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Musikalische Tradition bewahren

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Ein Bericht zur D-A-CH-TAGUNG 2004 in Krems (Österreich/Wachau)
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Direkt an der Donau liegt das neu eröffnete Haus der Regionen „Volkskultur Europa“ in Krems-Stein, in dem die D-A-CH-Tagung (Tagung Deutscher, Österreichischer und Schweizer Tonkünstler) in diesem Jahr stattfand. Unter der hervorragenden organisatorischen Leitung von Mag. Marieluise Koch waren nicht nur die Referenten und Zuhörer im Tagungsraum bestens versorgt, sondern es wurde darüberhinaus auch ein fulminantes Abend- und Stadtprogramm geboten.

Gleich am ersten Abend waren die Gäste durch den Landeshauptmann des Bundeslandes Niederösterreich zur Weinprobe mit Buffet ins Weingut Krems gebeten, wo drei Spitzenweine zu verköstigen waren. Um der Einladung auch das thematisch passende Ambiente zu verleihen spielte eine Blaskapelle auf, die nach den ersten Vorträgen über „Volksmusik“ den praktischen Bezug nahebringen konnte. Die Pädagogen und Liedsänger übten überdies mit der anwesenden Gesellschaft das Lied „Singen ist unser Freud..“ ein, sodass auch Musikwissenschaftler und Redakteure zur Praxis der Volksmusik herangezogen wurden.

Die Kunstmeile in Krems mit drei spektakulären Ausstellungen war im Stadtrundgang enthalten. Ein eindrucksvolles Erlebnis, zumal es sich bei den Ausstellungen um das wohl einmalige Karikaturen-Museum handelte, um eine Expressionisten-Ausstellung im Stadtmuseum und die Vorstellung der gut laufenden Artothek, einer Kunstausleihe fürs Volk, ähnlich der Stadtbücherei anderer Orte.

Im Festspielhaus des nahe gelegenen St. Pölten war am Abend im großen Saal des neuerrichteten Hauses die Volksliedveranstaltung „aufhOHRchen“ angeboten, ein Konzert mit verschiedenen Volksmusikgruppen Österreichs. Die Referate der Tagung umfassten thematisch nahezu alle Facetten des Bereichs Volksmusik, sowohl musikpädagogisch, als auch wissenschaftlich und praktisch, bis hin zur Repräsentation der Volksmusik in den Medien. Das Eröffnungsreferat am Freitag, dem 8. Oktober hielt Prof. Herrmann Härtel vom Volksliedwerk Steiermark mit dem Thema „Volksmusik in Bewegung – von der Überlieferung zum pädagogischen Konzept“. Nicht nur hier, sondern auch in anderen Vorträgen war die wichtige Frage thematisiert: wie bringt man der Jugend die Volksmusik nahe und wie können wir die musikalischen Traditionen eines Landes bewahren, trotz der europäischen Einflüsse auf unsere Jugend und deren hohe Attraktivität. Die Musikethnologin Prof. Dr. Brigitte Bachmann-Geiser aus Berlin hielt unter dem Titel: „Schweizer Volksmusik zwischen Tradition und Experiment“ einen beachtenswerten Vortrag über die Geschichte des Alphorns und die Verwendung des Instrumentes auch in der neuesten Musik.

Die Musikpädagogin und Projektleiterin Mag. Else Schmidt stellte mit diversem Anschauungsmaterial das österreichische Schulprojekt „Mit allen Sinnen“ vor und Dr. Peter Kostner, Professor an der Pädagogischen Akademie Innsbruck und Leiter der Abteilung Volks- und Blasmusik im ORF Tirol, nahm Stellung zu Aspekten volksmusikalischer Praxis aus medialer und pädagogischer Sicht. Aus Deutschland waren die Referenten Dr. Erich Sepp aus München, Dr. Adelheid Krause-Pichler aus Berlin sowie Ulrike Zöller aus München angereist. Dr. Sepp erläuterte sehr plausibel die Einführung und Weiterführung des dreistimmigen Singens in der Volksliedpflege in Bayern, während Dr. Krause-Pichler eine Untersuchung der unterschiedlichsten Begriffe über Volksmusik betrachtete und darüberhinaus über die kritische Situation der Volksmusikpflege in Norddeutschland hinwies. Ulrike Zöller sprach kompetent zum Thema „Tradimix – neue Entwicklungen in der Alpenmusik und ihre Darstellung im Bayerischen Rundfunk“. Abschließend waren interessante Beiträge zu hören von Dr. Christof Spörk, Journalist und Politikwissenschaftler aus Wien, der die neuesten Tendenzen vorstellte mit „global.kryner – die Neue Neue Volksmusik“ und Oliver Holzenburg aus Basel mit einem Beitrag über umfassenden Instrumentalunterricht im Zupfinstrumentenbereich.

Wie bei allen Tagungen standen neben den durchweg qualifizierten Vorträgen die Diskussionen am Round-Table im Mittelpunkt, der Austausch von Meinungen und das Nachfragen bei brisanten Themen ist der eigentliche Schwerpunkt der Veranstaltung. Diese Diskussionen wurden sehr geschickt und kompetent moderiert von den Vertretern der Tonkünstlerverbände Österreichs und der Schweiz Prof. Wolf Peschl und Dr. Bernhard Billeter.

Wie in all den vergangenen Jahren hat sich das Zusammentreffen von Fachleuten aus den verschiedenen Ländern als überaus positiv erwiesen. Zu bedauern ist allerdings, daß trotz intensiver Werbung neben den vielen Referenten viel zu wenige Zuhörer anwesend waren, ein Fakt, der nach Möglichkeit geändert werden soll. Die nächste D-A-CH-Tagung findet im Oktober 2005 in Basel statt und hat das Thema: Musik und Gewalt.

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