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Kürzungen und Kündigungen

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Eine Landtagsanfrage erhellt die Situation an der Ludwig-Maximilians-Universität München
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Da die Ludwig Maximilians-Universität München (LMU) den musikpraktischen Einzelunterricht (Gesang, Instrument) im neuen Studienplan des Didaktikfachs Musik Lehramt Grundschule und Hauptschule drastisch gekürzt hat, hat die Abgeordnete Isabell Zacharias (SPD) im Oktober 2011 eine schriftliche Anfrage an das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus gestellt, um die Gründe zu hinterfragen. Vor allem wollte sie wissen, wie die LMU angesichts der Kürzungen im Vergleich zu anderen Standorten dastehe, ob der neue Studienplan der LMU mit den Empfehlungen des Arbeitskreises der Musikdidaktiker an bayerischen Hochschulen (AMD) und mit den gegenwärtigen Initiativen des Kultusministeriums und des Bayerischen Musikrates kompatibel sei.

Diese Fragen wurden vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus folgendermaßen beantwortet: Die Kürzungen des musikpraktischen Einzelunterrichts (Gesang, Instrument) im neuen Studienplan des Didaktikfachs Musik im Studiengang Lehramt an Grund- und Hauptschulen können nicht isoliert betrachtet, sondern müssen im Kontext des Gesamtstudiengangs Lehramt Grund- und Hauptschule gesehen werden. Dessen Struktur wiederum basiert auf der LPO I vom 13. März 2008 sowie den Vorgaben des Bologna-Prozesses.

Insgesamt hat sich die Betreuungssituation im Fach Musikpädagogik an der LMU (Zahl der Einschreibungen im Wintersemester 2010/11: 417 Studierende) in den vergangenen zwei Jahren nämlich deutlich verbessert. Das Lehrangebot wurde ausgebaut durch die interne Bereitstellung einer Mittelbaustelle mit einem Lehrdeputat von 18 SWS für die Basisqualifikation und die Erhöhung des Deputats einer Akademischen Ratsstelle von 15 SWS auf 18 SWS. Rund 280 SWS künstlerischer Unterricht (Gesang, Instrumente) werden von Lehrbeauftragten erteilt. Um die Qualität des Studiums zu steigern, wurde diese personelle Ausstattung zusätzlich mit einer halben E13-Stelle aus Studienbeiträgen aufgestockt. Zudem ist die Leitung des Instituts für Musikpädagogik seit April 2011 mit einer W2-Professur besetzt. 

Wie eine kürzlich durchgeführte Umfrage gezeigt hat, stellt sich die Studien- und Betreuungssituation im Bereich Musikpädagogik an den anderen bayerischen Universitäten wie folgt dar:

a) Universität Augsburg

Am Lehrstuhl für Musikpädagogik wurden im WS 2010/2011 

  • 126 Studierende im Unterrichtsfach Musik (45 im Lehramt Grundschule, 5 im Lehramt Hauptschule, 76 im Lehramt Realschule) und
  • 143 Studierende im Didaktikfach Musik (126 im Lehramt Grundschule, 17 im Lehramt Hauptschule) unterrichtet.

Außerdem werden Studierende des Bachelorstudiengangs Erziehungswissenschaften betreut. 

Für die Lehre steht folgendes Lehrpersonal zur Verfügung:

  • 1 W3 Universitätsprofessor,
  • Teilzuordnung einer 0,5 Professur W2 (Umfang: 2 SWS)
  • 1 Akademischer Rat,
  • 4 Lehrkräfte für besondere Aufgaben (davon eine aus Studienbeiträgen finanziert),
  • 1 Akademischer Rat auf Zeit,
  • 89 Lehrbeauftragte,
  • Eingeworbene Teilabordnungen (zur Verstärkung des Praxisbezugs): 11 SWS bis 2014.

b) Universität Bamberg

Am Lehrstuhl für Musikpädagogik und Musikdidaktik wurden im WS 2010/2011

  • 64 Studierende im Unterrichtsfach Musik (22 im Lehramt Grundschule, 7 im Lehramt Hauptschule, 29 im Lehramt Realschule, 6 im Lehramt Berufliche Schulen),
  • 181 Studierende im Didaktikfach Musik (156 im Lehramt Grundschule, 25 im Lehramt Hauptschule) sowie
  • 76 Studierende in außerschulischen Studienfächern unterrichtet.

Für die Lehre steht folgendes Lehrpersonal zur Verfügung:

  • 1 W3-Universitätsprofessor,
  • 3 A 14/A 15 Lehrkräfte für besondere Aufgaben,
  • 1 E 13 Ü Lehrkraft für besondere Aufgaben,
  • 0,2 E 13 wiss. Mitarbeiter (aus Studienbeitragsmitteln, befristet),
  • 0,5 A 13 abgeordneter Lehrer (befristet bis 31.08.2014) sowie
  • Lehraufträge im Umfang von 313 SWS (davon 1/3 aus Studienbeiträgen).

c) Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Am Lehrstuhl für Musikpädagogik wurden im WS 2010/2011

  • 104 Studierende im Unterrichtsfach Musik (31 im Lehramt Grundschule, 9 im Lehramt Hauptschule, 64 im Lehramt Realschule) sowie
  • 186 Studierende im Didaktikfach Musik (136 im Lehramt Grundschule, 50 im Lehramt Hauptschule) unterrichtet.

Für die Lehre steht folgendes Lehrpersonal zur Verfügung:

  • 1 W2-Professor,
  • 1 Akademischer Oberrat,
  • 1 Oberstudienrat (0,5),
  • 2 Lehrer (insgesamt 0,49),
  • 3 wissenschaftliche Mitarbeiter (2 aus Studienbeiträgen) sowie
  • 55 Lehrbeauftragte.

d) Universität Regensburg

Am Lehrstuhl für Musikpädagogik und Musikwissenschaft wurden im WS 2010/2011

  • 124 Studierende im Unterrichtsfach Musik (13 im Lehramt Grundschule, 5 im Lehramt Hauptschule, 75 im Lehramt Realschule, 31 im Lehramt Gymasium),
  • 195 Studierende im Didaktikfach Musik (146 im Lehramt Grundschule, 49 im Lehramt Hauptschule) sowie
  • 89 Studierende in außerschulischen Studienfächern (18 im Magister Hauptfach, 3 im Magister Nebenfach, 49 im Bachelor of Arts Hauptfach, 13 im Bachelor of Arts Nebenfach, 6 im Master of Arts) unterrichtet.

Für die Lehre steht folgendes Lehrpersonal zur Verfügung:

  • 1 W3-Universitätsprofessor,
  • 2 W2-Stellen,
  • 6 wissenschaftliche Mitarbeiter,
  • 1 abgeordneter Lehrer (Teilzeit),
  • 50 bis 60 Lehrbeauftragte.

Außerdem sind im Rahmen des Studiengangs für das Lehramt Gymnasium zusätzlich 27 Dozenten der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg an der künstlerischen Ausbildung der Studierenden beteiligt.

e) Julius-Maximilians-Universität Würzburg

An der Universität Würzburg wird das Fach Musik im Rahmen der „Didaktik der Grundschule“ und den „Didaktiken einer Fächergruppe der Hauptschule“ in den Lehramtsstudiengängen an Grund- und Hauptschulen und im Lehramtsstudiengang für Sonderpädagogik angeboten.

Im Wintersemster 2010/2011 wurden im Didaktikfach Musik 406 Studierende (131 im Lehramt an Grundschulen, 46 im Lehramt an Hauptschulen, 229 im Lehramt für Sonderpädagogik) unterrichtet.

Für die Lehre steht folgendes Lehrpersonal zur Verfügung:

  • 1 W3-Universitätsprofessor für Musikpädagogik,
  • 1 wissenschaftlicher Mitarbeiter (Lehrkraft für bes. Aufgaben) sowie
  • 71 Lehrbeauftragte (z. T. aus Studienbeiträgen).

f) Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Im WS 2010/2011 wurden

  • 34 Studierende im Unterrichtsfach Musik (12 im Lehramt Grundschule, 2 im Lehramt Hauptschule, 20 im Lehramt Realschule) sowie
  • 98 Studierende im Didaktikfach Musik (79 im Lehramt Grundschule, 19 im Lehramt Hauptschule) unterrichtet.

Hinzu kommt die musikpädagogische Ausbildung für Studierende des Bachelors „Angewandte Musikwissenschaft und Musikpädagogik“.

Für die Lehre steht folgendes Lehrpersonal zur Verfügung:

  • 1 W2-Professur,
  • 2 Lehrkräfte für besondere Aufgaben,
  • 0,5 Lehrkraft für besondere Aufgaben (befristet, aus Studiengebühren teilfinanziert),
  • 25 Lehrbeauftragte.

Die Empfehlungen des Arbeitskreises der Musikdidakti­ker an Bayerischen Hochschulen wurden erst erarbeitet, nachdem die Modulpläne sowie die zugehörigen Satzungsunterlagen für die Lehramtsstudiengänge an der LMU be­reits fertiggestellt waren.

Empfehlungen des Arbeitskreises der Musikdidaktiker an Bayerischen Hochschulen werden im Staatsministerium für Unterricht und Kultus selbstverständlich diskutiert und ge­hen in weiterführende konzeptionelle Überlegungen mit ein. Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus hat jedoch keine Befugnis, die empfohlenen Mindeststandards fachspe­zifischer universitärer Arbeitskreise den Hochschulen anzu­empfehlen.

Der neue Studienplan der LMU ist mit den gegenwärtigen Initiativen des Staatsministeriums für Unterricht und Kul­tus im Wesentlichen kompatibel. Beispielsweise sei hier die vom Staatsministerium geförderte Aktion „Singlok“ für alle ersten Klassen im Schuljahr 2010/11 genannt, mit der der Gesangsunterricht an bayerischen Grundschulen gestützt werden soll. Diese Maßnahmen spiegeln sich in den Bestre­bungen auch der Universität München zu verstärkter musik­praktischer Lehrerbildung wider.

Außerdem forderte die Abgeordnete Isabell Zacharias noch Auskunft zur musikpraktischen Lehrerbildung an der LMU, wo das Institut zum Wintersemester mehrere Lehrbeauftragte entlassen hat, wodurch  Studenten teilweise kurz vor dem Examen zu einem Lehrerwechsel gezwungen waren. In ihrer Anfrage wollte die Abgeordnete wissen, ob im Sinne der Gleichbehandlung von Studierenden die Lehrbeauftragten nicht bis zum Auslaufen der alten Studiengänge weiterbeschäftigt werden müssten, und welchen Grund es gibt, den Unterrichtsbedarf auf weniger Lehrbeauftragte zu verteilen, nachdem bei Lehraufträgen nur die unterrichteten Stunden vergütet werden und keine weiteren Personalkosten anfallen

Diese Fragen wurden vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus folgendermaßen beantwortet: Das Institut für Musikpädagogik der LMU hat nach Ab­schluss der Vorlesungszeit im Sommersemester 2011/12 insgesamt 70 Lehrbeauftragten darüber informiert, dass für sie keine Lehraufträge für das Wintersemester 2011/12 beantragt werden. Um eine Entlassung handelt es sich dabei nicht, denn es besteht kein Arbeitsverhältnis zwischen den Lehrbeauftragten und der LMU. Lehraufträge werden semesterweise bei der zentralen Universitätsverwaltung beantragt und erteilt.

Bei der Belegung der Gesangs- und Instrumentalstunden zu Beginn des Wintersemesters 2011/12 konnten an der LMU allen Studierenden die vorgesehenen Gesangs- und Instrumentalstunden zugeteilt werden. Ein Anspruch auf Betreuung durch eine bestimmte Lehrperson besteht für die Studierenden nicht und kann in der Praxis seitens der Hochschule nicht garantiert werden. Aus Sicht des Instituts für Musikpädagogik der LMU kann es gerade für Studierende des Lehramts bereichernd sein, unterschiedliche Lehransätze bei verschiedenen Lehrern kennenzulernen, um dadurch die eigene Vermittlungskompetenz zu steigern. Daher wird sogar versucht, dass Studierende den Vokal- und Instrumentalunterricht gezielt bei verschiedenen Dozenten absolvieren.

Die Entscheidung über den Umfang der zu beantragenden Lehraufträge trifft das Institut für Musikpädagogik in eigener Verantwortung; es orientiert sich dabei an dem – in jedem Semester stark wechselnden – Bedarf an Unterricht in Gesang und den verschiedensten Instrumenten. Das Institut für Musikpädagogik der LMU verfolgt das Ziel, dass ein kleines Team von kompetenten und engagierten Lehrbeauftragten mit den Studierenden arbeitet und nicht eine anonyme Gruppe von 70 Lehrbeauftragten mit dann möglicherweise nur einer Unterrichtsstunde pro Person pro Woche.

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