Berlin - Die technische Verheißung hatte von Beginn an einen prominenten Fürsprecher. Stardirigent Herbert von Karajan setzte sich am 15. April 1981 in Salzburg vor die internationale Presse und stellte mit Vertretern von Philips und Sony die erste Compact Disc (CD) vor.
Anlass waren die Salzburger Festspiele. Doch Karajans prompter Abgesang auf Langspielplatte (LP) und Musikkassette (MC) trat erst Jahre später ein. Das völlig neue Abspielmedium musste sich erst behaupten.
Ein gutes Jahr nach der Weltpremiere vor nunmehr 30 Jahren wurde das erste Pop-Album auf CD gepresst. Die schwedische Erfolgsband Abba wollte mit ihrem letzten Album der runden Scheibe zum Durchbruch verhelfen. «The Visitors» hieß das erste CD-Album. Das passende Gerät für den neuen Tonträger mit einem Durchmesser von 12 Zentimetern und einem Loch von 15 Millimetern kam erst später auf den Markt. In Windeseile tastet im CD-Player ein Laser eine sechs Kilometer lange Spur ab und verwandelt die gespeicherten Daten in Signale.
Errungenschaft sollte Klang verbessern
Die Erfindung gelang Sony und Philips im Schulterschluss, doch die deutsche Industrie mischte entscheidend mit. In Langenhagen bei Hannover wurde die angeblich erste europäische CD-Fabrik eröffnet. Physiker und Ingenieure des Chemiekonzerns Bayer lieferten mit Makrolon den dazugehörigen Werkstoff.
Die Entwickler versprachen eine unvergleichbare Tonqualität. Auch der Österreicher Karajan trommelte für den guten Klang. Unangenehme Begleiterscheinungen wie Rauschen oder Knistern sollten ebenso der Vergangenheit angehören wie zerkratzte oder verstaubte Schallplatten. Allerdings ließ der Erfolg noch auf sich warten.
Vielen war die CD mit einem Preis von anfangs zwischen 30 und 45 Mark zu teuer, der CD-Player kostete zunächst so viel wie ein Fernseher. Der Aufbruch in das neue Musikzeitalter stockte. Nach Angaben des Bundesverbandes Musikindustrie wurden 1983 bundesweit 900.000 Alben auf CD verkauft. Die Schallplatte schaffte es damals auf rund 77 Millionen und die Musikkassette auf 46 Millionen Stück. Erst 1990 schaffte die CD den Sprung an die Spitze, und behielt die Vormachtstellung bis heute. Silberling und CD-Player waren bis dato preiswerter geworden.
CD verliert ihren Glanz
Das «kleine Runde» erwies sich neben der Musik auch für andere Bereiche als nützlich. Die CD wurde zu dem Speichermedium für Computerdaten. Die Kapazität wurde von 650 Megabyte auf inzwischen bis zu 50 Gigabyte erhöht. Für Filmvergnügen sollen die Formate DVD, HD-DVD und Blu-ray-Disc sorgen.
Heute befindet sich die Musik-CD auf dem Rückzug. Unerlaubte Raubkopien und das neue Musikformat MP3, das sich unabhängig vom Datenträger speichern lässt, machen dem Medium zu schaffen. Seit 1999 ist der CD-Absatz in Deutschland um ein Viertel eingebrochen. In die Lücke sind nun Internet-Downloads gestoßen.
Von der Schallplatte zu MP3 - Tonträger im Vergleich
Tonträger für Musik haben eine unglaubliche technische Entwicklung vollzogen. Mit dem Dateiformat MP3 ist die Festlegung auf ein Medium kaum mehr nötig. Trotzdem sind viele Tonträger noch heute en vogue. Die Nachrichtenagentur dapd dokumentiert die wichtigsten Errungenschaften.
- Langspielplatte (LP): Die Vinyl-Schallplatte wurde 1948 durch den ungarisch-amerikanischen Physiker Peter Carl Goldmark erfunden. Bis Ende der 70er wuchs die Schallplatte zum Tonträger Nummer eins. Unter Nostalgikern hat die Vinylscheibe bis heute nicht ausgedient. Auch HipHop-Fans und DJs sind ihr weiter treu. In Deutschland haben sich die Verkaufszahlen seit 2006 auf 1,2 Millionen Stück
verdoppelt.
- Musikkassette (MC): Eigentlich war die Kassette für Diktiergeräte gedacht, doch erst als Speichermedium für Musik wurde sie berühmt. Vor rund 50 Jahren wurde die Kassette für Normalverbraucher präsentiert. Für Autofahrten wurden CDs auf Kassetten überspielt oder Hits aus dem Radio aufgenommen. Unzählige Male musste das verdrehte Tonband wieder aufgewickelt oder die Seite gewechselt werden. Zuletzt belebte Grand-Prix-Titelverteidigerin Lena Meyer-Landrut mit ihrem Album «My Cassette Player» den Kult um
den dazugehörigen Rekorder.
- Compact Disc (CD): Kein anderer Tonträger war so erfolgreich. Zur CD gesellten sich schnell Accessoires wie voluminöse CD-Ständer oder tragbare CD-Player für unterwegs. Im Beilageheftchen namens Booklet darf nach Liedtexten und Fotos der Band geblättert werden. Heute treten platzsparende CD-Spindeln an die Stelle der CD-Ständer. Informationen zu den Musikern gibt es im Internet. Und die CD hat einen Makel. Die Beschichtung zersetzt sich nach etwa 30 Jahren von selbst.
- Mini-Disc (MD): Im Vergleich zu ihren Vorgängern gelang der MD nie ein nachhaltiger Durchbruch. Sie wurde Anfang der 90er als bessere Alternative zur Musikkassette positioniert. Die MD besteht aus einem Kunststoffgehäuse und einer integrierten Mini-CD.
- Audiodateien: Der Datenträger ist in der heutigen Zeit nicht mehr entscheidend. Mit Audiodateien wie MP3 oder WAV können Musik und Sprache auf CD, USB-Stick oder die Computerfestplatte gespeichert werden. Im Internet können die Formate problemlos heruntergeladen werden. Der Weg ins Geschäft ist nicht mehr nötig. Um die Dateigröße begrenzt zu halten, wird die ursprüngliche Musik komprimiert. Aus Expertensicht geht dies auf die Kosten des Klangs.