Wenn in heutiger Zeit Stücke oder gar Unterrichtsmaterial für ein Instrument wie das Naturhorn geschrieben werden, das eigentlich in der Kunstmusik auf Grund seiner technischen Rückständigkeit nichts mehr zu suchen hätte, so mag das nur auf den ersten Blick etwas mit Anachronismus zu tun zu haben. Denn das Naturhorn war an sich niemals ganz aus dem Musikleben verschwunden. Ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt, dass nach der Erfindung der Ventile Anfang des 19. Jahrhunderts noch sehr wohl Naturhörner im Orchester geblasen wurden, vor allem in Frankreich. Als Jagdhorn hat es sich sowieso seit jeher größter Beliebtheit erfreut und tut es noch heute. Tausende von Jagdhornbläsern tummeln sich heute im Musikleben auf der ganzen Welt und haben es für die durchweg als Laien auftretenden Spieler zu erstaunlicher Perfektion und Vielfalt gebracht. Und hier liegt auch eine erste Schnittstelle zu Harry Höfer, dem Verfasser der hier besprochenen Werke, der seit über dreißig Jahren Musik für Horn schreibt. Dass hierbei das Jagdhorn, sprich Naturhorn, eine wesentliche Rolle spielt, mag ein wenig verwundern, entspricht aber erfreulicherweise der Realität.
Wenn in heutiger Zeit Stücke oder gar Unterrichtsmaterial für ein Instrument wie das Naturhorn geschrieben werden, das eigentlich in der Kunstmusik auf Grund seiner technischen Rückständigkeit nichts mehr zu suchen hätte, so mag das nur auf den ersten Blick etwas mit Anachronismus zu tun zu haben. Denn das Naturhorn war an sich niemals ganz aus dem Musikleben verschwunden. Ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt, dass nach der Erfindung der Ventile Anfang des 19. Jahrhunderts noch sehr wohl Naturhörner im Orchester geblasen wurden, vor allem in Frankreich. Als Jagdhorn hat es sich sowieso seit jeher größter Beliebtheit erfreut und tut es noch heute. Tausende von Jagdhornbläsern tummeln sich heute im Musikleben auf der ganzen Welt und haben es für die durchweg als Laien auftretenden Spieler zu erstaunlicher Perfektion und Vielfalt gebracht. Und hier liegt auch eine erste Schnittstelle zu Harry Höfer, dem Verfasser der hier besprochenen Werke, der seit über dreißig Jahren Musik für Horn schreibt. Dass hierbei das Jagdhorn, sprich Naturhorn, eine wesentliche Rolle spielt, mag ein wenig verwundern, entspricht aber erfreulicherweise der Realität.Bei dem Versuch, mit dem Naturhorn Musik zu Gehör zu bringen, die mehr Töne beinhalten soll, als die der physikalisch festgelegten Obertonreihe, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man bedient sich so vieler verschieden gestimmter Naturhörner, bis alle Töne, die man braucht, vorhanden sind, oder man zaubert diejenigen Töne, welche nicht der Obertonreihe des gerade benutzten Horns entsprechen, durch Stopfen mit der rechten Hand im Schallbecher hervor. Diese Aspekte sind insofern von immenser Bedeutung, weil sie für zwei völlig unterschiedliche Ideale von Hornklängen stehen. Die eine mit ihren nur offenen Tönen, die quasi das Ventilhorn vorwegnehmen will, und die andere, die mit den ganzen lieben Unzulänglichkeiten des Stopfens, Dämpfens und wieder Öffnens des Klangs spielt, sie bewusst einsetzt und ihre Reize geschickt anzuwenden weiß.Das Naturhorn hat es schon lange verdient, auch im offiziellen Lehrplan der Musikschulen einen würdigen Platz zu finden. Und dazu ist mit der Naturhornschule Harry Höfers ein wichtiger und meiner Meinung nach längst überfälliger Schritt getan worden. An Hochschulen wird bereits seit vielen Jahren Naturhorn gelehrt, und das mit nicht immer ganz auf der Höhe der Zeit stehenden Unterrichtsmaterialien des 19. Jahrhunderts. Die Studenten sind in der Regel des Blasens an sich mächtig und wollen sich nun mit dem Instrument vertraut machen, entweder aus reinem Spaß an der Freude oder um damit auch auf dem nicht zu vernachlässigenden Markt der „Alten Musik“ ein wenig Fuß zu fassen. In modernen Sinfonie- oder Opernorchestern spielt das Naturhorn eine bisher eher untergeordnete Rolle.
Historische Naturhornschulen
Im Gegensatz zum Höfer‘schen Material gehen die meisten Naturhornschulen von einer strengen Trennung der hohen und tiefen Hornisten aus, das heißt, dass bei den hohen Bläsern eine quasi angeborene perfekte Höhe vo-rausgesetzt wird, welche nur noch durch oft grausam anstrengende Etüden „gestärkt“ wird. Bei den tiefen Bläsern werden neben den tiefen Tönen vor allem atemberaubende Akkordbrechungen trainiert. Während die hohen Hornisten früher wirklich reine Ansatzspezialisten mit zum Teil eklatanten tonlichen Schwächen waren, so setzte man bei den tiefen Bläsern eine weit höhere Flexibilität und einen schöneren Ton voraus, was dazu führte, dass Kammermusiken und viele Solowerke eher für tiefe und damit virtuosere Hornisten gedacht waren. Heute ist man in diesem Punkt ein
bisschen weiter, wobei die Trennung von hohen und tiefen Hornisten naturgemäß weiter existiert, allerdings nicht mehr so extrem. Höfer setzt diesen beiden Spezifikationen noch eine dritte, mittlere Klasse hinzu.
Und da genau setzt eines der Probleme mit Etüden und Übungen für Naturhornisten an. Gut zu üben heißt, seinen Ansatz auf alle Problemzonen des Horns einzustellen und mit den durchaus im Instrument vorhandenen Schwächen fertig zu werden. Das ist jedoch bei einem Naturhorn auf Grund der großen Abstände der Naturtöne in den ersten zwei Oktaven für einen ungeübten Bläser gar nicht so leicht. Es ist auch für einen erfahrenen Spieler nicht einfach, sich über einen längeren Zeitraum vernünftig ausschließlich mit dem Naturhorn einzublasen und damit für den musikalischen Alltag gerüstet zu sein. Leider wird auf diesen Umstand in Höfers Unterrichtsmaterial nicht hingewiesen, geschweige denn eine Lösung des Problems vorgeschlagen.
Um auf einem Naturhorn eine spezielle Tonart zu spielen, muss man zunächst den richtigen Bogen auswählen. Hier gibt es nun von B-basso bis c-alto fünfzehn Möglichkeiten, von denen aber für einen solistischen Vortrag nicht alle in gleichem Maße geeignet sind. Während die Jagdhor-nisten mit Es- respektive D-Hörnern ausreichend Material in Händen halten, um wenigstens die traditionellen Musiken zu bewerkstelligen, ist der Rest der Hornwelt auf wesentlich mehr Bögen angewiesen.
In folgendem Punkt sind sich die meisten historischen Schulen für Naturhorn einig: Die langen Bögen (B-basso bis Des) sprechen vor allem im Stakkato zu ungenau an und sind ab der dritten Oktave, in der sogenannten Clarinlage, in ihrer Treffsicherheit ein wenig anfällig für kleinere Störungen, sogenannte Kiekser. Bei den höheren Bögen (g bis a-alto) liegt die Clarinlage für viele Hornisten in unerreichbaren Lagen, diatonische oder chromatische Tonfolgen ohne Stopfen werden somit erheblich erschwert, zudem ist das Blasen in der Höhe sehr anstrengend. Die mittleren Bogenlängen (D bis F) sind somit am besten geeignet. Die Jagdhornbläser wissen schon, was sie tun. Zu Unterrichtszwecken sollten natürlich alle Tonarten ausgiebigst studiert werden, das heißt, sowohl alle Bögen, aber auch alle Tonarten, auch „bogenfremde“. Gerade die Orchesterliteratur verlangt durchweg eine große Flexibilität in der Handhabung dieser Dinge.
Eine weitere Problematik des Naturhornblasens, welche in den besprochenen Höfer’schen Werken keine Beachtung findet, ist die differenzierte Stopftechnik bei langen und bei kurzen Bögen. Da beim Wechsel der Bögen die Stürze, also der Teil des Korpus, der für das Stopfen mit der rechten Hand verantwortlich ist, nicht mit ausgewechselt werden kann, ändert sich auf Grund der unterschiedlichen Gesamtlängen des Horns bei verschiedenen Bögen auch der Grad, mit dem die Hand in der Stürze bewegt werden müsste. Viele Hornisten, die auf einem modernen Doppelhorn versuchen, auf dem B-Horn, was dem B-alto-Horn entspricht, zu stopfen, wundern sich des öfteren, warum einige Töne stimmen, andere wiederum nicht und es auf einigen Modellen gut und auf anderen überhaupt nicht geht. Will man auf einem langen Instrument einen Halbton durch Stopfen eines Naturtons erreichen, so fällt das Ergebnis im Unterschied zum kurzen Instrument bei genauerer Betrachtung ext-rem unterschiedlich aus, da die Hand beim völligen Schließen immer dieselbe Position einnehmen muss. Theoretisch ist es somit auf einem B-alto-Horn eigentlich unmöglich, einen Naturton um einen halben Ton heraufzustopfen, da die Hand auf Grund der kurzen Gesamtlänge des Horns proportional gesehen zu weit in die Stürze hineinlangt und es dort um genau dreiviertel eines Ganztons verkürzt. Das schränkt seinen Einsatz in einer Komposition, will man denn solche „Halbtöne“ verwenden, enorm ein.
Gerade bei Mischbesetzungen mit verschiedenen Stimmungen, wie Harry Höfer sie etwa in seinen Trios vorschreibt, kann das zu merkwürdigen Intonationsproblemen führen, über deren Lösung zumindest der Lehrer Bescheid wissen sollte. Entsprechende Anweisungen sucht man jedoch vergeblich. Überhaupt fallen die Erläuterungen, was die naturhornspezifischen Spiel- und Stopftechniken angeht, bei Höfer recht mager aus. In Anbetracht der teuren Anschaffungspreise für historische Hornschulen, die dann doch beschafft werden müssten ein nicht unbeträchtliches Manko.
Das neue Material
Nun ist Harry Höfer in erster Linie Komponist und für die Hornwelt unersetzlich. Die Spielstücke im Unterrichtsmaterial und die Sonaten sind sehr gut dazu geeignet, bei den noch unerfahrenen Hornisten durch den Reiz der Kompositionen, die Lust am Naturhornspiel zu wecken und weiter auszubauen. Die Duette und Trios besitzen, wie auch die fünf Sonaten, echte Aufführungsqualitäten und werden sicher nicht nur bei Musikschulveranstaltungen ihre Liebhaber finden. Das große Format der Noten und die äußerst kurzlebige Kunststoff-Ringbindung werden aber einer weiten Verbreitung der Noten eher hinderlich sein. Die Schreibweise und die musikalischen Spielanweisungen sind in einer Legende ausführlich erklärt und lassen nichts im Unklaren. Die vielen Stopfanweisungen und Erklärungshilfen im fortlaufenden Notentext lassen schon einmal den Überblick verlieren, stellt aber für diejenigen, die sich länger damit befassen, vermutlich keine besondere Schwierigkeit dar. Warum man jedoch alle Stopftöne ständig und bis zur letzten Note auch für junge Schüler in den Notentext hineinschreiben muss, ist nicht immer nachvollziehbar. Man sollte die Merkfähigkeit von Kindern und Jugendlichen nicht zu sehr unterschätzen.
Zum Notationsstil der verschiedenen Hornstimmungen muss man wissen, dass es auch hier zwei in sich recht unterschiedliche Verfahren gibt, die beide seit Generationen, wenn auch nicht völlig gleichberechtigt, nebeneinander existieren. Die klingende Notation als dritte Art soll hier, da sie nicht gebräuchlich ist, außen vor bleiben. Am gängigsten ist die Notation aller Stimmungen in C, bei der nur sehr wenige oder gar keine Grundvorzeichen vonnöten sind. Bei dieser Art erkennt der Spieler auf den ersten Blick, ob und wie er einen Ton hervorbringen, beziehungsweise was er zu seiner Intonationsreinheit unternehmen muss: bei offenen Tönen (Naturtöne) eben nichts weiter als richtig hineinzublasen und bei gestopften oder zu treibenden (Nicht-Naturtöne) eben das zu tun, was er für nötig erachtet. Da es hier enorme Differenzen zwischen einzelnen Hornisten gibt, ist die zweite Notationsart, die im Folgenden erklärt werden soll, fürs Naturhornspiel eigentlich ungeeignet. Bei dieser Art legt man eine Grundstimmung – bei Höfer ist es in der Regel Es-Dur – fest, an der sich dann alle anderen Stimmungen orientieren und diese bekommen dann eventuell Vorzeichen, sprich sie müssen transponieren. Beim Naturhorn verkompliziert sich die Sache insofern ungemein, als man bei transponierten Stimmen nicht auf den ersten Blick erkennen kann, was mit einem Nicht-Naturton zu machen ist. Hier hilft nur das Eintragen von Hilfszeichen, die den Notentext aber nicht gerade verschönern, und ein „Vom-Blatt-Spielen“ gar unmöglich machen. Für wirklich wichtige Eintragungen sollte der Spieler noch genügend Raum haben. Wenn man nun in einem Werk auch noch oft den Bogen wechseln muss, dann ist echte Denkarbeit gefordert. Für Anhänger der reinen C-Notation hat Höfer aber eine Fassung seiner Trios und Duette in der alten Schreibweise beigelegt, man hat also die Wahl.
In der Methodik einer Musikschulausbildung wird dieses Lehrwerk sicher einen hohen Stellenwert einnehmen. Es bietet unverbrauchte und reizvolle Musik, in der die Grundlagen des Naturhornblasens um eine wichtige und ernst zu nehmende Variante erweitert werden. Die anderen von Höfer vorliegenden Kompositionen für Naturhorn (Eigenverlag) sind ebenfalls hervorragend und können nur allerwärmstens zur Pflege des Ensemblespiels empfohlen werden. Dass in vielen Stücken (nicht den hier besprochenen) manchmal große bis sehr große Besetzungen gefordert sind, ist für viele Musikschulen, die Lust auf mehr bekommen haben, ein sicher nicht leicht zu lösendes Problem.
Harry Höfers Unterrichtsmaterial ist für die Unterstufe I und II (U I/II) sowie für die Mittelstufe (M) konzipiert, mit eigenen Bänden für Schüler und Lehrer:
U I/II: für Schüler ein Band wahlweise für hohes, mittleres oder tiefes Horn (die enthaltenen Spielstücke als Einzelstimmen); für Lehrer U I und II getrennt mit Partituren der Stücke
M: für Schüler ein Band für hohes oder tiefes Horn (Spielstücke als Teilpartituren); für Lehrer alles in einem Band; außerdem ein Transpositionsband
Die Sonaten I–V sind in Einzelheften erschienen. Horn- oder Klavierstimmen können einzeln bestellt werden
Bezugsadresse: Helga Höfer, Pastorskamp 59, 48301 Nottuln, Tel. 02509/282, Fax 93 05