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Symbolbild für ein xbeliebiges Studio für elektronische Musik in Irgendwo. Foto: Hufner
Symbolbild für ein xbeliebiges Studio für elektronische Musik in Irgendwo. Foto: Hufner
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nachschlag: das nationale kleinod, das keiner will

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die zukunft des studios für elektronische musik des WDR steht auf dem spiel
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köln, 11.1.2020 – parallel zum wirtschaftswunder hat das junge nachkriegsdeutschland noch ein anderes wunder hervorgebracht, das ebenfalls bis heute nachwirkt: eine neue art über musik und klang nachzudenken, die auch eine neue art von musik gebar.

und ebenso wie beim wirtschaftswunder geschah das in enger verzahnung mit partnern in ganz europa und der welt, ja man kann sogar sagen, dass eine europäische integration hier viel früher gelang als im wirtschaftsraum.

dieses wunder ist eng mit der stadt köln verknüpft, noch enger mit dem WDR und da ganz konkret mit dem elektronischen studio, dessen gründung 1951 einen meilenstein der musikgeschichte darstellt, der so universell bedeutsam ist, dass sogar google ihm am 18.10.2017 zum 66. geburtstag ein doodle widmete, eines jener grafischen icons, die für einen tag die homepage der suchmaschine zieren, um auf der ganzen welt an wichtige ereignisse zu erinnern.

fast forward 2020: seit seiner auflösung 1998, nach 22 jahren im dornröschenschlaf in einem kellergeschoss unter einem fitnessstudio in einem kölner vorort, ist die zukunft dieses nationalen kulturgutes unbegreiflicherweise noch immer ungeklärt.

oder, genauer gesagt, wieder ungeklärt, denn bis gestern sah es so aus, als würde das studio in räumen von schloss mödrath (übrigens der geburtsstätte von karlheinz stockhausen, der eng mit der geschichte des studios verknüpft war), auf initiative eines privaten investors und kunstsammlers ein neues zuhause finden. gestern wurde jedoch eine mitteilung publik, dass der WDR das angebot der unterbringung nun endgültig ausgeschlagen habe.

vorangegangen waren langwierige verhandlungen seit 2015, der knackpunkt am ende war – wenig überraschend – das geld, das benötigt wird, um aus den zur verfügung gestellten räumen mehr als nur eine lagerstätte zu machen. da die technik bis heute weitgehend einsatzbereit ist, sollte daraus sinnvollerweise ein „lebendiges museum“ werden, eine residenz- und arbeitsstätte für musiker, ein aufführungsort. die unterhaltskosten waren mit ca. 200.000 pro jahr veranschlagt, eine vergleichsweise geringe summe angesichts der bedeutung der einrichtung.

andere haben vorgemacht, wie so etwas gehen könnte, wie etwa die stiftung EMS studios in stockholm, wo ein weltweit geschätzer bestand an analoger technik dafür sorgt, dass internationale musiker*innen und komponist*innen schlange stehen, um sich für einen arbeitsaufenthalt dort zu bewerben. gerade weil analoge technik und ihre lebendige nichtlinearität in zeiten von digitalem „total recall“ seit einigen jahren eine ungeahnte renaissance erfährt.

es gab gespräche bis hin zur ebene der ministerin für kultur und wissenschaft des landes NRW, einen träger für das studio zu finden. versuche, die musikhochschulen des landes in die pflicht zu nehmen, führten ins leere, da diese keine möglichkeit sahen, ein so großes erbe sinnvoll in ihren lehrbetrieb zu integrieren. als landesinstitutionen hätten sie ja letztendlich auch nur geld, das sie vom ministerium bekommen, weiterreichen können, geld, das sie für ihre regulären aufgaben dringend brauchen – ein extra für den betrieb des elektronischen studios war ja nicht in aussicht gestellt.

und die stadt köln? und der WDR? man wundert sich, dass da – vom rühmlichen einsatz einzelner abgesehen – so gar kein bewusstsein für die bedeutung und die daraus erwachsende verpflichtung diesem weltweit einzigartigen ensemble an geräten und archivalien gegenüber zu bestehen scheint.

das studio auf eine kuriose sammlung von apparaten aus der steinzeit der elektronischen musik zu reduzieren, mit der man allenfalls auf ebay noch astronomische preise erzielen könnte, greift ja viel zu kurz.

das – weit weniger bekannte – siemens studio für elektronische musik hat längst seinen platz im deutschen museum in münchen gefunden. wieso schaffen es WDR und die stadt köln nicht, in einer konzertierten aktion, ihrem studio endlich ein zuhause zu geben?

die uhr steht schon weiter als kurz vor zwölf: volker müller, der letzte technische leiter des studios und einer der letzten, der in vielgefragten führungen noch kompetente einblicke in dessen geschichte und technik geben kann, nähert sich seinem achtzigsten geburtstag.

will köln – und hier sind WDR und stadt gleichermaßen gemeint – sich ein weiteres mal vor der verantwortung für seine geschichte drücken?

es ist beschämend, dass eine stadt und eine institution, die sich beide selbst gerne für ihre beiträge zur entwicklung eines neuen musikdenkens rühmen lassen, es nicht zustande bringen, eine so geringe summe aufzubringen.

es geht nicht um ein weiteres museum, es geht um lebendige kultur – weltkultur!
und um den internationalen rang von köln als kulturstadt.

hans w. koch, komponist und klangkünstler, professor für sound an der kunsthochschule für medien köln

 

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