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Flötenspieler, Komponist und Impressario

Untertitel
Friedrich der Große als Musiker und Monarch
Publikationsdatum
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Sabine Henze-Döhring: Friedrich der Große. Musiker und Monarch, C.H. Beck, München 2012, 256 S., Abb., € 18,95, ISBN 978-3-406-63055-2

Die Gedenkfeiern zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen haben inzwischen mit Ausstellungen und Podiumsdiskussionen ihren Höhepunkt erreicht. Auch liegen zahlreiche Neuerscheinungen vor, die sich fast alle mit Politik und Staatskunst des Königs befassen, weniger hingegen mit Philosophie und Kunst, obwohl sich Friedrich erklärtermaßen selbst als „Philosoph auf dem Thron“ sah. Umso erfreulicher ist, dass nun auch der Komponist und Musikliebhaber Friedrich eine Darstellung erfährt: Die an der Universität Marburg lehrende Musikwissenschaftlerin Sabine Henze-Döhring hat dem „Musiker und Monarchen“, so der Untertitel ihres Buches, eine liebevolle und ungemein materialreiche Darstellung gewidmet, die sowohl den Komponisten als auch den Theoretiker und vor allem den „Manager“ Friedrich würdigt.

Erfreulicherweise geht die Autorin dabei nicht in den üblichen biographischen Schritten vor, sondern analysiert in einzelnen Kapiteln jeweils bestimmte Themenbereiche, so etwa ausführlich den Komponisten Friedrich mit etwa 120 Flötensonaten, vier Flötenkonzerten und zwei Sinfonien; den Theoretiker, der mit seiner ebenfalls komponierenden Schwester Wilhelmine, Markgräfin von Bayreuth, über Fragen der Komposition fachsimpelte; den Librettisten, der zu Opern wie „Montezuma“, „Coriolan“ und „Silla“ die Libretti (zumindest die Entwürfe) verfasste; den Organisator von Hofkapelle und Hofoper, die bis zu 60 Musiker umfassten und zu den ersten Adressen in Europa gehörten; den Financier, der den begehrten italienischen Kastraten geradezu fürstliche Gagen zukommen ließ; und schließlich den Bauherrn, der in allen Schlössern, zumal in Neubauten wie Sanssouci und Neuem Palais, prächtige, noch heute genutzte Konzertsäle und Theater einbauen ließ.

Musik an einem Hof des 18. Jahrhunderts war nicht Selbstzweck, sondern sollte Status und Macht des Herrschers illustrieren. Und doch war es bei Friedrich weit mehr: Die allabendlichen Konzerte, die in Menzels berühmtem „Flötenkonzert“ einen so populären Ausdruck gefunden haben, waren wirklich private Veranstaltungen, weshalb wir über die jeweiligen Programme (leider) kaum etwas wissen. Sicher ist, dass der König fast immer auch selbst spielte. Es wurden Kompositionen seiner Hofmusiker Quantz und Graun sowie von Hasse aufgeführt. Wer bei den Konzerten mitwirkte, ist aus den erhalten gebliebenen Schatullenrechnungen ersichtlich. Von den Zeitgenossen wurde – zurecht oder aus Schmeichelei, das ist nicht immer deutlich – besonders sein berührendes Adagio-Spiel gerühmt („eine für einen Dilettanten seltene musikalische Begabung“). Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) ruhte fast aller Musikbetrieb, aber gleich danach nahm Friedrich ihn wieder auf, und so sparsam der König sonst war, so freigiebig, ja fast verschwenderisch verfuhr er bis zu seinem Tode in Sachen Oper und Konzert. Vorbild war ihm zeitlebens Italien, sowohl im Blick auf Komponisten wie Galuppi, Paisiello und vor allem Vivaldi (der Vorbild für Hasse, Graun und Quantz war) als auch bei Sängerinnen oder den damals in ganz Europa begehrten Kastraten. 

Unter der Hand wird diese Friedrich-Würdigung auch zu einem Stück deutscher Musikgeschichte im 18. Jahrhundert, aus der der Preußenkönig gar nicht wegzudenken ist. 

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