich zufrieden, schon zum Start mit 35 Sängerinnen arbeiten zu können. Neben den 15 Mädchen, die in die 5. Klasse aufgenommen wurden, sind dies Quereinsteigerinnen bis zur 11. Klasse. „Dadurch konnten wir direkt ins Mädchenchorrepertoire einsteigen“, freut sich Szuczies und ergänzt: „Wir haben schon diesen Klang, der sich aus den noch kindlichen Stimmen und den jungen Frauenstimmen zusammensetzt und der eine besondere Fülle und einen speziellen Glanz ergibt.“

An die erste Probe mit den Mädchen im September kann sich die Chorleiterin noch genau erinnern: „Ich war total gespannt, die Mädchen auch, und diese Spannung war im Raum zu spüren. Man hat sofort gemerkt, dass sie an die Schule gekommen sind, um zu singen, und diese Freude mitbringen. Das war wunderbar!“ Ihrem Eindruck nach hat sich auch das Zusammenleben und -lernen an der Schule schon gut eingespielt: „Es wirkt sehr normal, die Mädchen sind schnell reingewachsen und die Jungs haben sie gut empfangen.“ Auch Ansätze einer gesunden Konkurrenz kann Elena Szuczies schon beobachten, vor allem bei den Jüngeren, die sich gegenseitig fragten: „Was habt ihr für Auftritte, was singt ihr?“

A propos: Hauptwerk beim ersten „Dienst“ im Dom war die „Missa sine nomine“ von Claudio Casciolini, eine relativ einfache dreistimmige A-cappella-Messe. „Sie bietet die Möglichkeit“, erläutert Szuczies, „die Stimmen ohne Orgelbegleitung zu hören, was mir wichtig war.“ Bei der Einstudierung des Introitus „Rorate coeli“ haben die Mädchen ihre Dirigentin besonders überrascht: „Wir hatten eine Einheit zum Gregorianischen Choral und innerhalb kürzester Zeit haben sie den Introitus dann auswendig gesungen und hatten viel Freude daran.“ Ergänzend dazu sang der Chor neben dem „Veni Domine“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und dem anspruchsvolleren „Ave Maria“ von Zoltan Kodály das Lied „O Heiland, reiß die Himmel auf“ in einem Satz von Oliver Sperling, dessen Assis­tentin beim Mädchenchor am Kölner Dom Szuczies war, bevor sie die Stelle in Regensburg antrat.

Die Debatte um die Aufnahme eines Mädchens in den Staats- und Domchor Berlin hat Elena Szuczies genau verfolgt und positioniert sich auch klar dazu. Die Trennung in Knaben- und Mädchenchöre hält sie für grundsätzlich sinnvoll, denn die Pubertät und Stimmentwicklung laufe in diesem Zeitraum anders und auch die Klanglichkeit sei eine andere. „Das heißt nicht, dass man in diesem Alter keine gemischten Chöre machen kann“, ergänzt sie, „aber wenn man sich für die Trennung entscheidet, hat das gute Gründe.“  Es spiele aber auch der Aspekt der Förderung herein: „Da ist es schon so, dass durch die lange Knabenchortradition die Jungs einen großen Vorteil haben, weil viele der großen Chöre mit ihrer speziellen Förderung wirklich nur ihnen offen stehen.“ Insofern konnte sie die Klage verstehen, „denn auch Mädchen sollten diese Möglichkeiten haben, gerade auch bei öffentlich finanzierten Chören“. Die Öffnung in Regensburg war in ihren Augen deshalb „ein wichtiger Schritt, vielleicht auch als Vorbild für andere“.

Auch was das „Standing“ des Mädchenchores betrifft, der in den kommenden Jahren um jeweils 10 bis 12 Plätze in den fünften Klassen wachsen wird, ist Elena Szuczies optimistisch: „Ich bin mir sehr sicher, dass die Knaben- und Mädchenchorarbeit gleichberechtigt nebeneinander stehen werden.“

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