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Die Erfolgsgeschichte eines Orchideenfaches

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Die Ausbildung zum Kultur- und Medienmanager ist begehrter denn je
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Seit den achtziger Jahren kann man in Deutschland Kultur- und (wie heute mancherorts genannt) Medienmanagement studieren. Das Berufsfeld des Kulturmanagers boomt. Immer neue staatliche und private Studien- und Ausbildungsorte entstehen in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz. Studium und Beruf des Kulturmanagers haben sich nach anfänglichen Zweifeln etabliert. Was fehlt, ist aber nach wie vor eine Verständigung über Qualitätsstandards. Die Berufsbezeichnung „Kulturmanager“ ist ungeschützt. Wer will, kann sich mit dieser Bezeichnung schmücken.

Seit den achtziger Jahren kann man in Deutschland Kultur- und (wie heute mancherorts genannt) Medienmanagement studieren. Das Berufsfeld des Kulturmanagers boomt. Immer neue staatliche und private Studien- und Ausbildungsorte entstehen in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz. Studium und Beruf des Kulturmanagers haben sich nach anfänglichen Zweifeln etabliert. Was fehlt, ist aber nach wie vor eine Verständigung über Qualitätsstandards. Die Berufsbezeichnung „Kulturmanager“ ist ungeschützt. Wer will, kann sich mit dieser Bezeichnung schmücken. Im angelsächsischen Raum, wo öffentliche Gelder für Kultur seit jeher knapp sind, hat das Berufsbild und auch die Ausbildung zum Kulturmanager Tradition. Ob in Bloomington, Boston, Chicago, Washington, New York, in Toronto, Banff oder in London ist Arts- oder Cultural Management eine etablierte universitäre Disziplin. An deutschsprachigen Universitäten und Hochschulen ist dieses Fach dagegen noch relativ jung. Zwar kann man an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien Kulturmanagement schon seit 1979 studieren, erst seit Mitte der achtziger Jahre jedoch entstehen immer mehr Institute für Kultur- und Medienmanagement an deutschsprachigen Hochschulen und Universitäten. Und auch private, kommerzielle Anbieter drängen seit einigen Jahren zunehmend in diesen Ausbildungsmarkt. Untersuchungen des Bonner Zentrums für Kulturforschung konstatieren in der Publikation KulturForschung (16, Nr. 1, 2001) insgesamt 83 Studiengänge und Qualifizierungsmaßnahmen. Die Nachfrage nach Studienplätzen für die Kulturmanagement-Ausbildung ist ungebrochen. Die Hoffnung auf bessere Chancen am Arbeitsmarkt spielen dabei sicherlich ebenso eine Rolle wie auch (in Zeiten knapper werdender Gelder) der zunehmende Druck zum wirtschafltichen Denken und Handeln in Kulturinstitutionen.

Die Studienangebote lassen sich grob in drei Ausbildungsarten und Zielgruppen kategorisieren: Grundstudien für Studienanfänger, Aufbaustudiengänge für Berufsanfänger und sogenannte Weiterbildungsangebote für Berufspraktiker. Grundstudien, das heißt zum Teil achtsemestrige Diplom- und Magisterstudiengänge mit Kulturmanagement-Schwerpunkten bieten beispielsweise die Universität Hildesheim (Kulturpädagogik, Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis), die Universität Leipzig (Kulturwissenschaften) oder die Universtität Lüneburg (Angewandte Kulturwissenschaften). Der Weg für Berufsanfänger, man möchte fast sagen der klassische Weg, scheint heute nach oder neben einem regulären Studium der Geistes-, Sozial-, Wirtschafts- oder Rechtswissenschaften ein meist viersemestriges Aufbaustudium Kulturmanagement zu sein. Dazu gehören – um nur einige herauszugreifen – die Institute für Kultur- und Medienmanagement mit langjähriger Erfahrung wie beispielsweise an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin, der Hochschule für Musik und Theater Hamburg oder an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Seit einiger Zeit bietet auch die Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar ein Kulturmanagementstudium an, als Aufbaustudium oder als Nebenfach. Zur dritten Kategorie gehören die stärker auf Weiterbildung bedachten und berufsbegleitenden Kulturmanagementstudien. So bietet beispielsweise die Pädagogische Hochschule Ludwigsburg neben dem Aufbaustudium ein so genanntes weiterbildendes Kontaktstudium für Berufspraktiker an. Kultur- und Bildungsmanagement kann man auch berufsbegleitend an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg studieren. An der Fern-Universität Hagen haben schon viele Kulturmanager ihre Tätigkeit weiterbildend und berufsbegleitend mit einem Diplom abgeschlossen. Und auch an der Universität Basel kann man seit zwei Jahren Kulturmanagement zu einem stolzen Preis von 18.000 Schweizer Franken vier Semester lang berufsbegleitend studieren.

Die Studieninhalte der unterschiedlichen Ausbildungen tangieren kulturrelevante Bereiche der Volks- und Betriebswirtschaftslehre, der Rechtswissenschaften, der Geisteswissenschaften, der Politik und der Kommunikationswissenschaften.

Kernkompetenzen werden vermittelt, die von den Eigenheiten des Produkts „Kultur“, des Betriebs, des Markts und des Marketings bis zu den üblichen Managementtechniken reichen. Ein Koffer voller Handwerkszeug ist das Eine; was aber macht den studierten Kulturmanager zu einem kompetenten Praktiker? Neben dem Handwerkszeug auch die Begabung. Eine Begabung, Werturteile fällen, kulturelle Kompetenz und Qualität erkennen und beurteilen zu können, eine Begabung, kommunizieren zu können und darüber hinaus vielleicht sogar eine gewisse praxisnahe, unakademische Bodenständigkeit.

Die Lehrinhalte sind bei allen Studienangeboten recht ähnlich. Bei den Kosten für ein Studium, dem Bekanntheitsgrad der Dozenten und bei den Möglichkeiten, berufliche Kontakte zu knüpfen und ein Netzwerk der Beziehungen aufzubauen, gibt es allerdings große Unterschiede; so beschreibt eine jüngst diplomierte Kultur- und Medienmanagerin der Hochschule für Musik und Theater Hamburg den großen Vorteil ihres Ausbildungsortes: „Die Kontakte werden auf dem Silbertablett serviert, man muss nur zugreifen“ – eine für andere Studienorte geradezu traumhafte Voraussetzung. Die Wahl des Studienortes ist wichtig. Man sollte sich, wenn man sich für eine solche Ausbildung entscheidet, über seine Motive und Erwartungen im Klaren sein: Dabei kommt es vor allem auf die Eigeninitiative an; wer vorher nicht wusste, was er will, weiß es hinterher meist auch nicht.

Die Ausbildung zum Kulturmanager boomt, es gibt immer neue Studienorte, es streben immer mehr Menschen in diesen Beruf und es entstanden in den letzten Jahre neue Berufe, die bis dahin in Deutschland niemand für möglich oder nötig gehalten hatte: beispielsweise der Beruf des Geldbeschaffers, des „Fundraisers“. Das Studium Kulturmanagement – eine „unglaubliche Erfolgsgeschichte eines Orchideenfachs“, wie Klaus Siebenhaar von der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin es nennt. Braucht man das in dieser Masse? Gibt es hier gar eine Entsprechung zum volkswirtschaftlichen Konjunkturzyklus mit Hausse und Baisse, mit Aufschwung, Hochkonjunktur, mit Rezession und Depression? Hochkonjunktur im Ausbildungsmarkt Kulturmanagement und Depression im Stellenmarkt? Produzieren die Universitäten ein Überangebot an Kulturmanagern? Sind vorgezeichnete Bildungsgänge mit der Gründung neuer Studiengänge wie des Kulturmanagements ein Weg, der auch den Universitäten zu mehr Renommee verhelfen soll? In der Wirklichkeit sind Musterkarrieren bisher relativ selten. Quereinsteiger sind eher Regel als Ausnahme. Das Studium des Kulturmanagement ist eine Chance, nicht aber die einzige Möglichkeit.

http://www.kulturmanagement.net


Klaus Siebenhaar (Hg.): Karriereziel Kulturmanagement, Studiengänge und Berufsbilder im Profil, Bildung und Wissen Verlag 2002

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