Als ich eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte und erst meine Privilegien und dann die News checkte, fand ich mich ungeheuer ermattet und legte mich wieder hin. War die Ankündigung der Uraufführung eines Flötenstücks namens „Superspreader“ ein erstes alarmierendes Anzeichen für das Nahen des Post-Coronismus? Legt das Virus tatsächlich die Geschmacksnerven lahm? Was würde ich zu erwarten haben… „Vaccinations“, „…nur ein Piks….“, „Impferenez/Wiederholung 89“ und wird mich jemand zum „Inzidance“ auffordern?
Wird es diskursive Musiktheaterinstallationen geben, in denen eine allegorische „Nebenwirkung“ ihr seltenes Unwesen treibt? Gerade hielt ich derlei für ein Facebook-Spässken, schon ist es Realität und mir ward bang. Denn ich will Chorstücke sehen, bei denen sich alle knuddeln müssen! Ich will durchgeknallt große Orchesterstücke, gigantische Orgeln und ebensolche Orgien. Ich will Concerti Riesengrossi für zwölfzigtausend Kontrabasssaxophone und Premierenfeiern nach jeder Aufführung. Ich will einen Tagesausflug nach Sodom-Gomorra und nicht nach Castrop-Rauxel.
Wer das nun mit Spaß verwechselt, ernährt sich vermutlich auch sonst vornehmlich von fettreduziertem Broccoli. Ich bitte ja nur höflich darum, dass wir diesem beknackten Virus mit Schwung in den Arsch treten. Jenseits der unbestreitbaren Tatsache, dass neunzig Posaunen besser klingen als eine verhungerte Darm-A-Saite ist auch klar: Wenn wir jetzt nicht Großes erdenken, werden wir schrumpfen – sempre non vibrato. Also: krabbeln wir subito an die Schreibtische und legen los!