Mit dem Rücken zur Wand stehend, so wirkten die Kultusministerinnen und -minister bei der Vorstellung des nationalen PISA-Ländervergleichs Ende Juni in Berlin. Nachdem bereits in den zwei Wochen vor der offiziellen Vorstellung die ersten Ergebnisse oder besser gesagt, die Rangfolge der Länder untereinander durchsickerte, ging es nun darum, den PISA-Ländervergleich in Gänze zu präsentieren. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Prof. Dr. Schipanski, wurde daher nicht müde zu betonen, dass die PISA-Studie in ihrer gesamten Komplexität wahrgenommen werden muss und der Blick auf Rangfolgen wenig hilfreich ist.
Mit dem Rücken zur Wand stehend, so wirkten die Kultusministerinnen und -minister bei der Vorstellung des nationalen PISA-Ländervergleichs Ende Juni in Berlin. Nachdem bereits in den zwei Wochen vor der offiziellen Vorstellung die ersten Ergebnisse oder besser gesagt, die Rangfolge der Länder untereinander durchsickerte, ging es nun darum, den PISA-Ländervergleich in Gänze zu präsentieren. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Prof. Dr. Schipanski, wurde daher nicht müde zu betonen, dass die PISA-Studie in ihrer gesamten Komplexität wahrgenommen werden muss und der Blick auf Rangfolgen wenig hilfreich ist. Die Leviten wurden der versammelten KMK vom Leiter der nationalen PISA-Studie, Prof. Dr. Jürgen Baumert vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung gelesen. Gleich zu Beginn seiner Ausführungen machte er deutlich, dass die Länder sich nicht so sehr untereinander vergleichen sollten, sondern primär der Blick nach außen gerichtet werden sollte. Ohne zu beschönigen wies er darauf hin, dass die Leistungsunterschiede in Deutschland und zwar sowohl zwischen als auch innerhalb der Länder in keinem anderen OECD-Land so groß sind wie in Deutschland. Auch die Risikogruppen, also jene Schülergruppen, die bei der PISA-Studie besonders schlecht abschnitten, sind in Deutschland besonders groß. Diese erheblichen Differenzen sind, so schlussfolgerte Prof. Dr. Baumert, für eine Wohlstandsgesellschaft nicht tragbar.Im Anschluss an Prof. Dr. Baumert trug zunächst Staatsminister Prof. Dr. Jürgen Zöllner, Rheinland-Pfalz, für die SPD-geführten Länder die Schlussfolgerungen aus der PISA-Studie vor und danach, für die Unions-geführten Länder, Staatsminister Hans Zehetmair, Bayern, deren Einschätzungen. Dabei wurde sich von Unionsseite mit Nachdruck die Einmischung des Bundes verbeten, wohingegen die SPD zaghafte Annäherungen an den Bund machte und die angebotene Hilfe des Bundes nicht ganz so harsch zurückwies. So wurde von den SPD-geführten Länder auch in der nachfolgenden Diskussion immer wieder auf die erforderlichen gemeinsamen Anstrengungen zur Verbesserung des Schulwesens aufmerksam gemacht, wohingegen die Unions-geführten Länder im Wettbewerb der Länder untereinander die besseren Chancen vermuteten.
Das vernichtendste Urteil über die Bildungspolitik fällte wiederum der Fachwissenschaftler Prof. Dr. Baumert. Auf die Frage nämlich, welchen Einfluss die Bildungspolitik auf das Abschneiden der jeweiligen Länder hat, antwortete er, dass gerade die Bildungspolitik nur einen geringen Einfluss hat. Wichtiger sind andere Indikatoren wie kulturelle, soziale, wirtschaftliche Faktoren. Die Bildungspolitik hat, so Baumert, allenfalls die Chance, das Klima für Bildung zu verbessern. Er erinnerte an die skandinavischen Länder, in denen die Bildung und der Lehrerberuf einen höheren Status haben als hier in Deutschland. Hier sieht er wesentliche Ansatzpunkte zur Verbesserung. Mit dem Rücken zur Wand stehen, ist keine sehr komfortable Ausgangslage. Die Kultusministerkonferenz wird in der nächsten Zeit unter Beweis stellen müssen, ob sie tatsächlich in der Lage ist, das Bildungssystem in ganz Deutschland zu verbessern. Denn, wie Minister Steffen Reiche aus Brandenburg formulierte, die grundgesetzlich verankerte Gleichheit der Lebensverhältnisse wird in der Bildung derzeit nicht gewährleistet. Konkurrenzdenken unter den Ländern wird, so warnte Baumert eindringlich, das Bildungssystem als Ganzes nicht voranbringen.
Die außerschulische Bildung spielte in der Diskussion ebenso wenig eine Rolle wie die musisch-künstlerischen Fächer. Diese Bereiche müssen stärker in die Diskussion eingebracht werden. Die zwischen dem Deutschen Kulturrat und der Kultusministerkonferenz geplante Arbeitsgruppe kann ein Schritt auf dem Weg der stärkeren Berücksichtigung sein.