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Antidogma

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20 Jahre ADEvantgarde
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Vor zwanzig Jahren wurde das Münchener Festival ADEvantgarde von jungen Komponisten aus der Klasse Wilhelm Killmayer gegründet. Über die Manifeste und musikalischen Manifestationen der ersten ADEvantgarde sprach die Presse damals vom „Zwergenaufstand in München“. Doch das Festival hat standgehalten und nicht nur die Münchener, sondern die bundesweite Neue-Musik-Szene bereichert. Die künstlerische Leitung der 10. Ausgabe übernehmen 2009 zwei Komponisten der ersten ADEvantgarde-Stunde, Markus Schmitt und Moritz Eggert. Andreas Kolb traf sich mit den beiden zum Gespräch.

neue musikzeitung: ADEvantgarde findet unter dem Motto „Spielend“ statt. Warum?

Markus Schmitt: Das entstand aus dem Wunsch heraus, die spielerischen Tendenzen in der Neuen Musik stärker zu präsentieren.

nmz: Der Komponist nicht länger ein Schöpfer, sondern ein Spieler?

Schmitt: Wir beide gehen gerne mit Spiel, aber auch mit Spielregeln um und erfinden diese neu. Neben dem persönlichen Spaß interessieren uns auch die philosophischen Aspekte des Spiels. Wir haben vier Begriffe, die Roger Caillois entwickelt hat, konzeptionell ausgearbeitet: Alea, der Zufall, Illinx, der Rausch, Mimikry, das Imitieren, und Agon, der Wettkampf.

Moritz Eggert: Wir haben im Rückblick auf zehn Ausgaben des Festivals festgestellt, dass dieses Motto „Spielend“ schon die Quintessenz von 20 Jahren ADEvantgarde ist. Von Anfang an wollten wir ein Gegenmodell  zu anderen Festivals zeigen, die stark ideologisch geprägt sind und auf denen nur aufgeführt wird, wer der Dogmatik gehorcht. Wir wollten ein offenes und spielerisches Festival.

nmz: Welche einzelnen Programmpunkte stehen fürs spielerische, undogmatische Herangehen?

Eggert: Der Festivaltitel spiegelt sich am ehesten im Titel des Opernwettbewerbs wider, den wir veranstaltet haben: „Brot und Spiele“. So haben wir beispielsweise eine Oper, bei der es um Spielsucht geht, und eine Politsatire über „Auf dem Nockherberg“.

Schmitt: Ein weiteres neues Projekt ist eine Produktion von Münchner Kammerorchester und dem Ensemble Singer Pur. Unsere Idee war, ob man nicht Stücke suchen oder beauftragen könnte, die auch durchaus einem strengen Regelwerk folgen in ihrer Konzeption – und zwar kontrapunktischen Regelwerken – ohne dabei spröde oder trocken zu sein, sondern im Gegenteil Rauschhaftes zu erzeugen.

Eggert: Der Illinx-Begriff.

Schmitt: Genau. Wir haben deswegen ein Programm zusammengestellt mit sehr alten Werken, wie zum Beispiel einem Perotin-Organon, was wir dort in einer Neufassung aufführen werden, und wir haben Werke beauftragt zum Beispiel von Leopold Hurt und dem Schweizer Komponisten Stefan Wirth. Aber auch ein Ligeti-Stück ist dabei, es ist das erste Mal, dass wir Ligeti aufführen.

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