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Allerdings war „KONZEPTE zu FLÄCHE(N)“ der zeitgenössischen Komponistin Iris ter Schiphorst das zentrale Stück. Doch vielen jungen Interpreten schien die „neue Musik“ unnahbar zu sein. Foto: Darja Ostroverkh
Allerdings war „KONZEPTE zu FLÄCHE(N)“ der zeitgenössischen Komponistin Iris ter Schiphorst das zentrale Stück. Doch vielen jungen Interpreten schien die „neue Musik“ unnahbar zu sein. Foto: Darja Ostroverkh
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Das zeitgenössische Klassenzimmer in Donaueschingen

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UPGRADE-Festivalkongress – Einblicke in die Arbeit der UPGRADE-Blog-Redaktion
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Drei Tage lang sind wir, sechs Schüler/-innen aus Karlsruhe und eine „Einheimische” in Donaueschingen, beim UPGRADE-Festival für Neue-Musik-Vermittlung zusammengekommen, um in einem Strudel aus geballter Produktivität, hitziger Kritiken, poetischen Streams of Consciousness, staubtrockenen Berichten, bunt zusammengewürfelten Videos und kritischen Interviews aufzunehmen, zu schreiben und zu veröffentlichen. Auf dieser Seite finden Sie einige kleine Kostproben. [Yvette Werner]

Wie ernst muss man Kunst nehmen, um Kunst vermittelt zu bekommen? Der finale Akt des diesjährigen UPGRADE-Festivals in Donaueschingen war ein Kunstwerk des Bremer Komponisten Chris­toph Ogiermann, die „Konferenz der Stimmen“: in Konzept, bei dem sämtlichen beteiligten Parteien des Festivals von einem Zufallsgenerator sekundengenau getaktet ein oder mehrere Zeitfenster zugeteilt wurden, die man – teils parallel, teils in Kooperation mit anderen Parteien – kreativ und mit Bezug zur eigenen Festival-Tätigkeit ausgestalten sollte. Der gesamte zeitliche Rahmen betrug zweimal eine Stunde mit einer einstündigen Mittagspause. Zustande kam eine Präsentation verschiedenster Aspekte des Festivals in verschiedensten Erscheinungsformen, wie Gesangseinlagen, Podiumsdiskussionen, Audiobeiträgen, Interviews oder sonstigen performativen Beiträgen.

Das Gesamtkunstwerk überforderte aufgrund der zeitlichen Kompaktheit und hohen Informationsdichte bisweilen die Aufmerksamkeitskapazität des passiven Zuschauers. Diesem blieb anscheinend nichts anderes übrig, als das Ganze auf sich wirken zu lassen und es – mit einer Portion Humor und Unernsthaftigkeit dem einzelnen Beitrag gegenüber – als „Kunst“ zu genießen.

Im zweiten Teil der „Konferenz“ wurde in einem Beitrag die Frage, was „Neue Musik“ sei, diskutiert. Obwohl dieser Beitrag nur als kleiner, zeitlich begrenzter Fetzen des Gesamtwerkes fungieren sollte, gewann die Diskussion rapide an Teilnehmern, die mit einer geradezu unheimlichen Ernsthaftigkeit auf eine Beantwortung jener Frage pochten. Aufgrund dieser Vehemenz kam es eine Viertelstunde vor Ablauf der Zeit zum Abbruch des Kunstwerkes, denn die Diskussion wurde ungeachtet aller zeitlichen Begrenzungen, deren Einhaltung für eine regelkonforme Beendigung des Konzeptes unabdingbar gewesen wäre, fortgeführt. Dennoch avancierte die Diskussion zu einem Akt der „Musikvermittlung“, wodurch der Leitsatz des Festivals „Neue|Musik|Vermittlung“ letztlich trotzdem bedient wurde. Deshalb stellt sich die Frage, ob diese rabiat anmutende „Zerstörung“ des Kunstwerkes durch übertrieben wirkende Ernsthaftigkeit im Sinne der Kunstvermittlung vielleicht sogar sinnvoll war ...

Mehr dazu auf: www.nmz.de/artikel/zwischen-anarchie-und-diversitaet und blogs.nmz.de/upgrade/was-zum-teufel-ist-diese-neue-musik/


UPGRADE-Blog: ein Interview
Warum ausgerechnet Neue Musik, Frau van der Poel?

UPGRADE: Der Sinn dieses Festivals ist ja eigentlich die Vermittlung Neuer Musik. Was heißt das für Sie als Ensemble oder auch als Einzelperson?

Truike van der Poel: Es fängt im Konzert an. Es ist ein Unterschied, ob man zu erfahrenem Publikum oder zu unerfahrenem Publikum kommt. Ein erfahrenes Publikum ist eigentlich nur neugierig, was denn jetzt kommt, bei einem unerfahrenen muss man natürlich schauen, wie man programmiert, damit es aufnehmbar bleibt für die Zuschauer und nicht zu viel wird.

UPGRADE: Warum ausgerechnet Neue Musik, was ist Ihr Zugang zur Neuen Musik?

Truike van der Poel: Was unheimlich schön ist: Man hat Komponisten, die noch leben und die viel zu sagen haben über ihre Musik, weshalb man viel zusammenarbeiten kann. Es ist ja auch nicht immer so, dass die Leute zu uns ein fertig geschriebenes Stück tragen, sondern im Prozess des Komponierens zu uns kommen und mit uns arbeiten wollen. [...]

Yvette Werner & Leonie Hong

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