„Wasted & Wanted“ gibt es gleich zweimal auf dem neuen Album des Trios [em], als Track 1 der Studio-CD und an gleicher Position im Mitschnitt vom Berliner Jazzfest, der der ersten Auflage als Bonus-CD beiliegt.
Es ist in beiden Fällen ein aufregendes Stückchen Musik, mit beharrlich pulsender, weiträumig und dunkel widerhallender Dynamik in der Live-Version, mit fein gebauter, gleichwohl dichter Schichtenbildung aus Rhythmus- und Klang-Kristallen im Studio. Selten hört man im zeitgenössischen Jazz so viel untergründige Struktur, die offen zu Tage liegt; so viele Einflüsse, die in die Musik eingehen, ohne dass sie das mit Schlüsselreizen kenntlich machte; so viel Kraft, so viel souveräne Gelassenheit, so viel gemeinsames Anliegen wie auf diesem Album.
Die „Verwirrung der Begriffe“, in den Liner Notes als ästhetisches Programm formuliert, wird nicht von flatterhaft halbinformierter Beliebigkeit getragen, sondern von einer fundierten und stets mit drei multiplizierten, ach was: potenzierten Experimentierfreude. Von Jahr zu Jahr verstrickt sich das Trio [em] tiefer in das gemeinsame Projekt, das keinen Namen hat und keine vorgegebene Richtung, sondern vor allem den nicht nachlassenden Drang, weiter zu kommen.
Das idiomatische Gelände, das die drei überblicken, reicht von Schubert über Mahler bis zu Berio, von Krzysztof Komeda über Olivier Messiaen bis zu der Elektroband Kraftwerk. Und auch das ist nur eine Momentaufnahme. Eine, die man sich nicht entgehen lassen sollte.