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Zur Zukunft der Musikschulen

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Ein Leserbrief Interview mit Gerd Eicker, nmz 9/02, S. 45
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Sehr geehrter Herr Eicker,

Sehr geehrter Herr Eicker,Da Sie anscheinend nicht sehr gut über die Situation und Entwicklung von privaten Musikschulen in Deutschland informiert sind, erlaube ich mir, Ihnen einige Informationen zu geben: Die Situation der Musikschulen in Deutschland hat sich in den letzten 15 Jahren stetig verändert. Die Zuschüsse für kommunal und städtisch geförderte Musikschulen wurden immer häufiger gekürzt oder „eingefroren“, sodass immer weniger Musikschulen in der Lage waren, die steigende Nachfrage an qualifiziertem außerschulischen Musikunterricht zu befriedigen.

Gleichzeitig konnten viele junge Musiklehrer keine Anstellung finden, da die Musikschulen aus oben genannten Gründen ihr Unterrichtsdeputat nicht aufstocken konnten. Daraufhin gingen viele Lehrer in die Selbstständigkeit. Die einen wurden als Privatmusiklehrer tätig, andere gründeten eine Musikschule. Nachdem sich viele private Musikschulen über viele Jahre alleine zurecht finden mussten, wurde 1997 in Erfurt der „Bundesverband deutscher Privatmusikschulen e.V.“ (bdpm) gegründet. Der bdpm ist der einzige satzungsgemäß legitimierte Verband zur Vertretung von freien und privaten Musikschulen. Mittlerweile existieren 13 Landesverbände (bzw. sind im Aufbau), bis Ende 2002 werden es voraussichtlich etwa 140 Mitgliedsschulen mit bis zu 2.000 Schülern pro Schule sein. Im gesamten Bundesgebiet existieren etwa 1.500 private Musikschulen.

Wenn Sie, Herr Eicker, der Meinung sind, dass eine private Musikschule etwas „Verwerfliches“ ist, beleidigen Sie damit nicht nur die vielen hochqualifizerten Lehrkräfte, die dort tätig sind und ihren Lebensunterhalt verdienen, sondern auch die vielen tausend Schüler und deren Eltern, die sich dieser Musikschule angeschlossen haben. Sie sagen, dass es nicht vom Portemonnaie der Eltern abhängen darf, ob ein Kind musikalische Bildung erfährt oder nicht. Private Musikschulen stehen in der Regel in Konkurrenz zu anderen Anbietern wie kommunalen Musikschulen, Privatmusiklehrern oder anderen Bildungseinrichtungen. Von daher richtet sich die Unterrichtsgebühr automatisch nach den ortsüblichen Tarifen. Darüber hinaus haben einige Privatmusikschulen bereits seit Jahren einen Sozialfond eingerichtet, um Kindern und Erwachsenen, denen die finanziellen Mittel fehlen, Musikunterricht zu ermöglichen.

Und nun ein Beispiel aus ihren Reihen: Der KMS Rotenburg/Wümme (VDM Niedersachsen) wurden vor einigen Jahren sämtliche Zuschüsse gestrichen (Formal gesehen müsste diese Musikschule aus dem VDM ausgeschlossen werden, da in den Richtlinien des VDM verankert ist, dass nur kommunal geförderte Musikschulen aufgenommen werden können). Zur Zeit beträgt die monatliche Unterrichtsgebühr für 45 Minuten Einzelunterricht 89 Euro für Kinder und 139 Euro (!!!) für Erwachsene. Ist das sozial verträglich?

Das Ziel des bdpm ist es, das Musikleben in den Kommunen sowie auf Landes- und Bundesebene in Zusammenarbeit mit allen Institutionen und Organisationen des Musiklebens offen und selbstlos zu fördern. Darüber hinaus soll die Gleichstellung kommunaler und privater Musikschulen erreicht werden.

Die finanzielle Situation der Kommunen und Gemeinden verschlechtert sich bundesweit von Jahr zu Jahr dramatisch. Deswegen sollten auch Sie, Herr Eicker, die Zeichen der Zeit erkennen. Kooperation statt Konfrontation ist angesagt. Oder möchten Sie irgendwann einmal mit dem bekannten Ausspruch von Michail Gorbatschow konfrontiert werden?

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