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Info-Code. Foto: Hufner
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Der Hörer muss den Code knacken

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Absolute Beginners 2017/07
Publikationsdatum
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Es ist meine feste Überzeugung, dass die Verächter Neuer Musik keineswegs von „Dissonanzen“, „Atonalität“ oder „Geräuschen“ abgeschreckt werden. Das sind einfach nur unbeholfene Hilfsbegriffe, die in Wirklichkeit ein ganz anderes Unbehagen ausdrücken, nämlich das Unbehagen vieler Hörer, nichts zu verstehen. 

Sie verstehen nicht, warum ein bestimmter Klang auf den anderen folgt. Es sind nicht die Klänge selber, die sie abschrecken, sondern deren fehlende Kausalität. Wenn sie deren Kausalität verstehen, folgen sie ihnen auch.

Jeder Hörer – auch der musikalisch unerfahrenste – versteht sofort, dass die schrillen und dissonanten Klänge, die der geniale Bernard Herrmann für die berühmte Duschszene in Hitchcocks „Psycho“ gefunden hat, eine Entsprechung in den stechenden Bewegungen des Messers und der Darstellung des Horrors haben. Es entsteht sofort ein kognitiver Effekt, der Wiedererkennung erzeugt, obwohl es sich um ganz typische Klänge „Neuer Musik“ handelt, die in einem anderen Kontext als unverständlich oder nervig empfunden würden. Damit kann man – um es in einer Laiensprache auszudrücken, die ich keineswegs herabwürdigen möchte – sofort „etwas anfangen“.

Wie aber nun kann man als junger Komponist diese Kausalität herstellen, die dem Hörer die Dekodierung der akustischen Zeichen erst ermöglicht? Man hat nicht immer ein Genie wie Hitchcock (oder in diesem Fall den Cutter Saul Bass) zur Verfügung, der einem Hilfestellung leistet.

Das Erfolgsrezept wäre also, ein Stück so zu komponieren, dass es sich während des Hörens gleichsam selbst erklärt, also die Auflösung des eigenen Codes in sich trägt. 

Nicht ohne Grund fühlen sich vor allem junge Komponisten bei jedem Stück wie am „Anfang“, als ob sie noch nie etwas komponiert hätten. Im Grunde ist dies vielleicht sogar eine ästhetische Strategie, um sich in einen potenziell unwissenden Hörer hineinzuversetzen.

Leider ist das vielen jungen Komponisten nicht bewusst. Es fällt ihnen schwer, sich in die Erfahrungswelt eines Hörers außerhalb ihrer eigenen Erfahrung hineinzuversetzen, und sie produzieren eine undurchdringliche Musik, die Gesetzen folgt, die man nicht ohne Weiteres von außen verstehen kann.

Das hat natürlich damit zu tun, dass die eigene Erfahrung während des Studiums keineswegs abgeschlossen ist (später ist sie es eigentlich auch nie), und es daher schwerer fällt, spielerisch aus dieser herauszutreten.

Die Dekodierung ist und bleibt also ein Problem, und als Lehrer kann man nichts anderes tun, als immer wieder den Part des komplett „Unwissenden“ einzunehmen und die notwendigen Fragen zu stellen, wie etwa „Wie geht es weiter?“ oder „Warum geht es so weiter, wie es hier weitergeht?“.

Das ist manchmal sehr mühsam, aber wenn man Glück hat, erzeugt man irgendwann im Studenten ein Bewusstsein für den wichtigen Blick „von außen“, der sich erst einen Reim auf das machen muss, was gerade in diesem Moment erklingt.

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