Die neue musikzeitung hat ihre interaktiven Tätigkeiten ausgeweitet. Mit dem Kulturinformationszentrum stellen wir die engagierte Diskussion in das Zentrum der Aktivitäten im Netz. An dieser Stelle können Fragen gestellt, Informationen verbreitet und die Arbeiten anderer kultureller Initiativen zur Darstellung gebracht werden.
Neuer Auftritt für die Luzerner Meisterkurse
2004 startet die Lucerne Festival Academy mit über 180 Teilnehmern
Als Arturo Toscanini 1938 das Musikfest Luzern gründete, rief er beinahe zeitgleich Meisterkurse mit ins Leben, die bis heute zu den renommiertesten in Europa zählen. Die Liste der Dozenten in dieser frühen Zeit ist beeindruckend, darunter etwa Ernest Ansermet, Paul Baumgartner, Edwin Fischer, Carl Flesch, Enrico Mainardi, Rafael Kubelik oder Arthur Honegger.
Jetzt will der Luzerner Festspielintendant, Michael Haefliger, an diese Tradition mit einer Festival Academy anknüpfen. Zu den bisherigen drei Schwerpunkten des Festivals, „Sommer”, „Ostern” und „Piano” kommt mit der Akademie ein vierter Topos gleichberechtigt hinzu, die Lucerne Festival Academy, die jeweils drei Wochen innerhalb des Sommerfestivals stattfinden soll und die engstens mit den Konzerten und Projekten verbunden sein wird.
Die Akademie hat aus große Chancen aus dem riesigen Angebot musikalischer Weiterbildung herauszuragen. Wie nirgendwo anders spielt die Moderne hier eine Hauptrolle. Dafür steht der Name des künstlerischen Leiters, Pierre Boulez. Das Ensemble Intercontemporain stellt die Instrumentaldozenten und Cliff Colnot, Chef des Civic Orchestra, dem Nachwuchsorchester des Chicago Symphony Orchestra, ist als Assistent von Boulez engagiert. Vierter in diesem Kompetenz-Team in Sachen neuer Musik ist die Musikhochschule Luzern mit ihren idyllisch über dem Vierwaldstätter See gelegenen Räumlichkeiten.
Die Lucerne Festival Academy spricht die jungen Musiker an, die hauptsächlich an der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts interessiert sind und Praxis, Erfahrung und Kontakte in diesem Gebiet erlangen wollen. Diesen Sommer war Probelauf, 18 Akademisten hatten die Gelegenheit, Teilnehmer der so genannten Lucerne Festival Preview Academy zu sein. 2004 soll bereits der Vollbetrieb laufen, mit 180 Instrumentalisten, aus denen sich ein Akademieorchester formen wird. Weiter können pro Jahr zwei Dirigenten, zwei Komponisten sowie sechs Pianisten teilnehmen (Dozent Maurizio Pollini) – auch Hörerplätze wird es natürlich geben.
Ein zentraler Gedanke der Lucerne Festival Academy ist es, die Verbindungen zwischen Interpreten und Komponisten zu fördern. Zu diesem Zweck erteilt die Academy alle zwei Jahre einen Kompositionsauftrag für großes Orchester an zwei junge, am Beginn ihrer Karriere stehenden Komponisten. Zwei Jahre stehen für den Kompositionsprozess zur Verfügung, dessen Phasen von Pierre Boulez begleitet werden. Bereits nach einem Jahr können Fragmente des neuen Werks mit dem jeweiligen Akademieorchester erarbeitet werden. Im Jahr darauf werden die neuen Werke in Luzern zur Uraufführung gebracht. ak
Orchester Mainz in Gefahr
Eine Welle der Empörung geht durch Rheinland-Pfalz: ein umstrittenes Strukturpapier des Ministers für Kultur, Jürgen Zöllner, bringt die Orchesterlandschaft in Aufruhr. Seine Pläne zur Neuordnung sehen unter anderem vor, dass die Finanzierung der Theater in Mainz, Koblenz und Trier samt ihrer Orchester und der als Konzertorchester fungierenden Staatsphilharmonie Ludwigshafen bis 2005 gesichert ist, ab 2006 aber sollen zwei Millionen Euro eingespart werden, ohne die Existenz der vier Bühnen zu gefährden. Um die hohe Qualität der Orchester noch zu steigern, sollen die Staatsphilharmonie und das Philharmonische Orchester des Staatstheaters Mainz, beide bislang B-Orchester, zu einem A-Orchester mit den beiden Standorten Ludwigshafen und Mainz zusammengelegt werden. Rund 60 Stellen würden dadurch entfallen. Starke Reaktionen gab es von Seiten der Mainzer Bevölkerung (siehe unser Foto: Andreas Hauff), Intendant Delnon erklärte das Orchester zum „elementaren Bestandteil des Staatstheaters Mainz“. ah
Damoklesschwert über Lindenoper
Der bauliche und technische Zustand der Berliner Staatsoper Unter den Linden ist nach Einschätzung ihres Intendanten Peter Mussbach dramatisch. Er befürchtet, dass das Haus aus Arbeitsschutzgründen geschlossen werde. Lediglich die Steuerung der noch aus DDR-Zeiten stammenden Obermaschinerie werde repariert. Mussbach bezeichnet dies als „rausgeschmissenes Geld“. Da es diese Technik nicht mehr gebe, müsse später ohnehin alles neu installiert werden. Die gesamte Bühnentechnik und das Magazin seien marode, Wasser dringe in das Fundament ein, auf die Probenbühne regne es, und der Zuschauerraum sei ebenfalls renovierungsbedürftig. „Ein in Deutschland einmaliger Fall“, so Mussbach. Über der Staatsoper schwebe das Damoklesschwert. Die Sanierungskosten werden auf 120 Millionen Euro geschätzt.
Stiftung für Kulturarbeit an Bayerischen Schulen
Die Kultusministerin des Freistaates Monika Hohlmeier (CSU) hat zu Beginn des neuen Schuljahres 2003/04 eine eigene Kunst- und Kulturstiftung für die bayerischen Schulen ins Leben gerufen. Die deutschlandweit einzigartige Stiftung „art.131“ soll in Zukunft die künstlerisch-kulturelle Bildung der Schüler intensivieren. „Wir wollen prominente Künstler und Kulturschaffende gewinnen, die das Schulleben bereichern“, betonte Hohlmeier. Bereits zugesagt haben ihren Worten nach unter anderen die Geigerin Julia Fischer, Regisseurin Caroline Link, Dirigent Marcello Viotti, der Schriftsteller Nevfrel Cumart und der Bildhauer Stefan Huber. Die Ministerin verspricht sich von den Begegnungen mit den Profis „faszinierende Schlüsselerlebnisse, die die Schüler ihr Leben lang nicht vergessen“.
Universal senkt Preise
Der Musikkonzern Universal Music Group will mit einer Preissenkung von bis zu 32 Prozent die zuletzt mageren CD-Verkäufe in den USA wieder ankurbeln. Damit soll eine CD der Vivendi-Universal-Tochter ab dem 1. Oktober nur mehr 12,98 Dollar kosten, viele CDs werden sogar für nur 9,99 Dollar erhältlich sein. Mit der Preissenkung will Universal eine „Revolution“ in der Musikindustrie starten, die durch Internet-Piraterie und gesunkene Verkaufszahlen zuletzt stark gebeutelt wurde. „Wir machen damit einen gewagten strategischen Schritt, um die Leute wieder in die Musikgeschäfte zu locken“, so Doug Morris, Chairman und Chief Executive von Universal Music. Konsumenten haben sich schon lange über die hohen Preise von CDs beschwert, die häufig teurer als DVDs sind. Der neue CD-Preis betrifft fast alle Angebote, sowohl alte als auch neue Aufnahmen. Ausgenommen sind klassische und Latino-Musik-Titel sowie CD-Box-Sets.
Rheingau Musikpreis
Den Rheingau Musikpreis 2003 erhält der Geigenbaumeister Peter Greiner. Die durch das Rheingau Musik Festival initiierte Ehrung wird in diesem Jahr zum zehnten Mal vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst zur Verfügung gestellt. „Wie kein anderer seiner Zunft“, so heißt es unter anderem in der Begründung der Jury, „ist es Greiner gelungen zu beweisen, dass auch in dem weitgehend auf die Pflege und die Restauration alter Meisterstücke konzentrierten
Streicherbereich der Bau neuer Instrumente faszinierende Möglichkeiten und Perspektiven erschließen kann. Die Verleihung des Rheingau Musikpreises an den Geigenbaumeister Peter Greiner findet am 23. November 2003 statt. Die Laudatio hält Thomas Kakuska, der Bratscher des Alban Berg Quartetts, die musikalische Umrahmung der Feierstunde übernimmt der Geiger Christian Tetzlaff.
Aus für Salzsaga
Die eigens für die Produktion des Musicals „Salzsaga“ gegründete deutsche Theater am Königssee-GmbH hat laut Geschäftsführer Robert Pietsch Insolvenz angemeldet. Als Ursache nannte er den heißen Sommer, man hätte einfach mit mehr Besuchern gerechnet. Rund 170 Mitarbeiter, davon 53 Festangestellte, sind bei der GmbH beschäftigt und bekommen seit August keine Gehälter mehr ausgezahlt. Der Insolvenzantrag soll allerdings keine Auswirkungen auf die restlichen Aufführungen haben. Das Musical solle planmäßig bis 26. Oktober über die Bühne gehen. Seit der Premiere am 12. April bringt die Theatergesellschaft die „Salzsaga“ in einer Zeltarena mit 1.300 Plätzen am Ufer des Königssees in Schönau nahe Berchtesgaden auf die Bühne. Das Musical entstand nach der Romanvorlage „Der Mann im Salz“ von Ludwig Ganghofer. In das Projekt waren nach Angaben der Veranstalter 6,5 Millionen Euro investiert worden.