Werner Holzwart: Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat… und wie die Geschichte weitergeht
Patmos Düsseldorf 2003/2005
Gleich zwei Musicals für Kinder sind hier fröhlich vereint: die berühmte Geschichte vom Maulwurf, der sich an dem Metzgershund Hans-Heinerich fürchterlich rächt und – so geht die Geschichte weiter – demselben auf den Kopf macht. Das schreit natürlich wiederum nach Rache, er macht sich auf den Weg und nimmt alle Tiere der Umgebung unter die Lupe, denn er weiß ja erst mal auch nicht, wer’s war. Dabei geben die beteiligten Fliegen, Tauben, Enten, Erpel und Kröten bekannte Melodien wie Trios „Dadada“ mit neuen Texten versehen von sich (Arrangements: Jürgen Treyz). Prominente Sprecher/Sänger wie Ben Becker (Hans-Heinerich) und Dirk Bach (Erpel) konnten gewonnen werden, aber auch ohne sie würden Kinder sicher ihren Spaß an der schwungvollen musikalischen Umsetzung haben…
Ursula Gaisa
Maya Singh, Christoph Schultheiß: Molly Motte bunt
Tapalo Music/Ed. Hemenay, Budde
Der Untertitel der CD beschreibt die enthaltenen Songs als „Popmusik für Mädchen“. Erwarten einen – oder vielmehr: eine – hier rosarote Texte unterlegt mit sanften Rhythmen statt mit hartem Beat? Maya Singh und Christoph Schultheiß ist es gelungen, moderne, gut gemachte Songs speziell für Mädchen im Alter zwischen 8 und 12 Jahren vorzulegen. Es sind insbesondere die Texte, die wunderbar in die Welt einer im 21. Jahrhundert Heranwachsenden passen und Themen aus dem Leben der fokussierten Altersgruppe behandeln: Mit „Mollys“ natürlicher, mädchenhafter und zugleich sängerisch starker Stimme ist man mittendrin und erlebt Begeisterung über eine ungestörte Party oder über das neue gemeinsame Leben mit Hund. Erscheinungen des „modernen“ Lebens wie Zeitnot sowohl bei Eltern wie bei Kindern fehlen ebenso wenig wie die Ermutigung zum „Nein-Sagen“.
Birgit A. Liebl
Die Blindfische: Im Netz
Terzio, ISBN 3-89835-403-2
Rockmusik für Kinder stellt die CD „Im Netz“ vor. Die „Blindfische“ sind seit 1993 unterwegs, um Kinder mit Musiktheater und Musik zu begeistern. Rockmusik, HipHop und Reggae finden sich in bunter Mischung auf der CD „Im Netz“. Ebenso bunt gemischt sind die Texte – von lustigen Einfällen wie das musikalisch afrikanisch klingende „Akku allee“, das sich nach genauerem Hinhören herausstellt als Gesang auf die Grenzen der Technik, bis hin zu nachdenklichen Texten über das, was Kinder bewegt: das Hin- und Hergerissensein von Scheidungskindern zwischen Mutter und Vater („Kleiner Fisch, dich trag ich immer bei mir“) oder das zwiespältige Gefühl der Heranwachsenden gegenüber den ersten Erfahrungen mit dem Küssen. Kindgerecht wie die Texte ist die mitreißende Musik: Musikvermittlung für Kinder, die auf diese Weise an qualitative „U-Musik“ herangeführt werden.
Gisbert Näther: Max und Moritz. Katja Riemann, Filmorchester Babelsberg, Scott Lawton, NCA 60111-215
Die Vertonung von Kinderbuch-Klassikern ist sicher eine der einleuchtendsten Formen von Musik für Kinder, zumal wenn es auf solch hohem Niveau geschieht. Gisbert Näther hat Buschs berühmteste Figuren und ihre Streiche mit gediegener, aber nie aufgeblasener Orchestermusik illustriert. Seine melodischen Einfälle sind originell und witzig, die Farbigkeit seiner Instrumentation beachtlich und mit gelegentlichen Jazz-Anleihen bringt er rhythmische Abwechslung ins Spiel. Punktgenau werden tonmalerische Pointen gesetzt, die das Filmorchester Babelsberg mit hörbarer Spiellaune serviert. Katja Riemann ist eine sorgfältig gestaltende Erzählerin und meistert die eingestreuten kleinen Lieder mit Charme und ohne Gesangs-Allüren. Mit seiner idealen Spieldauer von 45 Minuten hat dieses 1998 uraufgeführte Stück das Zeug zum Kinderkonzert-Klassiker.
Juan Martin Koch
Jörn Brumme, Blanche Elliz, Peter Schenderlein, Max Vonthien: 1x1 mit Rumpelstil
Rumpelstil GbR, Berlin
Das Einmaleins musikalisch dargestellt? Ist das nicht langweilig, klingt das nicht nach „Arbeit“? – Schon nach den ersten Liedern ist klar: Hier fühlt man sich sofort animiert, sich zu den mal rockigen, mal jazzigen bis hin zu perkussiv-betonten Klängen zu bewegen und das kleine Einmaleins einfach so mitzurechnen. Songs mit Geschichten zu den Zahlen wechseln mit Vertonungen zu 3er- bis 9er-Zahlenfolgen – immer wieder überraschend witzig, abwechslungsreich und mitreißend dargeboten. Musikalischer Einfallsreichtum trifft auf professionelle Umsetzung und lässt eine stimmige Kombination unterschiedlichster Klänge und Musikstile aus Vergangenheit und Gegenwart wie auch aus verschiedenen Ländern entstehen. Dabei stets herrlich wohltuend: die große Zahl der eingesetzten akustischen Instrumente.
Birgit A. Liebl
Jörg Hilbert, Felix Janosa: Das unverschämte Pianoforte
Musicom Schulz GbR 2005, CD 010213
Was Jörg Hilbert und Felix Janosa („Ritter Rost“) alles so einfällt, ist eigentlich immer originell, kindgerecht, aber nie „kindisch“, das heißt dass auch Erwachsene noch leuchtende Ohren bekommen können… So auch bei dieser Klaviergeschichte vom unverschämten Pianoforte, das der kleinen Jana zuläuft, nachdem es aus einem Klaviergeschäft hinausgeworfen wurde. Die beiden freunden sich an und Jana will den wilden Freund behalten, die Mutter macht aber zur Bedingung: „Es muss erst im Klavierunterricht gezähmt werden!“ Das Klavierchen ist nämlich äußert frech, streckt allen Leuten die Zunge heraus und ist noch dazu kitzlig. Bis die beiden ihren verdienten Applaus beim Vorspielabend einheimsen, gibt es manches Abenteuer zu bestehen. Erzählt wird das Ganze in musikalisch einfachen Stücken ausgeführt von einer kleinen feinen Combo. Zum Nachspielen gibt es passend zum Hörspiel die Noten und Texte in einem Buch vereint (Ricordi).
Ursula Gaisa
Sonny Kunst: Die Geschichte vom Ring des Nibelungen, 4 CDs / Buch
Edition Hieber (Allegra) MH 9024 CD / MH 9024
Eine gewagte Idee, Kindern den kompletten Ring erzählen zu wollen, und eine gute Idee. Sonny Kunst hat das komplexe Geschehen gut zusammengefasst, hat es vereinfacht, ohne es zu banalisieren. Eine schlichte Rahmenerzählung gibt die Struktur vor, Vater und Mutter wechseln sich beim Erzählen ab. Manfred und Franziska Ball sprechen – ein wenig betulich, aber das ist sicher Geschmackssache – diese Rollen. Im Mittelpunkt steht eindeutig die Handlung des monumentalen Zyklus, die Musik und vor allem den Wagner-Gesang zu vermitteln war offenbar nicht die Absicht, dazu hätte es längerer textfreier Abschnitte (für die auf den vier CDs durchaus Platz gewesen wäre) bedurft. So schafft die Musik eher eine Hintergrundatmosphäre. Wer hier mehr erwartet, wird möglicherweise enttäuscht sein, für einen ersten Zugang ist diese Version aber sicher gut geeignet. Das separat erschienene, sehr schön illustrierte Buch bietet sich als Ergänzung an.
Juan Martin Koch
Felix Janosa, Jörg Hilbert: Ritter Rost feiert Weihnachten
Terzio, ISBN 3-89835-706-6
Ritter Rost feiert samt Anhang, Burgfräulein Bö, Drache Koks und dem sprechenden Hut, passend zur Jahreszeit Weihnachten. Dass es dabei nicht gerade kindlich korrekt zugeht, ist klar. Das geplante Fest im ganz kleinen Kreis wird durch ein Dekret des König Bleifuß und viel Besuch von „lieben Verwandten“ empfindlich gestört, es geht wieder mal drunter und drüber auf der Eisernen Burg. Zum Schluss muss der Pizzamann das Weihnachtsmenü liefern. Veranschaulicht wird das Ganze in gewohnt witziger und ironischer Weise durch die genialen Illustrationen von Jörg Hilbert (auch Texte) und die frechen Songs von Felix Janosa, der wieder alle Register des Genres „Musical für Kinder“ zieht. Dieser bereits 2003 erschienene Band erhielt übrigens neben dem LEOPOLD auch den Sonderpreis der Kinderjury „Poldi“.
Ursula Gaisa
Robert Metcalf/Andreas Röckener: Zahlen, bitte!
Terzio, ISBN 3-89835-755-4
Die Zahlen von eins bis zwölf spielerisch beziehungsweise auf musikalischem Weg zu lernen, das ist natürlich der pädagogische Hintergrund dieser Geschichte mit beigelegter CD. „Eins plus eins macht zwei! So beginnt die Zählerei.“ – jeder Zahl ist ein Liedchen zugeteilt: Da ist die Rede von der magischen Drei, der Vier im Quartett, von den fünf Fingern, der gewürfelten Sechs, den sieben Tagen der Woche und so weiter. Die Zahlen werden aber nicht nur durch die Texte, sondern auch durch charakteristische Rhythmen illustriert und im Buch (Illustrationen von Andreas Röckener) kann man dabei noch so genannte Wimmelbilder betrachten, die jeweilige Zahl kann man in allen möglichen Farben und Formen dargestellt entdecken. Bei so intensivem Einbläuen lernt bestimmt schon jedes vierjährige Kind die Zahlen ganz schnell.
Ursula Gaisa
Des Kaisers neue Kleider. Mit Musik von Tosti, Lully, Wagner und anderen, Sprecher: Matthias Brandt.
See-Igel, ISBN 3-935261-07-1
Das Konzept der Märchen-Produktionen des See-Igel-Verlages ist ebenso schlicht wie einleuchtend. Eine Geschichte wird erzählt und Musik erklingt. Aber nicht als Hintergrundkulisse, sondern als Element eigenen Rechts. Man lauscht abwechselnd dem Sprecher und der Musik, die – eigens und mit vorbildlicher Sorgfalt eingespielt – das Geschehen dezent kommentieren kann, aber nicht muss. Oft nimmt sie nur ganz allgemein den Stimmungsgehalt des Erzählten auf. Im Fall des Kaisers, der am Ende (in dieser Version nicht ganz) nackt dasteht, stehen Lieder Francesco Paolo Tostis in dezenten Salon-Orchester-Versionen im Mittelpunkt und zu des Kaisers öffentlichem Gang durch die Straßen haben sich die Produzenten einen köstlichen Streich erlaubt, der sich – so viel sei verraten – um Wagner dreht. Besonders lebendig wird dieses Hör-Musik-Buch durch Matthias Brandts brillant in verschiedene Rollen schlüpfenden Vortrag.
Juan Martin Koch
Der Schweinehirt. Musik von Carl Reinecke, Andreas Grau/Götz Schumacher, Klavier, Sprecher: Ulrich Noethen, Edition See-Igel, ISBN 3-935261-06-3
Die Besonderheit dieser zweiten Andersen-CD ist, dass zum Märchen vom Schweinehirten eine Originalmusik des langjährigen Leipziger Gewandhauschefs und Musikpädagogen Carl Reinecke überliefert ist. Das Duo Grau-Schumacher ist Garant für eine feinsinnige Interpretation dieser liebenswerten Musik zu vier Händen, die einzelne Episoden fein charakterisiert. Romantische Miniaturen „im Märchenton“ sind es, mit denen Reinecke hier kleine, mal barockisierende, mal sachte programmmusikalische Kommentare einschiebt. Auch ein Volkslied hat er an nahe liegender Stelle versteckt, aber das werden die jungen Zuhörer schnell finden. Ulrich Noethen (der Herr Taschenbier aus den schönen Sams-Verfilmungen) spricht den Text sorgfältig, mit zurückhaltendem Charme.
Juan Martin Koch
Wunder mit Huhn. Musik von Pärt, Brahms, Bruch, Járdány und anderen, Sprecher: Christian Brückner, Edition See-Igel, ISBN 3-935261-03-9
Kein Märchen ist auf der dritten vom VdM prämierten See-Igel-CD zu hören, sondern eine Geschichte von Ute Kleeberg selbst, die sonst die Textbearbeitung der Vorlagen übernimmt. Ganz ruhig und unspektakulär entwickelt sich die Rückkehr des missmutigen, deprimierten Eigenbrötlers Fridolin Vogel ins Leben, in dem fortan nicht nur für ein Huhn Platz ist. Die von Uwe Stoffel, Friedemann Dähn und Thomas Wellen tadellos eingespielte Kammermusik mit Klarinette, Violoncello und Klavier kommt von Bruch, Brahms, Fauré, Webern, Schostakowitsch, Pärt und – als Erstaufnahme seiner Cellosonatine – von Pál Járdány. Erfreulich, dass am Ende Zeit bleibt, Pärts „Spiegel im Spiegel“ ganz zu hören, das zuvor in Ausschnitten den Puls für den ruhigen Erzählton vorgibt, den Christian Brückner souverän aufgreift.
Juan Martin Koch
13 x 3 und du bist dabei. Kinderlieder für alle Tage und besondere Gelegenheiten,
Helbling, ISMN M-50022-348-1
Freunde haben, sich allein fühlen, mit den Regenmännchen in den Pfützen tanzen wollen oder einfach nur von den Erwachsenen angenervt sein – Kinder können mit den Liedern der CD „13 x 3 und du bist dabei“ alle Themen besingen, die sie bewegen. Und sie werden es gerne tun! Denn die 20 Lieder Ruth Schneidewinds kleiden witzige, tiefgründige und doch leichte Texte in eingängige Melodien, so dass sie sich wohl bald zu Ohrwürmern entwickeln dürften. Schneidewind und ihre Musiker haben die Lieder bunt, vielfältig und vor allem handwerklich gut arrangiert und eingesungen/-gespielt und zeigen hier, dass es sie gibt: Musik für Kinder, die nicht nur mit Gitarre und samtweicher Stimme im immergleichen Sound daherkommt, sondern mal nach Jazz, mal nach Rock’n’Roll klingt oder gar einfach nur verrückter Sprechgesang ist und dennoch immer Musik zum Mitsingen für Kinder bleibt.
Alois Späth
Der Fernseher ist kaputt. Neue Kinderlieder für dich und mich,
Helbling, ISMN M-50022-538-6
Schon der allererste Titel „Mutproben-Rap“ verrät es: Auf der CD „Der Fernseher ist kaputt“, sind Lieder von Ruth Schneidewind zu hören, welche die Themen und das Lebensgefühl der Teenies ansprechen wollen. Die Nachfolge-CD von „13 x 3 und du bist dabei“ bietet wieder ausgefeilte Arrangements mit Anlehnungen an Rap, Jazz oder auch griechischen Syrtaki (!). Während der Pubertäts-Song „Ich bin, wie ich bin“ mit seinem Jazz-Kleid so trotzig und keck klingt, wie der Text selbst ist, geht es in „Der Fernseher ist kaputt“ um eine Tatsache, die für Jugendliche wirklich zum Problem werden kann. Andere Lieder laden dagegen einfach zum Träumen ein. Ein bunter Mix, der Kindern gefallen könnte – wenn sie sich nicht schon auf dem iPod alle Hits „reingezogen“ haben und finden, dass der „Mutproben-Rap“ vielleicht doch nicht so ganz nach Rap a la 50 Cent klingt.
Alois Späth
Sternschnuppe: Auf der Mauer auf der Lauer,
Sternschnuppe-Verlag, ISBN 3-932703-561
Kinderlieder vom Schicksal zu befreien, zwischen Synthiegedudel und vervielfachten Kinderstimmen zermalmt zu werden, hat sich das Sternschnuppe-Team diesmal zur Aufgabe gemacht. Mit gewohnt pfiffigen und exzellent eingespielten Arrangements stellen sie alte Bekannte wie den Bi-Ba-Butzemann, das Männlein im Walde oder das Hänschen klein als neue Freunde vor. Hinzugedichtete Strophen und stilistische Ausflüge zum Wiener Heurigen oder in Bluegrass-Gefilde erneuern das Repertoire behutsam, kleine gesprochene Ratespiele lockern die Abfolge auf. Sehr erfreulich auch das gesangliche Niveau der jungen Mitwirkenden, Namen wie Evelyn Huber an der Harfe, Mulo Francel am Sax oder Rudi Zapf am Hackbrett schließlich garantieren eine fast schon luxuriöse Begleitatmosphäre, die eigentlich der Standard solcher Produktionen sein müsste.
Juan Martin Koch