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Horst Engelhardts Schostakowitsch-Büste in Gohrisch. Foto: Michael Ernst
Horst Engelhardts Schostakowitsch-Büste in Gohrisch. Foto: Michael Ernst
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Ein Platz für Schostakowitsch: im Sächsischen Gohrisch erinnert nicht nur eine Büste an den Komponisten

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Einen Schostakowitsch-Platz gab es in Deutschland bislang noch nicht. Nun gibt es einen, der sogar eine Schostakowitsch-Büste besitzt – im Kurort Gohrisch mitten in der Sächsischen Schweiz. Dort starten im September die 1. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch, um an einen fruchtbaren Arbeitsaufenthalt des Komponisten zu erinnern.

Auf den Tag genau fünfzig Jahre nach dem ersten Besuch von Dmitri Schostakowitsch im Kurort Gohrisch wurde dort am 12. Juli der erste Schostakowitsch-Platz Deutschlands eingeweiht. Vor einem halben Jahrhundert weilte der sowjetische Komponist drei Tage lang im damaligen Gästehaus des DDR-Ministerrats und schuf – nicht, wie geplant, die Filmmusik zu „Fünf Tage – fünf Nächte“ – sein Streichquartett Nr. 8 c-Moll op. 110. Rudolf Barschai machte daraus wenig später eine Kammersymphonie, die als op. 110a Einzug in der Musikgeschichte hielt. Beide Werke – die Kammersymphonie übrigens unter Barschais Leitung – werden zu den 1. Internationalen Schostakowitsch Tagen Gohrisch erklingen, die vom 10. bis zum 12. September stattfinden werden, ausgeführt von Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle Dresden.

Anlass genug für die gut zweitausend Einwohner zählende Gemeinde, mit Namensweihe und kleiner Gedenkstätte sowohl an den damaligen Aufenthalt, dem 1972 ein gemeinsamer Kurbesuch mit Gattin Irina folgte, als auch an das bevorstehende Festival zu erinnern.

An den im Oderbruch lebenden Künstler Horst Engelhardt, von dem bereits zwei Arbeiten im öffentlichen Raum von Gohrisch stehen, erging der Auftrag für ein kleines Schostakowitsch-Memorial. Auf einer Stele aus Sandstein, gewiss eine Reverenz an die Sächsische Schweiz, thront nun ein nahezu naturalistischer Bronzekopf. Hinter der Büste steht eine farbige Plakatwand, auf denen Schostakowitschs Initialen D-Es-C-H in Notenschrift notiert sind. Diese Tonfolge ist bekanntlich auch im 8. Streichquartett das beherrschende Motiv.

Augenzeugen berichteten, dass wesentliche Teile dieses Quartetts, das gewissermaßen eine Autobiografie in Noten darstellt, an einem kleinen, nierenförmigen Teich schräg unter Schostakowitschs damaligem Zimmer entstanden sein sollen. Dieser Ort ist noch authentisch vorhanden und wird von den Festivalgästen – aufgrund der Einzigartigkeit wird ein internationales Publikum erwartet – gewiss mit einiger Andacht betrachtet werden. Vereinzelte Birken drum herum vermitteln sogar einen Hauch russischer Atmosphäre.

Mit dem Ende der Sommerferien wird der Schulbus in Gohrisch am Schostakowitsch-Platz halten. Die ein- und aussteigenden Kinder macht das hoffentlich neugierig und weckt ihr Interesse am Namenspatron. In den Fahrplänen des Nahverkehrs ist die Neubenennung schon vermerkt worden. Vor allem aber in der Zeit vom 10. bis zum 12. September 2010 soll sich in Gohrisch alles um Leben und Werk von Dmitri Schostakowitsch drehen, zumal hier das weltweit einzige Festival stattfinden wird, das sich ausschließlich diesem Komponisten verschrieben hat.

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