Als ich im November 1999 die Arbeit als Bildungsreferent beim VdM aufnahm, habe ich mich natürlich schlau gemacht: Das Ensemble, 1973 als Auswahl-Streichorchester der Musikschulen der damaligen DDR gegründet, wurde 1991 mit Unterstützung der Bundesregierung in die Trägerschaft des VdM übernommen.
Eigentlich wusste ich ja, was mich erwartet, hatte ich doch die vielen Presseartikel gelesen, in denen routinierte Konzertkritiker über das Deutsche Musikschulorchester DMO schwärmten: „...ein brillant spielendes Orchester mit einem fein aufgefächerten, riesigen Spektrum an dynamischen Stufen und Farben...“ oder kurz „...eine Orchesterleistung in Vollendung“. Als ich im November 1999 die Arbeit als Bildungsreferent beim VdM aufnahm, habe ich mich natürlich schlau gemacht: Das Ensemble, 1973 als Auswahl-Streichorchester der Musikschulen der damaligen DDR gegründet, wurde 1991 mit Unterstützung der Bundesregierung in die Trägerschaft des VdM übernommen. class="bild">Seit über 25 Jahren konzertiert das Orchester erfolgreich auf deutschen und internationalen Bühnen. Mit DeutschlandRadio werden mehrmals jährlich Konzertmitschnitte und Studioaufnahmen produziert. Fernseh- und Rundfunkanstalten berichten regelmäßig über das DMO. Kontinuierlich wurde das Orchester von profilierten Dirigenten wie Herbert Kegel, Wolf-Dieter Hauschild, Max Pommer und von 1984 bis 1995 von Jörg-Peter Weigle sowie von Mitgliedern des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin als Dozenten künstlerisch geleitete und betreut. Seit 1995 ist Prof. Hanns-Martin Schneidt der ständige Dirigent des DMO.
„Hören Sie sich mal die CDs an. Sie werden staunen“, legte man mir gleich zu Beginn meiner Tätigkeit nahe. Ja, die CDs sind in der Tat hervorragend, aber als Profimusiker weiß ich um die Möglichkeiten der Technik, und was man nicht live erlebt hat, das glaubt man eher ungern. Am 10. Februar war es dann soweit: Meine erste Probenphase mit dem DMO in der Internationalen Begegnungsstätte Jagdschloss Glienicke bei Berlin beginnt. Schon auf der Hinfahrt treffe ich Eckard Glauche, Ex-Mitglied des DMO, jetzt Ansprechpartner, Bezugsperson und Betreuer. Er und Frau Ebner, die für das Orchester zuständige Sachbearbeiterin des VdM, die Dozenten des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (RSB), Frithjof Grabner (Kontrabass), Ditte Leser (Viola), Bodo Przesdzing (Violine), Volkmar Weiche (Violoncello) und Hermann Weiche (Violine) sowie Prof. Hanns-Martin Schneidt werden die jungen Musikerinnen und Musiker in den nächsten sieben Tagen betreuen.
Viele Schüler kennen sich bereits von vergangenen Proben- und Konzertphasen, die Begrüßung verläuft entsprechend herzlich, aber Respekt, ja Ehrfurcht vor den Dozenten und dem Dirigenten liegen in der Luft. Bei den ersten Registerproben klingen mir aus den verschiedenen Räumen Tonleitern entgegen.
Jeder Dozent hat da so seine spezielle Art, aber irgendwie sind es immer nur Tonleitern. Können die auch was anderes?, frage ich mich. Das wird mir später schon noch eindrucksvoll deutlich werden. Mit dem Tonleiterspiel im unisono wird die Streichtechnik optimiert und die Klangvorstellung der Dozenten auf die Spieler übertragen. „Die Umsetzung dieser Klangvorstellung, der warme ‚deutsche’ Streicherton, wie er in seiner Reinheit und Unverfälschtheit im Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin wie in kaum einem anderen Orchester noch gepflegt wird – das macht die Besonderheit des DMO aus“, definieren es die Dozenten. Hinzu kommt die Frische, die überschwängliche Energie und Unbekümmertheit der jugendlichen Musikerinnen und Musiker, die Professor Schneidt immer wieder in die richtigen Bahnen zu lenken vermag.
In der ersten Tuttiprobe steht der 1. Satz von Bruckners Quintett in F-Dur in der Fassung für Streichorchester auf dem Programm. Schneidt lässt Alpenlandschaften vor dem inneren Auge der Jugendlichen erblühen, mit Murmeltieren und gigantisch großen Geigen – Metaphern, die die jungen Mitglieder des DMO zu einem Klangkörper verschmelzen lassen, welcher Klänge, Farben und Spannung erzeugt, die man mit Worten nicht beschreiben kann.
Mindestens zwei Dozenten sind bei den Tuttiproben immer anwesend, um im Team mit dem Dirigenten die klanglichen Visionen instrumental umzusetzen zu helfen. So gesteht Schneidt den jungen Künstlern, nachdem er den Anfang vom 2. Satz gearbeitet hat: „Das habe ich so noch mit keinem Profi-Orchester hinbekommen!“ Und das sagt er nicht als Pädagoge, sondern als Künstler, der – so berichtet er mir später – schon bei manchen Sätzen vom Klang und der Ausstrahlung des DMO zu Tränen gerührt war. Ebenso erging es mir bei der Probe. Wie ergreifend muss dann erst ein Konzert dieses herausragenden Ensembles sein.
Frithjof Grabner nennt es die „Verbindung von Religiosität (Bruckners) und Infantilität (des Ensembles)“, die das Zusammenschmelzen und die ergreifenden Momente erzeugen, welche den Zuhörer in Bann schlagen. Er berichtet mir auch, dass viele der ehemaligen DMO-Mitglieder heute tragende Positionen in namhaften Sinfonie- und Opernorchestern innehaben, etwa bei den Wiener Philharmonikern (Konzertmeister), den Bamberger Symphonikern und den Berliner Rundfunk- und Opernorchestern.
Wer sich selbst einen bleibenden Eindruck von der Zauberkraft dieses Orchesters verschaffen möchte, sollte sich zumindest einen der folgenden vormerken:
- Prinzregententheater – Münchner Bachfest
- Festival Musikschule 2000 NRW Herford (Solistin: Maria Elisabeth Lott)
- Landesgartenschau NRW Löhne
- 15. Oktober Schlosstheater Rheinsberg
- 17./18. Oktober EXPO 2000 Hannover
- 19. Oktober Kulturzentrum Herne
- 20. Oktober Gevelsberg
Auf dem Programm 2000 des Deutschen Musikschulorchesters stehen „Fin al punto“ von Wilhelm Killmayer, das Violinkonzert d-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy, das Quintett F-Dur von Anton Bruckner und die Serenade C-Dur op. 48 von Peter Tschaikowsky.
Für Interessenten – insbesondere für Bratscher/-innen und Kontrabässe – gibt es noch eine Chance: die Probespiele finden am 13. Mai in Bonn und am 14. Mai in Berlin statt.
Anmeldungen: 0228/957-06 13.